Bottrop. . Er entschied auf Strafstoß, bekam eine Ohrfeige. Schiedsrichter Niklas Sapountzoglou wurde angegriffen. Er brach das Spiel ab, will nie mehr pfeifen.

Er entschied auf Strafstoß und bekam eine Ohrfeige. Schiedsrichter Niklas Sapountzoglou wurde am Sonntag in den Schlussminuten der Kreisliga B-Partie zwischen den Sportfreunden 08/21 und Adler Oberhausen von einem Sportfreunde-Akteur angegriffen. Im Anschluss brach er nicht nur das Spiel, sondern auch seine Karriere als Schiedsrichter ab.

Herr Sapountzoglou, Sie haben am Sonntag das Spiel zwischen den Sporfreunden 08/21 und Adler Oberhausen in der 90. Minute abgebrochen. Warum?
In der Schlussphase der Partie entschied ich nach einem Handspiel auf Strafstoß für Adler Oberhausen. Ein Spieler der gastgebenden Mannschaft beleidigte mich daraufhin. Als Konsequenz zeigte ich ihm die Rote Karte – und er verpasste mir eine Backpfeife.

Sie haben das Spiel sofort abgebrochen. Wie ging es dann weiter?
Dem Verein an sich kann ich keinen Vorwurf machen, ich wurde im Anschluss von den Verantwortlichen der Sportfreunde gut betreut. Zwei Ordner haben mich vom Platz geleitet und beschützt. Dann habe ich einen Sonderbericht angefertigt und warte nun auf die Spruchkammersitzung.

Sie haben allerdings noch weitreichendere Konsequenzen aus diesem Vorfall gezogen.
Ja, ich werde kein Spiel mehr pfeifen. Das ist allerdings kein Schnellschuss, da ich mir vor Jahren schon Gedanken darüber gemacht habe, was ich wohl machen würde, wenn mir so etwas passiert. Ich habe entschieden, sofort aufzuhören. Nun war es soweit.

Sie sind 23 Jahre alt und haben bereits einige Jahre in der Landesliga gepfiffen. Erschwert das junge Alter die Arbeit?
Das Alter ist nicht der einzige Grund für Respektlosigkeit, spielt aber auch eine Rolle. Ich habe schon häufiger Sprüche hören müssen wie: „Das kommt davon, wenn man einen Zwölfjährigen pfeifen lässt!“ In der Landesliga geht alles viel geordneter zu, da spielt das eigene Alter keine Rolle. In den unteren Ligen wird es aber problematisch.

Die Meldungen über Tätlichkeiten gegenüber Unparteiischen nehmen zu. Sehen Sie den Amateurfußball vor Problemen?
Auf jeden Fall. In den untersten Ligen herrscht ohnehin ein akuter Schiedsrichtermangel, oft lassen sich keine Unparteiischen mehr finden. Die Vereine sind häufig gezwungen, sich selbst zu pfeifen, und dieser Trend wird sich fortsetzen. Man kann Schiedsrichteranwärtern auch nicht vorgaukeln, es liefe fast immer alles geregelt ab.

Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern?
Schiedsrichter sind in solchen Situationen die ärmsten Schweine: Ganz alleine müssen sie 90 Minuten lang 22 Spieler im Griff haben, dazu kommen noch die Einflüsse von außen. Vereine, Spieler, Funktionäre und auch Fans müssen endlich mehr Respekt gegenüber den Unparteiischen aufbringen! Jeder kann mal Fehlentscheidungen treffen, das ist menschlich. Wenn Schiris nicht unterstützt werden, stehen viele Amateurvereine künftig vor einem echten Problem. Es nützt auch nichts, wenn ein Spieler längerfristig gesperrt wird – die Vereine sind gefordert und müssen reagieren.