Bottrop. . Es gibt nicht mehr viele Länder, in denen Extremläufer Josef Kaufmann noch nicht war. Diesmal lief der 78-Jährige durch Vietnam.
Mit den Jahren sind sie immer seltener geworden, die weißen Flecken auf der ganz persönlichen Weltkarte von Josef Kaufmann. Der Bottroper Extremsportler lief in den vergangenen Jahrzehnten in weit entfernte Länder und kam durch seine Leidenschaft mit vielen Kulturen in Berührung. Nach seiner beeindruckenden Tour in Myanmar im Herbst 2013 hatte er schnell das nächste Ziel vor Augen. „Vielleicht laufe ich bald in Vietnam“, verriet er der WAZ.
Das asiatische Land stand 2014 auf dem Programm der Nature Extrême Développement (NED), für Kaufmann das interessanteste Angebot des französischen Veranstalters für Langstreckenläufe. Doch der Plan geriet gehörig ins Wanken. Eine Thrombose bereitete ihm vor einem Jahr einige Probleme. Als sein Arzt ihm wieder grünes Licht für den Sport gegeben hatte, buchte Kaufmann die Vietnam-Tour, aber die Reise lief nicht so, wie er sie sich erträumt hatte.
Ein forderndes Klima
„Jede Etappe bietet drei verschieden lange Strecken, denn wir haben Läufer, Wanderer und Radfahrer dabei. Zum ersten Mal bin ich nicht gelaufen, sondern marschiert, mein Tempo war in etwa wie bei einem Dauerlauf. Aber ich habe schon gemerkt, dass ich einen Trainingsrückstand hatte.“ Auch die klimatischen Verhältnisse machten die Tour, die vom 22. November bis zum 6. Dezember stattfand, nicht einfacher; es herrschte hohe Luftfeuchtigkeit und große Wärme. Mücken wurden nachts zu einer regelrechten Plage. „Wir mussten unter einem Netz schlafen, sonst hätten wir kein Auge zugetan“, erinnert sich Kaufmann.
Auch kulturell fand er Vietnam weit weniger reizvoll als beispielsweise Kambodscha oder Myanmar. „Diese Länder hatten viel mehr zu bieten. Auch die Menschen waren nicht so offen. Aber den Teilnehmern, die vorher noch nicht in einem asiatischen Land gewesen waren, hat es sehr gut gefallen.“ Nichtsdestotrotz hat er einige bemerkenswerte Eindrücke gewonnen. „Ho-Chi-Minh ist eine Riesenstadt. Aber man sieht dort kaum Autos. Hunderttausende von Mopeds sind da unterwegs. Die Fahrer tragen zwar meist Helme, aber oft hängen da noch zwei oder drei Kinder an ihnen dran. Abenteuerlich.“ Auf der Insel Phu Quoc war er in der Tat dort, wo der Pfeffer wächst, zum Freizeitprogramm gehörte der Besuch einer Pfefferplantage. Und im Mekong-Delta begeisterten ihn die sogenannten schwimmenden Märkte. „Das ist ein einmaliges Bild. Da wimmelt es nur so von kleinen Schiffen.“
Sportlich gesehen gab es täglich 15 bis 18 Kilometer lange Etappen. „Diese Strecken waren langweilig, immer ging es an den Reisfeldern vorbei,“ Zu den Höhepunkten zählten die Begegnungen mit den Kindern in den Dörfern, die er durchlief. „Die sind so begeistert. Das liegt wohl daran, dass ich so groß bin und den Bart habe“, meint der Bottroper lächelnd.
In Vietnam musste Kaufmann ständig in seinen Körper hineinhorchen. „Ich hatte wegen der Thrombose immer noch mit meinem Fuß zu tun. Man läuft nicht so frei“, gibt der 78-Jährige zu. Wieder einmal war er der älteste Teilnehmer, wie schon so oft in den vergangenen Jahren feierte er während der Reise seinen Geburtstag. Doch zum ersten Mal hatte er das Gefühl, die anderen zurückzuhalten. „Es für die Gruppe nicht leicht, wenn sie auf einen Mann warten muss.“
Keine langen Flüge mehr
Die Touren aufzugeben, das kommt für ihn aber nicht in Frage. Beim nächsten Mal möchte er wieder als Läufer dabei sein, nicht als „Spaziergänger“. „Flüge von zwölf Stunden, das will ich nicht mehr. Diesmal habe ich eine Woche gebraucht, bis ich wieder im Rhythmus war. Um zwei Uhr nachts war ich hellwach und tagsüber kaputt.
Im Mai geht es nach Elba. Eine Reise, die dann vielleicht auch Ehefrau Helga zu einem gemeinsamen Urlaub bewegt. „Ich gespannt, was er erzählen wird. Wenn es da sehr schön ist, möchte ich auch dorthin“, erklärt der bekennende Sylt- und Schwedenfan lachend.