Nach der vom Vorstand des VfL Bochum beschlossenen Trennung von der Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung zum Saisonende wollen Trainer, Trainerin und Spielerinnen nun sportlich nach vorne blicken. Dabei läuft die Diskussion über die Trennung weiter auf Hochtouren.
Sabrina Gesell hat es voll erwischt. Die Trainerin der Zweitliga-Fußballerinnen des VfL Bochum liegt seit Mittwochmorgen mit einer starken Bronchitis flach. Ob die Erkrankung mit der Nachricht über das Ende der Frauenabteilung des VfL zusammenhängt, ist nicht bekannt. Für gute Laune hat die Mitteilung jedenfalls nicht gesorgt: „Auch nach einigen Tagen wirkt die Entscheidung immer noch nach“, sagt Gesell, die sich aber kämpferisch gibt: „Wir müssen nun nach vorne blicken und uns auf den Sport konzentrieren. Was anderes bleibt Trainern und Spielerinnen ja nicht übrig.“
Über die Ausmaße, die die Vorstands-Entscheidung aktuell in und Bochum und in den Medien annimmt, freut sich Gesell: „Wir sind sehr dankbar über die Unterstützung und die Hilfe, die wir erhalten. Es wäre aber auch schlimm gewesen, wenn die Nachricht einfach so verpufft wäre.“
Morgen (14 Uhr) steht der VfL erstmals wieder auf dem Platz. Beim FSV Gütersloh steht das vierte Saisonspiel der zweiten Bundesliga auf dem Programm. Sabrina Gesell weiß um die Stärke des FSV und erwartet ein Spiel auf Augenhöhe: „Gütersloh hat eine sehr junge Mannschaft, die trotzdem schon viel Erfahrung vorzuweisen hat. Nicht zuletzt durch die zwei klaren Siege gegen Magdeburg kommt viel Selbstvertrauen hinzu. Wir dürfen unsere Niederlage gegen Lübars nicht überbewerten. Wenn wir zu unserem Spiel finden, haben wir gegen Gütersloh eine gute Chance“, so Gesell, die mit Ausnahme der vier Langzeitverletzten Sarinah Beck, Anna Tatenhorst, Theresa Gosch und Burcu Özkanca aus dem Vollen schöpfen kann.
Für die Regionalliga-Frauen des VfL Bochum steht am Samstag (13 Uhr) das Heimspiel gegen den GSV Moers an. Nach dem zuletzt überzeugenden Aufritt bei Heike Rheine (5:1) soll es am besten gleich den nächsten Dreier geben.
Reserve-Trainer Ralf Giera haben die vergangenen acht Tage zu schaffen gemacht: „Ich war letztes Wochenende in München unterwegs, habe aber mit fast allen meinen Spielerinnen telefoniert. Die Stimmung war natürlich im Keller. Aber letztlich kann die Mannschaft an der Entscheidung nichts ändern. Die Mädels müssen ihren Job auf dem Platz machen. Das haben wir in einem gemeinsamen Gespräch am Montag allen klar gemacht.“ Auf das Spiel gegen Moers musste der Coach seine Mannschaft allerdings nicht gesondert vorbereiten: „Es hat sich ein Jetzt-Erst-Recht-Gefühl entwickelt. Ich bin jetzt seit dreieinhalb Jahren hier, wobei uns unser Teamgeist in der Zeit immer stark gemacht hat. Das wird bis zum Saisonende sicher nicht anders sein“, erklärte Giera.
HOFFMANN: JETZT ERST RECHT
Die Frauen des VfL Bochum, vorneweg die Zweitliga-Mannschaft, durchleben gerade schwierige Zeiten, doch die Spielerinnen wollen „nach vorne schauen“ und die noch recht junge Saison nach dem Motto „jetzt erst recht“ auf jeden Fall zu Ende bringen, sagt Laura Hoffmann, Spielführerin der ersten Mannschaft. Die 23-Jährige ist der Meinung, dass der Frauenfußball in Bochum bislang zu wenig gewürdigt wurde: „Wir wollen jetzt vor allem auf uns aufmerksam machen. Viele wissen gar nicht, welch’ attraktiven Fußball wir bieten und mit welcher Leidenschaft wir das hier machen. Wir haben hier viel Herzblut reingesteckt, manche sind extra für den Fußball hier hin gezogen.“
Zum nächsten Heimspiel der 2. Bundesliga am 19. Oktober (11 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg II wollen die Bochumerinnen möglichst viele Zuschauer auf den Leichtathletikplatz am rewirpower-Stadion locken, und Hoffmann sagt: „Wir hoffen auf Unterstützung.“ Normalerweise kommen maximal 100 Zuschauer. „Das ist schade, da kann man ruhig mal zuschauen“, so Hoffmann.