Der Ascheplatz des TuS Harpen ist aus Sicherheitsgründen gesperrt, nachdem sich ein Spieler bei einem Training einen dreifachen Schienbeinbruch zugezogen hatte. Nächste Woche soll die Anlage wieder bespielbar sein. Das ist lange nicht genug, sagt der Klub. Aber nicht nur Harpen hat Probleme.

Seit einer Woche, seit der schweren Verletzung eines Harpener Spielers, ist der Ascheplatz am Steffenhorst gesperrt (die WAZ berichtete). Der Spielbetrieb ist auf den Kopf gestellt: Die 15 Mannschaften des TuS Harpen trainieren beim VfL und nun auch auf der Anlage von BW Grümerbaum. Klaus Retsch, Leiter des Sport- und Bäderamtes, hat zugesichert, dass der Platz in der nächsten Woche wiederhergestellt, also aufgeschüttet und geflickt wird, doch hinter den Kulissen rumort es noch viel mehr.

Der Verein ist geschockt über die Verletzung – unter anderem zog sich der Spieler im Training einen dreifachen Schienbeinbruch zu. Und stocksauer, dass es überhaupt so weit kommen musste. Auf lange Sicht fordert der Verein einen neuen Platz. „Das Maß ist voll“, sagt Dietmar Hampel, Trainer der ersten Mannschaft: „Wir wollen eine klare Perspektive auf einen Kunstrasenplatz. Alles andere wäre ein Schlag ins Gesicht. Ein neuer Ascheplatz käme der Beerdigung des Vereins gleich.“

480 Mitglieder zählt der TuS. Gegenüber den Klubs aus der unmittelbaren Umgebung, die mit Kunstrasen ausgestattet sind, fühlt sich Harpen laut Hampel wie „ein Verein zweiter Klasse“. Seit Jahren sei der TuS bezüglich eines neues Platzes hingehalten worden, vor allem, als der Verein seine Damenmannschaft an den VfL abgab und so die Fußball-Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen in Bochum erst ermöglichte.

Mittlerweile haben die Harpener auf eigene Kosten ein Bodengutachten erstellen lassen, „das zeigt, dass diese Verhältnisse auf Dauer nicht tragbar sind“, so der Vorsitzende Peter Noch, der Lösungen sehen will: „Es wurde so viel versprochen, das waren alles nur Luftschlösser. Wir können unsere Mitglieder nicht länger hinhalten.“

Harpen ist so etwas wie die Keimzelle des Damenfußballs in Bochum, auch Nationalspielerin Annike Krahn, die mittlerweile in Paris spielt, macht sich für ihren Ex-Verein stark. „Dieser Ascheplatz hatte seinen Anteil an meinem Erfolg und war schon damals renovierungsbedürftig“, schreibt sie auf facebook, wo der Verein eine große Community hinter sich gebracht hat. Harpen hat ein Gremium gegründet, will mit seinem Problem an die Öffentlichkeit gehen. „Wir sind jahrelang ruhig geblieben, jetzt geht es nicht mehr“, sagt Noch.

Retsch sieht das als den falschen Weg an und hält dagegen: „Bis heute hat kein Vertreter des Vereins mit mir persönlich gesprochen.“ Die 2003 erstellte Prioritätenliste für Kunstrasenplätze, auf der Harpen nicht auftaucht, wurde zuletzt mit den Bauvorhaben an der Kemnader Straße und der Glücksburgerstraße abgeschlossen. Eine neue Liste wird zur Zeit von der Verwaltung erstellt, allerdings nur, „um den technisch einwandfreien Betrieb auf den Plätzen zu gewährleisten“, wie Retsch sagt. Das heißt: Die Sportstättenbedarfsempfehlung sieht Kunstrasenplätze, auch aufgrund des Haushaltssicherungskonzeptes, nicht vor: „Bochum ist ausreichend mit Kunstrasen ausgestattet“, sagt Retsch. Ein neuer Ascheplatz kostet 300.000, Kunstrasen bis zu 800.000 Euro.

In Harpen sieht Retsch aber den Sanierungsbedarf. „Da müssen wir über kurz oder lang was machen“, sagt er: „Wir wissen um die Bedeutung des Vereins. Wenn ich das Geld hätte, würde Harpen sofort einen neuen Platz bekommen.“

IN WEITMAR ROLLEN BALD DIE BAGGER - SPERRUNG IN LEITHE

In Harpen ist die Situation wegen der schweren Verletzung eines Spielers akut geworden, doch auch auf den anderen 39 Hartplätzen in der Stadt besteht teilweise Bedarf. „Es gibt Plätze, bei denen die Situation noch schlimmer ist als in Harpen“, bestätigt Sportamtsleiter Klaus Retsch.

Die nächste Maßnahme wird bei Weitmar 09 stattfinden. Ab der nächsten Woche steht an der Roomersheide eine Kieselrotsanierung an. Dabei wird der alte, teils dioxinverseuchte Belag der 60er-Jahre abgetragen, ein neuer Hartplatz aufgebaut und anschließend verdichtet. Zuvor muss in dem ehemaligen Bergbaugebiet aber eine Baugrundsicherung durchgeführt werden, bevor das schwere Gerät auf den Platz darf. Bis zum Frühjahr nächsten Jahres soll ein Ascheplatz mit Drainage entstehen.

Genau diese Maßnahme hat vor einigen Jahren in Leithe stattgefunden, der Platz wurde damals aber nicht ausreichend verdichtet und muss deswegen neu aufgebaut werden. Eine Deckschicht soll sich ein halbes Jahr lang verfestigen, erst dann rollt in Leithe wieder der Ball. Die Kicker müssen solange auf andere Plätze ausweichen.

In etwa drei Wochen soll die „Sportstättenbedarfsempfehlung“ von der Verwaltung erarbeitet sein, dann steht auch fest, was in Harpen und mit den anderen Hartplätzen passieren wird. „Dann gibt es Diskussionsstoff, daher werden wir nicht jetzt zu jedem Verein eine Einschätzung abgeben“, so Retsch.