Interner Zoff, Rücktritte, Geldmangel - und die Mannschaft droht mit einem Boykott: Bei der SG Wattenscheid 09 geht es drunter und drüber. Der Fußball-Regionalligist hat die Spieler- und Trainergehälter der Monate Februar und März noch nicht bezahlt, steckt wieder einmal in finanziellen Nöten. Nach WAZ-Informationen klafft mittlerweile ein Loch in Höhe von rund 40 000 Euro.

Am Samstagnachmittag, unmittelbar nach dem 0:2 gegen Siegen, trat Mano Oliveri „wegen unüberbrückbarer Differenzen“ mit 09-Präsident Christoph Jacob vom Amt des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden zurück. Am Sonntagabend dann zog der Sportliche Leiter Marco Ostermann wegen „erheblicher Differenzen hinsichtlich der sportlichen Ausrichtung“ nach. Die SG 09 ist nun auf einen Schlag so gut wie führungslos. Übrig bleibt noch Christoph Jacob, der Vorstandsvorsitzende, und ein Aufsichtsrat, von dem seit Monaten nichts zu hören ist.

Der Mannschaftsrat hatte noch am Donnerstag vom Verein gefordert, die offenen Gehälter nach dem Siegen-Spiel zu zahlen. Oliveri wollte das unter anderem mit den Tageseinnahmen vom Samstag bewerkstelligen. „Das wäre aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen“, äußerte sich Jacob. Die Summe soll knapp 3 000 Euro betragen haben. Dieses Geld, so Jacob, werde allerdings schon am heutigen Montag gebraucht, um anderen Verpflichtungen (Finanzamt, Berufsgenossenschaft) nachkommen zu können.

Als Jacob der Mannschaft diesen Schritt in der Kabine erklären wollte, wurde es laut: Die Mannschaft signalisierte ihm, dass sie Geld wolle und keine Versprechungen mehr. Die Verantwortung für die Etatplanung im Sommer – die SG 09 hatte ein Finanzloch einkalkuliert, das im Verlauf der Saison gestopft werden sollte (wir berichteten) – möchte Jacob allerdings partout nicht übernehmen. Oliveri und Ostermann, meint Jacob, hätten den Etat geplant, er habe ihn dann nur noch rein formell als Vorsitzender unterzeichnet. Dem widerspricht Ostermann: „Wir haben gemeinsam beschlossen, mit der Unterdeckung in die Saison zu gehen.“

Auch aus der Türkei, die SG 09 hatte ja vor gut zwei Wochen eine Absichtserklärung für einen Kooperationsvertrag mit Galatasaray Istanbul unterschrieben, ist noch kein Geld geflossen. Damit hatte man die restliche Saison finanziell sorgenfrei gestalten wollen. „Die Aussage war, dass das Geld binnen vier Wochen kommt“, sagt Jacob. Möglich also, dass erst Ende April Bares auf das Wattenscheider Konto fließt. Wenn überhaupt.

Umso höher ist es der Mannschaft anzurechnen, dass sie trotz der widrigen Bedingungen seit Anfang Februar 13 Punkte geholt hat, Siege gegen Favoriten wie Fortuna Köln oder Rot-Weiss Essen landen konnte. Jetzt aber wird sie unruhig. „Wir haben abgeliefert, jetzt muss der Verein liefern“, lautet deshalb die klare Ansage von 09-Trainer André Pawlak. Seine Mannschaft erwägt, das Ligaspiel bei Viktoria Köln am Gründonnerstag nicht wahrzunehmen. „Wenn in dieser Woche kein Geld fließt, steht das zur Debatte“, bestätigt 09-Torwart Lukas Fronczyk, Mitglied des Mannschaftsrats.

„Zeitnah“, versprach Christoph Jacob gestern eher schwammig, werde das Geld überwiesen. Was das allerdings heißt, wollte oder konnte er nicht konkretisieren.

Und fernab von den aktuellen finanziellen Problemen ist da ja auch noch die Planung für die kommende Saison. Die ist weiterhin völlig unklar, noch nicht einer der 14 auslaufenden Verträge ist bislang verlängert worden. Und die wichtigste Personalie im sportlichen Bereich ist ebenfalls ungeklärt: Wer folgt Trainer Andre Pawlak, der seinen Abgang nach der Saison angekündigt hat? Favorit auf seine Nachfolge ist - für Jacob - Christoph Klöpper. Die Mannschaft aber hat offenbar etwas dagegen. „80 Prozent würden unter diesem Trainer nicht spielen. Ich auch nicht, obwohl ich einen Vertrag bis 2015 habe“, sagt Fronczyk.