Bochum. . Das langfristige Ziel des VfL Bochum ist die Rückkehr in das Oberhaus der Fußball-Bundesliga. Doch dafür scheinen die derzeitigen finanziellen Mittel nicht auszureichen. Allenfalls eine Mittelfeldposition in der Zweiten Liga ist derzeit möglich. Ein Kommentar.

Die Regie bei der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum hatte gute Arbeit geleistet aus Sicht des Vereins. Applaus für treue Mitarbeiter. Reden der Führungscrew (Villis, Schwenken, Hochstätter), die - wie auch in dieser Situation - kaum mitrissen, aber geschickt Demut und Hoffnung verbanden mit dem Appell des Miteinanders, des Werbens um Geduld beim viel zitierten Neuaufbau.

Noch ein Film zur zweifellos guten Sache („Hier wo das Herz noch zählt“) und anderthalb Stunden waren rum: Anders als bei der Chaos-Versammlung vor drei Jahren, die in der unsäglichen Nicht-Entlastung von Werner Altegoer und seinem Rat gipfelte, war von Krawall keine Spur. Gut so, im vergifteten Raum kann man ja nicht überleben.

Fünf Millionen Euro für Vereinsjuwel Leon Goretzka

Erfreulich auch die Bilanz, alles in allem. Natürlich: Ohne den Tansfer von Leon Goretzka, der nach Schalke wollte und für den der VfL dann ein gutes Ergebnis erzielt hat mit über 5 Millionen Euro plus Erfolgsnachschlägen, gäbe es kein Plus im laufenden Geschäftsjahr. Und ohne das Engagement eines Einzelnen hätte es für die abgelaufene Saison keinen Überschuss, sondern in etwa das kalkulierte Minus von 1 Mio Euro gegeben. Der dem Verein sehr nahe stehende Investor hatte sich bereits Ende 2012 die Transferrechte an Goretzka gesichert und mit seiner 2,4 Mio Euro-Spritze dem VfL wohl die Existenz gerettet: Ohne frisches Geld hätte es Punktabzüge gegeben.

Die Gesamtertragslage ist seit dem Abstieg in der 2. Liga stabil mit rund 27,6 Millionen Euro, die Kosten hat der Verein nun gedrückt auf 26,3 Millionen Euro. Stabil bleiben soll nun auch der Etat der ersten Mannschaft, der sank auf ligadurchschnittliche 7,1 Millionen. Ein neuer Goretzka, ein Millionen-Transfer ist trotz exzellenter Nachwuchsarbeit derzeit nicht in Sicht, Mehr-Einnahmen im Pokal sind in dieser Spielzeit nicht mehr möglich.

VfL Bochum bleibt mit Etat Mittelmaß in der Zweiten Liga

Und im TV-Ranking kämpft man mit Paderborn (liegt davor), FSV Frankfurt, Union Berlin (knapp dahinter) um 350 000 Euro pro Platzierung. Ein finanzielles „Harakiri“, so Vorstand Schwenken, soll es nicht geben, auch das ist gut so - mahnende Beispiele gibt es ja genug. Doch Geld für einen höheren Etat, für Ablösesummen ist damit auch nicht vorhanden: Es bleibt, wenn es halbwegs normal läuft, bei Zweitliga-Mittelmaß.

Vor diesem wirtschaftlichen und sportlichen Hintergrund - zuletzt war und ist die 3. Liga wesentlich näher als die 1. - benötigt man schon sehr viel Optimismus und Phantasie, um an die immer noch von allen Verantwortlichen als mittelfristiges Ziel ausgegebene Rückkehr in die 1. Bundesliga zu glauben.