Sieg und Sprinterkrone für den 31-jährigen, fünfmaligen Tour-Etappensieger. Tony Martin muss sich knapp geschlagen geben. Roger Kluge wird Dritter.
Mit vielen prominenten Fahrern ging das Feld des 16. Sparkassen Giros an den Start, mit André Greipel sorgte einer von ihnen für ordentlich Furore: Der 31-Jährige vom Team Lotto-Belisol setzte sich unter dem Jubel der Zuschauer nach 50 Runden knapp vor Zeitfahr-Spezialist Tony Martin durch. Außerdem sicherte sich der fünfmalige Tour-Etappensieger die Sprinterkrone, er hatte bei allen drei Wertungen die Nase vorn.
Den Startschuss zu einem äußerst abwechslungsreichen Rennen auf dem verkürzten Stadt-Kurs gab Marcel Sieberg. Der Vorjahressieger konnte wegen eines Sturzes bei der 19. Etappe der Tour de France und einer Lungenentzündung nicht antreten.
Schon zu Beginn setzten sich die ersten Fahrer ab. Nach zwei Runden fuhren Jan-Niklas Droste (Heizomat) und Grischa Janorschke vom ehemaligen Sparkassen-Team Nutrixxion Abus an die Spitze. Zu ihnen gesellten sich schnell Jeff Vermeulen (Metec-TKH), David van Eerd (Start-Trigon) und eben Greipel, der andauernd für Tempo sorgte. Mit fast 50 km/h bretterte die Spitzengruppe auf zwei Reifen durch die Bochumer Innenstadt, das Hauptfeld bekam zunehmend das Nachsehen. Zwar zeigten sich die Superstars Martin, Danilo Hondo oder Gerald Ciolek von Zeit zu Zeit an der Spitze des Hauptfeldes - aber nach zehn Runden hatten Greipel und Co. schon ganze 45 Sekunden Vorsprung.
Pro Umlauf der 1,6 km langen Strecke legte die schnelle Spitzengruppe knapp fünf Sekunden Vorsprung drauf. Den ersten Sprint nach 20 Runden konnten die Fünf so unter sich ausmachen: Greipel siegte vor Vermeulen und Droste. Die Ausreißergruppe präsentierte sich mehr als gut organisiert.
Doch nach knapp der Hälfte des Rennens tat sich etwas im Hauptfeld. Das Argos-Shimano-Team unter Führung von John Degenkolb, der im März eine Etappe des Giro d’Italia für sich entscheiden konnte, machte mächtig Dampf. Das verschärfte Tempo konnte nicht jeder mitgehen, das Hauptfeld zog sich weit auseinander. Und auch in der Spitzengruppe ließen die Kräfte nach: Nur noch Greipel und Droste hielten sich vorne. Vermeulen, van Eerd und Janorschke wurden alsbald vom Hauptfeld einkassiert. 90 Sekunden Vorsprung blieben der geschrumpften Ausreißergruppe noch.
Die zweite Sprintwertung ging erneut an Greipel, dahinter blieb Droste ohne Chance. Dritter wurde Martin, der sich gemeinsam mit Degenkolb und dem Olympia-Vierten Roger Kluge (Netapp) auf die Jagd nach der Spitzengruppe aufmachte. Gemeinsam holten die drei fast zehn Sekunden pro Runde auf Greipel und Droste auf, deren kräfteraubender Ausreißversuch sich nun bemerkbar machte.
Beim dritten Zielsprint zehn Runden vor Schluss war Martin nur noch sechs Sekunden hinter Droste und Greipel. In den letzten Runden zeigte sich die Klasse von Greipel und Martin, die sich noch einmal über 20 Sekunden Vorsprung herausfahren konnten und den Sieg unter sich ausmachten.
Martin versuchte einige Male erfolglos, Greipel abzuhängen. So aber ging der Sieg an den Sprint-Spezialisten aus Rostock. Den dritten Platz sicherte sich Kluge.