Werbeplakate mit Marc Cavendish hängen derzeit in London an allen Ecken und Enden. Der Sprintstar aus Großbritannien genießt hohe Popularität, was in erster Linie an seinen regelmäßigen Sprinterfolgen bei der Tour de France liegt. In diesem Jahr verlor Cavendish jedoch seine Monopolstellung im Sprintbereich. Denn mit dem Deutschen André Greipel und dem Slowaken Peter Sagan gab es zwei Rennfahrer, die wie Cavendish drei Etappensiege einfahren konnten. Beide werden am Sonntag bei der 15. Auflage des Sparkassen-Giros, sowohl im Haupt- als auch im Dernyrennen in Bochum zu sehen sein.
Der eingefleischte Giro-Fan wird sich fragen, warum sie das Derny nicht am Samstagabend bestreiten - erstreckte sich der Sparkassen-Giro in den letzten Jahren doch traditionell über zwei Tage. Die Antwort ist simpel: Das Konzept hat sich geändert. Nicht ganz freiwillig. Denn aus bekannten Gründen hat das Interesse am Radsport in den letzten Jahren gelitten. Weg vom reinen Radsportevent hat sich der Giro zu einer Art Familienfest entwickelt. Ein kürzerer Rundkurs soll beispielsweise für mehr Attraktivität sorgen. So wird am Sonntag eine Runde lediglich 1,6 Kilometer lang sein. Im letzten Jahr waren es noch 13 Kilometer. Volker Goldmann, der Vorsitzende der Sparkasse sieht die „einzigartige Atmosphäre rund um den Giro, die Mischung aus Radsport-Event und Straßenfest“ durch die Reduzierung auf einen Tag und den kleineren Rundkurs, „noch gebündelter“.
Die Zugpferde des Giros sind erwähnte Tour de France-Etappensieger André Greipel und Peter Sagan. Der 22-jährige Slowake konnte am Ende der Frankreich-Rundfahrt das grüne Trikot des besten Sprinters überstreifen - eine außerordentliche Leistung. Beide Sprintasse nehmen sowohl am Profirennen der Herren um 16 Uhr, als auch beim, über 70 Kilometer langen Dernyrennen teil. Wenn um 20 Uhr die leichten Motorräder angeschmissen werden und der Nachfolger von Vorjahressieger Alessando Petacchi gesucht wird, sind unter den 22 Teilnehmern zudem Gerald Ciolek, Bert Grabsch und Fabian Wegmann zu finden, die schon beim Hauptrennen der Männer dabei sind.
In diesem sind 101 Rennfahrer am Start, wobei Vorjahressieger Pieter Vanspeybrouck nicht dabei sein wird. 50 Mal wird der Rundkurs umrundet. Startpunkt und Ziel befinden sich in der Mitte des Südrings. Nachdem die Fahrer den Hauptbahnhof passiert haben, führt ein scharfe Linkskurve auf die Massenbergstraße. Nach dem Übergang zur Bongardstraße biegt das Fahrerfeld auf die Viktoriastraße ab und kommt nach einer langen Geraden auf dem Südring an. Veranstalter Ernst Claußmeyer hofft auf einen spannenden Zielsprint seiner namhaften Zugpferde, auf deren Verpflichtung er stolz ist. „Es wird immer schwieriger, attraktive Fahrer zu gewinnen. Das liegt einfach an den enorm vielen Radrennen im Jahr“, so der 65-Jährige. Einen Favoriten will er nicht ausmachen. „Einige Außenseiter werden sicher versuchen den Etablierten in die Suppe zu spucken.“ Fabian Wegmann beispielsweise sei immer für einen Ausreißversuch gut. Der Münsteraner kommt als amtierender Deutscher -Straßenmeister in den Ruhrpott.
Beim Frauenrennen (18 Uhr, 25 Runden) ist Hanka Kupfernagel, Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spielen 2000, die bekannteste Teilnehmerin. Traditionell sind die Holländerinnen aber Favoriten. „Wir können ein ausgeglichenes Rennen erwarten“, wagt Claußmeyer eine erste Prognose.