Sosthene Moguenara zeigte bei der Leichtathletik-Europameisterschaft eine ganz starke Leistung, im letzten Versuch erzielte die Weitspringerin des TV Wattenscheid 6,66m - und verfehlte Bronze damit nur knapp.
Gespannt wartete sie, dann der Griff zu den langen Haaren, ein kurzes Kopfschütteln. 6,66m im sechsten, im letzten Versuch, das war klasse, das war richtig gut - und doch nicht genug für eine Medaille. Ein Zentimeter fehlte zum Bronze-Glück bei der Europameisterschaft in Helsinki. Sosthene Moguenara klatschte ihre Trainer ab, schnell fand sie ihr Lächeln wieder. Platz vier für die Weitspringerin des TV Wattenscheid, die bei der DM im Lohrheidestadion noch an ihren Nerven, an der Qualifikation gescheitert war. Eine tolle Leistung.
„Ich bin mehr als zufrieden, ich bin überglücklich“, sagte Moguenara, die zuhause alle nur „Sossi“ nennen. Vom Hadern über eine verpasste Medaille wollte sie nicht viel wissen: „Wenn nur ein Zentiemter fehlt, ist das etwas unglücklich. Aber ich habe mein Ziel, das Finale zu erreichen, geschafft und mein Bestes gegeben.“
Gleich im ersten Versuch hatte die 22-Jährige ein Zeichen gesetzt mit 6,59 Metern und sich ihre Finalteilnahme der besten Acht gesichert. Es folgten ein Fehlversuch und zwei konstante, aber nicht bessere Sprünge von 6,53m und 6,57m. Dabei waren die Bedingungen im regnerischen Finnland alles andere als gut, von starkem Rückenwind bis leichtem Gegenwind, von Regenschauern bis Sonnenschein war alles drin.
Bis zum vorletzten Durchgang lag die Wattenscheiderin auf Rang drei - die erste Medaille bei einer internationalen Meisterschaft (EM, WM, Olympia) für den TV 01 seit Jan Fitschens EM-Goldlauf über 5000m vor sechs Jahren lag in der Luft. Dann steigerten sich im Schatten der souveränen Europameisterin Eloyse Lesueur (6,81m) die Bulgarin Volha Sudarava (6,74m) und Margrethe Renstrom aus Norwegen (6,67m), dazwischen rangierte noch die Türkin Karen Melis Mey mit 6,63m.
Medaille ade? Denkste! Moguenara traf im letzten Versuch den Balken fast optimal, am Ende fehlte nur ein Hauch zum Sprung aufs Podest. Auch wenn Moguenara mit 6,88m, erzielt in Wesel bei besseren Bedingungen und ohne EM-Druck, schonmal auf Goldkurs flog in diesem Jahr, zeigte sie, dass sie nun zu den Großen ihrer Disziplin aufgestiegen ist.
Insgesamt „zufrieden“ mit dem Halbfinaleinzug war auch Esther Cremer, obwohl die 400m-Meisterin des TV 01 gestern nicht ihre beste Leistung abrufen konnte. Mit 52,77 Sekunden, rund eine Sekunde langsamer als Bestzeit, schied sie als Fünfte ihres Halbfinal-Laufes aus. „Es war sehr schwer heute, vielleicht lag es am Wind. Aber das soll keine Ausrede sein“, sagte die 24-Jährige. Jetzt hofft sie, mit der deutschen Staffel am Wochenende vorne dabei sein zu können. Heute startet vom TV 01 nur Sebastian Ernst über 200m (11.30 Uhr).