Ein Verein steht Kopf: Am heutigen Donnerstag (15 Uhr, Belkaw-Arena, Paffrather Straße 130) werden rund 1000 Fans des Westfalenliga-Meisters SG Wattenscheid 09 beim SV Bergisch Gladbach 09 erwartet. Etliche reisen mit PKW an, zudem sind vier Fanbusse voll - für einen Sechstligisten eine stattliche Zahl.
Ein Pluspunkt wird diese Unterstützung, gerade im relativ weit entfernten Rheinland, sicherlich sein. Entscheidend ist aber immer noch, was die Protagonisten auf dem Rasen fabrizieren - und da schlägt SG-Trainer André Pawlak, der sich zwei Spiele der Gastgeber auf Video ansah, durchaus forsche Töne an: „Ich denke, wir hätten in der Oberliga in diesem Jahr eine ähnliche Rolle wie Bergisch-Gladbach gespielt.“ Heißt: Neunter Platz, solider Durchschnitt.
Der Coach gibt aber auch zu bedenken, dass Bergisch-Gladbach „schon drei Jahre Oberliga-Erfahrung“ auf dem Buckel hat. Könnte bedeuten: In entscheidenden Situationen ist der Gegner abgebrühter. Und: Fehler werden schneller bestraft als eine Spielklasse tiefer. Das hatte man bei der 0:3-Niederlage im Testspiel im Winter gegen den NRW-Ligisten VfB Speldorf, der den Abstieg in die Westfalenliga nur knapp vermied, schmerzlich erfahren müssen.
Es gab aber auch gute Auftritte gegen den KFC Uerdingen oder den VfB Hüls, nach denen man zumindest keine Niederlage einstecken musste. Beide Gegner nehmen jetzt an der Relegation teil.
Daran sieht man: Es ist schwer, eine Prognose über den Ausgang der beiden Relegationsspiele zu wagen. Wichtig wird in jedem Fall sein, kein frühes Gegentor zu kassieren, „sich schnell an das andere Tempo zu gewöhnen“, so Pawlak. Die „robuste Truppe“ von Trainerkollege Didi Schacht sei vor allem bei Standards gefährlich. Doch mit Alexander Thamm, Marvin Rathmann, Milko Trisic, Sven Preissing oder Christian Luvuezo weiß Pawlak genug kopfballstarke Spieler um sich, die Situationen in der Luft klären können. A propos Luvuezo: Den Innenverteidiger, der in den letzten fünf Saisonspielen für Christian Melchner (Rot-Sperre) eingesprungen war, wird Pawlak nicht auf die Bank setzen. Ärgerlich für Melchner, der bis zu seiner Roten Karte in Langscheid neben Thamm gesetzt war - und gleichzeitig typisch für Pawlak, der nur ungern ein Team, das eine positive Serie vorweisen kann, auseinanderpflückt. Der Coach wird, davon sei „auszugehen“, im 4-4-2-System spielen, obwohl das erst in den letzten fünf, sechs Liga-Spielen eingeübt wurde. Zuvor war man im 4-2-3-1 erfolgreich gewesen. Als Sturmspitzen fungieren dann Milko Trisic und Serafettin Sarisoy. Neben David Zajas und Ali Issa in der Mittelfeld-Zentrale dürften Burak Demirbay (links) und Sven Preissing (rechts) spielen. Aber Pawlak will sich nicht zu sehr in die Karten schauen lassen: „Wir werden die Positionen öfter mal tauschen.“
Und bei aller Euphorie sagt Pawlak einen guten, nachdenklichen Satz, gemünzt auf die - verständlichen - Regionalliga-Träumereien im Umfeld. „Ich bin nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt. Ich habe aber Sorge, dass, wenn wir es nicht schaffen, die gesamte sensationelle Leistung dieser Saison in Vergessenheit gerät.“
Ist was Wahres dran.