Man muss vorsichtig sein mit Superlativen, aber in diesem Fall kann man getrost sagen: 2012 ist ein „Mega-Jahr“ für die Leichtathletik - und insbesondere für den TV Wattenscheid 01. Im heimischen Lohrheidestadion steigen die Deutschen Meisterschaften (16./17. Juni), es ist der wichtigste Qualifikationswettkampf für die Höhepunkte: für die Europameisterschaft in Helsinki (27. Juni - 1. Juli). Und für die Olympischen Spiele in London (27. Juli - 12. August).
Erstmals sieht der internationale Kalender zwei große Titelkämpfe binnen eines Sommers vor. Hinzu kommen noch die Junioren-Weltmeisterschaften in Barcelona.
Die EM, sagt TV-01-Manager Michael Huke, ist damit zwar auf dem (Trainings-)Weg zu den Spielen nur ein „großes Meeting“. Vor allem für die Läufer aber, die in London aufgrund der enteilten Konkurrenz aus Afrika und Amerika keine Chance haben, ist sie von enormer Bedeutung.
Bei allen drei Titelkämpfen also wolle man sich „gut darstellen“, sagt Huke, wobei Olympia der letztlich auch für die finanzielle Förderung entscheidende „Höhepunkt“ sei: mit sieben, acht Athleten wolle man dabei sein, wie bei der WM in diesem Jahr.
Huke sieht den Klub schon jetzt gerüstet für das Topjahr, auch wenn noch etliche Vertragsgespräche ausstehen. Bis Ende November muss das Team stehen, dann endet die Wechselfrist. Bisher hat man Sprinterin und Olympia-Kandidatin Christina Haack (TV Gladbeck) und Kugelstoßerin Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen), derzeit Deutschlands Nummer fünf, verpflichtet. Dass der TV 01, wie viele andere Klubs auch, Interesse an Kugelstoß-Weltmeister David Storl hatte, ist kein Geheimnis. Ein großes Thema aber, versichert Huke, sei Storl nicht gewesen, weil er vertraglich bis 2012 an Chemnitz gebunden ist, zudem einen anderen Ausrüster hat und selbst nicht wechseln will.
Anders sieht es bei „ein, zwei heißen Eisen“ aus, die bei Huke ganz oben auf der Liste stehen. Namen nennt er nicht - das ist in der Leichtathletik nicht anders als im Fußball. Es handelt sich um Typen aus technischen Disziplinen, die auch in London etwas reißen könnten. Was dem Verein, der nur wenige Final- und keinen Medaillenkandidaten hat, gut zu Gesicht stünde.
Wenn man so will, ist auch Denise Hinrichs eine Verstärkung, fehlte die Kugelstoßerin, die bei den Spielen das Finale als Ziel haben sollte, in der vergangenen Saison verletzt. Nach ihrem Kreuzbandriss hat Hinrichs bereits einen ersten Wettkampf absolviert, sie ist auf einem guten Weg.
Ziemlich sicher ist, dass den TV 01 kein Topathlet - zehn zählen zum besonders geförderten Top-Team (Olympia-Team) des DLV - verlassen wird. Die Sprinter Julian Reus, Christian Blum und Weitspringerin Sosthene Moguenara stehen bis 2012 unter Vertrag, Geherin Sabine Krantz hat einen neuen Einjahres-Vertrag unterschrieben. Huke rechnet bis Ende November mit den Unterschriften der rund 30 weiteren Athleten. Lediglich Christian Glatting sei ein „Wackelkandidat“: Der EM-Neunte 2010 über 10000m, bisher in der Wattenscheider Trainingsgruppe von Tono Kirschbaum zu Hause, ist nach Süddeutschland gezogen. Ein Gespräch steht noch aus.