Als die Herren mit den grünen Leibchen sich zum x-ten Mal den Ball zupassten, wurde es Marcel Maltritz, dem Innenverteidiger mit dem gelben Leibchen, zu bunt. Eine Grätsche - Ball erobert. Schonen können sich Maltritz und Co. schließlich im Sommerurlaub.

Es ging jedenfalls bei der - wie meistens - so kurz wie intensiv gehaltenen Trainingseinheit am Montagmorgen, beim direkten Spiel mit „freien Männern“ an den Außenlinien ordentlich zur Sache. Die Profis schenkten sich und ihren „Gegnern“ nichts, es wurde gelobt, auch geflucht, kurzum: Es war Leben drin.

Ein gutes Zeichen, denn das war keineswegs immer so beim Training des VfL in der jüngeren Vergangenheit. Und es war auch keineswegs immer so, dass ein VfL-Trainer zwei Spieltage vor Schluss 21 aktive Feldspieler im Mannschaftstraining beobachten kann. Auch die zuletzt angeschlagenen Azaouagh, Aydin und Yahia hatten keine sichtbaren Probleme. „Das ist am Ende der Saison sehr, sehr gut“, freut sich Funkel über die große Auswahl - und lässt sich sechs Tage vor dem vorletzten Spiel in Osnabrück personell natürlich alle Optionen offen.

Blickt man genauer hin, gibt es aber nur im Mittelfeld Fragezeichen. Torwart und Viererkette stehen, und Mirkan Aydin hat mit seinen zwei Toren und einer Torvorlage keinen Zweifel daran gelassen, dass er wieder in Schwung gekommen ist - obwohl sich in einigen Szenen, als er zu langsam schaltete oder den Ball zu schnell verlor, auch zeigte, dass er Luft nach oben hat.

Die Kernfrage, die sich stellt, dreht sich um den nach seiner Verletzungspause gegen Berlin schon beeindruckend dynamischen, die Kollegen mit seinem Spielwitz, seinen Pässen, seinen Dribblings mitreißenden Mimoun Azaouagh und um Christoph Dabrowski. Der Kapitän fehlte gesperrt, genau wie gegen Fortuna Düsseldorf, beides Mal agierte Azaouagh zentral, offensiv - und stark.

Das 2:0 gegen die Fortuna und das 3:0 gegen Berlin zählten zum Besten, was der VfL spielerisch geboten hat in dieser Saison mit seinem oft so zähen, pragmatischen Fußball. „Gesetzt ist keiner“, sagte Trainer Funkel auf die Frage, ob Dabrowski in die Startelf zurückkehrt, das habe er schon immer betont. Allerdings klang er nach dem Düsseldorf-Spiel, als Dabrowski ebenfalls wegen einer Sperre gefehlt hatte, anders: Damals sagte Funkel, dass der Kapitän „natürlich“ zurückkehren werde in die Anfangsformation. Jetzt sagte Funkel: „Die anderen haben gut gespielt.“

Dabrowski, zuletzt formschwach, wird wohl dennoch wieder eingreifen, denn die „Wahrscheinlichkeit“, schob Funkel nach, dass er spielt, sei „immer sehr hoch“. Aussagen, die in der Summe darauf hindeuten, dass Funkel mit dem ja nahe liegenden Gedanken spielt, Azaouagh offensiv zentral und Dabrowski defensiv zentral spielen zu lassen. Andreas Johansson oder Kevin Vogt müssten dann weichen.

Der zuletzt so vermisste und dann gelobte Azaouagh selbst hielt sich bedeckt: „Ich will immer der Mannschaft helfen, egal, wo der Trainer mich aufstellt“, sagte er diplomatisch zur Frage, ob er sich zentral nicht (noch) wohler fühle.

In Osnabrück jedenfalls, ist sich Funkel sicher, erwartet den VfL eine „etwas schwierigere Aufgabe als Fürth in Oberhausen“. Weil die „Bremer Brücke“ wohl ausverkauft sein wird, weil Osnabrück mit lautstarker Unterstützung wohl um jeden Meter Klassenerhalt kämpfen wird. Favorit aber beim Duell des Sechszehnten gegen den Dritten ist der VfL.

KORKMAZ NICHT DABEI, TESES EINSATZ NOCH OFFEN

Abgesehen von den Langzeitverletzten fehlte gestern lediglich Ümit Korkmaz, der nur individuell trainierte(muskuläre Probleme im Oberschenkelbereich). Vermutlich aber kehrt er in dieser Woche ins Mannschaftstraining zurück. Ob Chong Tese, der sich vor vier Wochen einen Wirbelanbruch in der Halswirbelsäule zugezogen hat, in Osnabrück zum Kader zählt, ist noch offen. Funkel: „Wir müssen genau hingucken, ob er in den Zweikämpfen nicht zurückzieht, ob er richtig zum Kopfball gehen kann.“