Wattenscheid. Das Lohrheidestadion ist eine große Baustelle. Seit einem halben Jahr kann Wattenscheid 09 dort keine Heimspiele austragen - das bleibt auch noch einige Zeit so.

Die Zahl ist erschreckend: 375 zahlende Zuschauer meldete die SG Wattenscheid 09 bei ihrem letzten Oberliga-Heimspiel gegen Gievenbeck – eine absolute Minuskulisse für den ehemaligen Bundesligisten, die sich aber leicht erklären lässt: Es war donnerstagabends, dunkel und nass, auf dem Ausweich-Sportplatz an der Berliner Straße gibt es weder Sitzplätze noch Überdachung, dafür viele Stellen, an denen man an so einem Abend besser Gummistiefel trägt als normale Herbstschuhe. Die SGW und ihre Fans sehnen die Rückkehr ins Lohrheidestadion herbei, müssen darauf aber weiter warten – Monate.

Das Spiel gegen Ahlen Anfang Dezember ist nun auch offiziell abgesagt. Aus nachvollziehbaren Sicherheitsbedenken untersagen die Behörden, das Spiel an die Berliner Straße zu verschieben. Es war lange ein offenes Geheimnis, dass in diesem Jahr im Stadion kein Fußball mehr gespielt wird. Das Lohrheidestadion wird zu einer modernen Leichtathletik- und Fußball-Arena. Es bekommt eine blaue Laufbahn, die Arbeiten sind umfassender als ursprünglich geplant. Daher liegt das letzte Heimspiel der SGW hier schon mehr als ein halbes Jahr zurück (26. Mai). Der Zeitpunkt der Rückkehr ist unklar.

Wattenscheid 09: Stadt plant aktuell, dass in der Rückrunde wieder im Stadion gespielt wird

Aktuell sei geplant, dass in der Rückrunde im Stadion gespielt wird, heißt es von der Stadt. Allerdings: Schon in den vergangenen Monaten wurde der Zeitpunkt dafür immer weiter nach hinten geschoben. Die Stadt schreibt: „Welche Spiele dann wo ausgetragen werden, wird mit den Sicherheitsbehörden und dem Verein abgestimmt und entschieden.“ Zumindest die Sicherheitsspiele müssen im Stadion ausgetragen werden (oder auf einem Ausweichplatz, etwa in Wanne-Eickel).

Es ist demnach wahrscheinlich, dass auch die ersten Wattenscheider Rückrunden-Heimspiele gegen Finnentrop und Rheine im Februar an der Berliner Straße auf Kunstrasen stattfinden, was angesichts der Gegner und der Jahreszeit auch Sinn ergibt.

Blick auf die neue Westtribüne und die Laufbahn des Lohrheidestadions - die soll am Ende blau werden. (Foto: 6. November)
Blick auf die neue Westtribüne und die Laufbahn des Lohrheidestadions - die soll am Ende blau werden. (Foto: 6. November) © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Unendlich dehnbar ist der Zeitplan aus Wattenscheider Sicht aber nicht: „Gegen Siegen müssen wir wieder im Stadion spielen“, sagt Marketing-Vorstand Stefan Beermann – schon aus Sicherheitsgründen. Viele sicherheitsrelevanten Heimspiele hat Wattenscheid noch vor sich. Das erste gegen Siegen am 9. März, außerdem die nun abgesagte Partie gegen Ahlen sowie die Begegnungen gegen Erkenschwick, Lippstadt und Bochum.

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Ahlen-Absage könnte sich langfristig lohnen für die SGW

Für den Verein ist finanziell schmerzhaft, dass er ausweichen musste. Zwar sind die Sicherheitskosten an der Berliner Straße deutlich niedriger, aber auch Ticket- und Catering-Umsätze: Es kommen nur halb so viele Fans und die SGW kann dann nicht einmal Sitzplätze verkaufen, alleine letzteres ist an jedem Spieltag eine vierstellige Summe, die fehlt. Langfristig ist die Absetzung des zuschauerträchtigen Heimspiels gegen Ahlen wohl sogar gut für die SGW. Mit einem Stadion-Heimspiel im Frühjahr kann der Klub wohl mehr erlösen, als es an diesem Wochenende mit einem Heimspiel an der Berliner Straße oder auf einem Ausweichplatz möglich gewesen wäre.

Rosig ist die finanzielle Lage dennoch nicht; der neue Sportvorstand Ertan Ilce könnte mit seinem Unternehmen und seinem Netzwerk allerdings vorerst Löcher stopfen. Helfen würde dem Verein Planungssicherheit für die elf noch ausstehenden Heimspiele, um etwa Rückrunden-Dauerkarten verkaufen zu können.

Arbeiten an der Laufbahn sind extrem witterungsabhängig

Der Stadion-Umbau liege insgesamt im Zeitplan, betont die Stadt - fertig sein soll das Stadion im Frühjahr, im Sommer finden die FISU Games (Universiade) statt. Die Arbeiten an der Laufbahn allerdings sind extrem wetterabhängig. Für die Asphaltschicht darf es keinen Dauerregen geben, für den Kunststoffbelag braucht es trockenes Wetter und Temperaturen von 10 bis 15 Grad.

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