Bochum. Vor Tausenden Fans steigt das Bochumer Oberliga-Derby. Norman Jakubowski hinterließ bei beiden Klubs Spuren - und kann erklären, was das Spiel bedeutet.
Das Ruhrgebiet hat Norman Jakubowski verlassen. Seit einigen Monaten lebt der 31-Jährige in München, hat dort ein Job-Angebot angenommen. Weit weg von seiner Heimat und seinem Geburtsort Gelsenkirchen - die Welt dort ist eine andere. „Die Lebensqualität ist schon hoch hier“, gibt er zu, doch dann und wann geht der Blick wieder Richtung Ruhrpott. „Die einschlägigen Fußball-Nachrichten lese ich immer noch“, sagt er lachend.
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Erst recht in diesen Tagen, wenn seine beiden alten Teams aufeinandertreffen. Zwar eine Liga tiefer, als der Innenverteidiger es zu seiner aktiven Zeit miterlebt und hat. Aber bestimmt nicht minder emotional. Jakubowski hat das Derby zwischen Wattenscheid 09 und dem VfL Bochum II zweimal miterlebt, stand dabei selbst auf dem Platz - für die U23 des damaligen Zweitligisten.
„Beim VfL war der Hype vor dem Derby innerhalb der Mannschaft gar nicht so zu spüren“, erinnert sich der Verteidiger. „Aber wir haben es natürlich gemerkt, als wir ins Stadion gekommen sind. Ein Spiel wurde wegen Pyrotechnik unterbrochen, das habe ich noch gut vor Augen.“ Mit Jakubowski, der 103 Spiele für Wattenscheid 09 absolvierte, standen damals fast ausnahmslos Spieler im Bochumer Kader, die auf den Sprung ins Profi-Geschäft hofften. Für Romantik im Sinne von Revier-Rivalitäten war in den Köpfen nur wenig Platz.
VfL Bochum gegen Wattenscheid: Samstag kommen weit mehr als 4000 Fans
„Das haben wir dann gemerkt, als das Spiel losging. Die Wattenscheider haben ordentlich Stimmung gemacht. Wir hatten nie so viele Anhänger dabei“, erzählt Jakubowski. Am Samstag (13 Uhr) wird das anders sein. Die SGW-Fans planen einen Marsch zum Ruhrstadion, wo das erste Pflichtspiel der beiden Vereine seit mehr als neun Jahren angepfiffen wird. Mehr als 4000 Tickets wurden verkauft, einige Zuschauer mehr dürften es werden - davon etwa 1000 aus Wattenscheid.
Fragt man den 31-Jährigen heute, welcher der beiden Ruhrgebiet-Klubs ihn mehr geprägt habe, erhält man eine wenig überraschende Antwort. „Wattenscheid, ganz klar. Den Verein verfolge ich bis heute. Ich bekomme viel mit, vor allem, wenn ich mit Nico Buckmaier spreche.“ Woche für Woche verfolge er die Ergebnisse, seine Zeit bei 09 war emotional.
Bis zur Insolvenz im Oktober 2019 war Jakubowski Teil des Regionalliga-Kaders unter Trainer Farat Toku, musste dann aber eine Zwangspause einlegen. Damit kannte er sich aus: Beim TSV Marl-Hüls hatte er gekickt, ehe ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung den aufstrebenden Klub am Durchmarsch hinderte, in Bochum gehörte er vor Abmeldung der U23 2015 zur bis dahin letzten VfL-Reserve. „Klingt so, als sei ich ein echter Schließer“, scherzt Jakubowski.
Jakubowski ist Wattenscheider Ikone, trägt aber oft Blau-Weiß
Dass er es anders kann, bewies er in seinem dritten Anlauf in Wattenscheid - er hatte schon in der U19 an der Lohrheide gespielt. Als erster Akteur sagte er zu, den Re-Start des einstigen Pleite-Klubs zu unterstützen. Und gleich in der ersten vollständigen Saison stieg er mit 09 in die Regionalliga auf, verpasste das Gros der Spielzeit aber verletzt.
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Inzwischen spielt er nicht mehr, konzentriert sich auf Job und Privatleben. An seine Zeit in Wattenscheid hat er emotionale Erinnerungen, vom VfL ist ihm vor allem eines geblieben: „Immer, wenn ich ins Fitnessstudio gehe, führe ich meine alten Trainingsklamotten aus Bochum aus“, erzählt er lachend.
Übrigens: Zweimal traf Jakubowski in der Saison 2014/15. Zum Saison-Kehraus erzielte er den einzigen Bochumer Treffer bei der 1:3-Niederlage beim SC Verl. Es war das letzte Tor, das eine VfL-Zweitvertretung für lange Zeit erzielen sollte. Der andere Treffer fiel - na klar - am 9. August 2014 gegen Wattenscheid 09.
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