Bochum. Der Werner SV bezieht nun Stellung zu den Vorwürfen gegen einen Ex-Spieler. Sogar an den Bochumer Oberbürgermeister richtet sich der Klub.
Rund zwei Wochen nach der ersten Spielabsage wegen rechtsradikaler Posts eines Akteurs des WSV Bochum hat der Verein nach Anfrage dieser Redaktion ein weiteres Statement abgegeben. Darin entschuldigt sich der C-Kreisligist „bei den Vereinen, die durch unser Fehlverhalten nicht gegen unsere Mannschaft angetreten sind“.
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Ebenfalls entschuldigen wir uns bei allen Vereinen, die dadurch in die Lage gekommen sind zu entscheiden, ob sie gegen uns antreten werden.“
Werner SV übt Selbstkritik
Der frühere Jugendverein von Bayern-Profi Leon Goretzka übt in der Stellungnahme zudem Selbstkritik. Die unmittelbar nach Bekanntwerden der Spielabsage durch den SK Bochum 11 herausgegebene Pressemitteilung sei im Verein nicht abgestimmt gewesen. „Arbeits- und urlaubsbedingt“, wie es in dem Schreiben heißt, sei eine ausführliche und durchdachte frühere Stellungnahme nicht möglich gewesen. In einer ersten Reaktion hatte der WSV die Posts als nicht relevant für das Wirken des Spielers im Verein genannt. Zudem war in einer weiteren Äußerung von „Jux und Dollerei“ in Bezug auf die Social-Media-Aktivitäten des Spielers die Rede.
Doch die Posts waren keinesfalls als lapidarer Scherz abzutun. So hatte der Akteur unter anderem mit der Reichsflagge in den Farben (schwarz-weiß-rot) posiert und ein Foto von der wissenschaftlich kommentierten Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ – begleitet von den Worten „Happy Birthday“ – sowie ein Foto mit dem Zusatz „Ich hasse Zecken“ gepostet. Screenshots davon liegen dieser Redaktion vor, der Name ist der Redaktion bekannt.
Werner SV hofft, dass sich die Situation beruhigt
Mit einem weitereen Post hatte er sich gegen die Antifa gewendet, darauf lässt der Inhalt des Bildes schließen. Die „Antifaschistische Aktion“ Bochum hatte sich öffentlich mit dem SK Bochum 11 solidarisiert, der Spieler griff den losen Zusammenschluss autonomer Linker erneut an und ließ über eine Instagram-Story wissen: „Die Tränen der Antifa sind mein Gleitmittel.“ Auf mehrfache Anfragen dieser Redaktion hat der betroffene Spieler bisher nicht reagiert.
„Wer 14 Tage braucht, um eine Haltung zu entwickeln, und das auch nur unter großem öffentlichen Druck, der hat keine Haltung.“
Die Verantwortlichen hoffen nun, dass sich die Situation rund um ihren Verein beruhigt. Zur Erinnerung: Der Bochumer C-Kreisligist SK Bochum hatte die Verantwortlichen des Werner SV auf die Postings des Spielers hingewiesen und darum gebeten, dass der nicht auflaufen solle. Der WSV Bochum entsprach der Bitte nicht, daraufhin sagte der SK Bochum das Spiel ab. Auch das Spiel gegen den SV Eintracht Grumme II fand nicht statt – aus den gleichen Gründen. Beide wurden als Sieg für den Werner SV gewertet.
Auch Westfalia Bochum hatte einen Boykott angekündigt, den aber zurückgezogen, nachdem sich der Spieler – angeblich aus freien Stücken – vom Verein abgemeldet hatte. Das Spiel fand statt.
Großer Imageverlust für den Werner SV
Für den Werner SV bedeutet der Komplex jedoch einen immensen Image-Verlust, und der ist auch in der langen Reaktionszeit des Vereins, der sich schützend vor den Spieler gestellt hatte, begründet. So hatte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch den Verein im Gespräch mit dieser Redaktion kritisiert und gesagt: „Wer 14 Tage braucht, um eine Haltung zu entwickeln, und das auch nur unter großem öffentlichen Druck, der hat keine Haltung.“
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Als Reaktion auf diese Äußerungen hat der WSV auch ein Schreiben an Eiskirch versendet, es liegt dieser Redaktion vor. Darin heißt es – durchaus selbstkritisch: „Von den daraus folgenden Reaktionen waren wir als Vereinsvorstand kurzzeitig überfordert und gelähmt. Dies soll keine Ausrede sein, ist aber wahrheitsgemäß nur so erklären.“
Betroffener Spieler ist seit September Sponsor des Vereins
Die lange Wartezeit für das Statement hatte auch die Frage aufgeworfen, ob das Sponsoring des Spielers für sein Team eine Rolle in dem Komplex gespielt hatte: Seit September tritt der Akteur auch als Geldgeber mit seiner Firma auf. Wie wichtig Sponsoren in Fußballvereinen sind, ist bekannt. Vonseiten des WSV heißt es, das Sponsoring habe keine Auswirkung gehabt.
In Zukunft will der C-Kreisligist umsichtiger sein – das betont er sowohl gegenüber Oberbürgermeister Eiskirch, als auch in der Stellungnahme an die WAZ. „Wir werden in Zukunft schneller und sensibler mit Hinweisen auf Fehlverhalten jeglicher Art reagieren.“
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