Duisburg.

Vor ein paar Wochen herrschte beim VfL noch Untergangsstimmung. Mit dem Sieg beim Reviernachbarn Duisburg haben sich die Bochumer nun wieder an die Spitzengruppe herangepirscht.

Wer hätte das vor ein paar Wochen, nach dem 1:4-Debakel gegen Ingolstadt, für möglich gehalten? Mit einem fulminanten Endspurt und dem vierten Sieg in Folge hat sich der VfL Bochum die Option erhalten, in der Rückrunde noch ein Wörtchen mitzusprechen im Aufstiegskampf. Außerdem sind die Bochumer mit dem hart erkämpften und etwas glücklichen 1:0-Erfolg in Duisburg bis auf zwei Punkte an den MSV herangerückt.

„Wir haben oft was um die Ohren bekommen, auch intern, das scheint Früchte getragen zu haben. Nach Ingolstadt haben sich wohl irgendwelche Hebel in den Köpfen bewegt“, anschließend habe die Mannschaft „Charakter gezeigt“, kommentierte Kapitän Christoph Dabrowski, der Schütze des entscheidenden Tores, die Entwicklung. Erleichtert zeigte sich auch Sportvorstand Thomas Ernst, der jedoch nicht zu Euphorie neigte und von einer „ausreichenden Hinrunde“ sprach. Spielerisch, so Ernst, müsse das Team noch zulegen, zu oft sei man auch in Duisburg nicht über „gute Ansätze“ hinaus gekommen.

Ostrzolek für Pfertzel

VfL-Trainer Friedhelm Funkel hatte seine Ankündigung, die Mannschaft leicht zu verändern, wahr gemacht: Matthias Ostrzolek begann für Marc Pfertzel. Ein kometenhafter Aufstieg für den 20-Jährigen, der zu Saisonbeginn nicht einmal einen Stammplatz im Bochumer Regionalliga-Team inne hatte.

Christoph Dabrowski erzielte das Tor des Tages. Foto: Bongarts/Getty Images
Christoph Dabrowski erzielte das Tor des Tages. Foto: Bongarts/Getty Images © Bongarts/Getty Images

Der VfL startete gut organisiert und überlegt in einer 4-1-4-1-Ordnung. Ballkontrolle war den Bochumern zu Beginn wichtiger als die stürmische Attacke, man suchte die Lücke in der oft hoch stehenden Duisburger Abwehr und versuchte gleichzeitig, die Angriffe der Gastgeber frühzeitig zu unterbinden. Das klappte defensiv hervorragend, führte aber nicht gerade zu einer Vielzahl an Chancen.

Meistens blieb es bei guten Ansätzen, zum Beispiel als der sehr agile Dedic auf Chong Tese durchsteckte, der etwas zu spät gestartet war, oder als Bruno Soares mit einem langen Bein vor Tese klären konnte. Auf der Gegenseite gab es im ersten Durchgang ebenfalls nur halbe Chancen zu sehen. Stefan Maierhofer bekam bei seinem Versuch mit dem Kopf keinen Druck hinter den Ball, dann klärte Ostrzolek vor VfL-Torhüter Andreas Luthe, nachdem Maierhofer für Goran Sukalo aufgelegt hatte.

Baljak verfehlt freistehend

So ging es mit einem undramatischen 0:0 in die Pause. Doch mit Anpfiff der zweiten Halbzeit nahm die Partie Fahrt auf. Der MSV spielte nun beherzter nach vorne und offerierte dem VfL damit noch mehr Raum für Konter. Die bis dahin beste Chance hatte jedoch der Gastgeber, als Sefa Yilmaz Ostrzolek stehen ließ und Srdan Baljak frei stehend das Bochumer Tor verfehlte.

Aber dann war die Lücke in der Duisburger Abwehr endlich groß genug, Dedic marschierte allein auf MSV-Torhüter David Yelldell, wurde jedoch von Schiedsrichter Manuel Gräfe zu Unrecht wegen einer vermeintlichen Abseitsposition zurückgepfiffen. Der Ärger über diese Fehlentscheidung währte aber nicht lange. Nur eine Minute später spielte Andreas Johansson den langen Ball über die aufgerückte MSV-Abwehr, diesmal blieb Gräfes Pfeife stumm. Tese legte quer auf Christoph Dabrowski, und der VfL-Kapitän schob zum 0:1 ein - sein dritter Saisontreffer.

Maierhofer scheitert an Luthe

Die Duisburger reagierten wütend und stürmisch. Erneut Baljak vergab aus aussichtsreicher Position, und dann benötigte der VfL die Ruhe seines Schlussmannes, der bis dahin kaum beschäftigt worden war. Maierhofer scheiterte aus kurzer Distanz an Andreas Luthe. Jetzt war das lange von Taktik und Vorsicht geprägte West-Derby richtig spannend geworden. Auch weil Luthe Manuel Schäffler noch einmal zum Torschuss einlud, letztlich aber in der letzten Szene des Spiels gegen Maierhofer und den eingewechselten Filip Trojan die Oberhand behielt.

Dann war Schluss, hatte der VfL sich „mit viel Herz“, wie Friedhelm Funkel sagte, „eine Ausgangsbasis geschaffen, die alles möglich lässt“.