Bochum. Große Ziele verfolgen die Tänzer Dmitrij Golub und Sophie Sandmann (TTC Rot-Weiß-Silber Bochum). Bei den German Open geht’s gegen Top-Konkurrenz.
Rappelvoll ist ihr Trainingsplan, an jedem Tag stehen sie auf dem spiegelglatten Parkett an der Wohlfahrtstraße - gerade jetzt vor einem der wichtigsten Turniere des Jahres. Für Dmitrij Golub und Sophie Sandmann vom TTC Rot-Weiß-Silber Bochum geht es in der kommenden Woche zu den „German Open-Championships“ nach Stuttgart. Das junge Tanzpaar wird sich dort mit der internationalen Elite im Jugendbereich messen - am Dienstag (13. August) in den Standardtänzen, tags darauf dann in der Lateinsektion.
Erst seit Juni des vergangenen Jahres tanzen die beiden TTC-Talente zusammen, hatten zuvor andere Turnierpartner, damals noch in Wuppertal. „Unsere Trainerin hatte die Idee, dass wir es zusammen versuchen sollten“, berichtet Dmitrij Golub. Und die muss es ja wissen: Anna Salita, mit ihrem Tanzpartner Artur Balandin aktuell Dritte der Deutschen Meisterschaft in den lateinamerikanischen Tänzen, hatte bei den Teenagern offenbar einen hervorragenden Riecher. „Beide sind unheimlich ehrgeizig und enorm motiviert. Sie leben für das Tanzen“, sagt Salita bei einer der Trainingseinheiten. „Dass sie so schnell schon Erfolge gesammelt haben, ist für sie eine schöne Bestätigung.“ Zuletzt belegten Golub und Sandmann bei der „Dance Comp“ in Wuppertal zweimal den dritten Platz in der Hauptgruppe A-Latein - und das gegen im Schnitt deutlich ältere Paare.
Bei der DM 2020 soll eine Medaille her
„Die Entwicklung als Paar auf der Fläche ging bei uns wirklich schnell“, sagt die erst 14-jährige Sophie. Die Schülerin kommt aus Düsseldorf, ihr Tanzpartner Dmitrij ist 17 und lebt in Wetter an der Ruhr. „Da war Bochum für uns fast am naheliegendsten“, so der Elftklässler. Gemeinsam tanzte das TTC-Duo im vorigen Jahr schon - als Drittplatzierte der nationalen Rangliste - die Jugend-Europameisterschaft im russischen Sotschi. Immerhin Rang 32 sprang dort für Golub und Sandmann heraus. Bei den Landesmeisterschaften der A-Klasse von NRW gab’s Platz fünf, bei der Deutschen Meisterschaft Rang zwölf. „Aktuell liegen wir auf dem vierten Platz in der deutschen Jugendrangliste“, wie Dmitrij Golub berichtet. In der Regel tanzt das Bochumer Nachwuchspaar pro Monat ein bis zwei Turniere - die Trainer Balandin und Salita haben stets ein Auge auf ihre Schützlinge und darauf, dass die Belastung vertretbar bleibt.
Der Wochenplan ist minuziös getaktet: montags Latein, dienstags Standard, mittwochs und donnerstags wieder Latein und am Freitag wieder Standard - damit zwischen Rumba, Wiener Walzer und Paso doble auch ja keine Langeweile aufkommt. „Unser Fokus liegt schon auch mit auf dem Standardbereich, aber wir sind dort noch nicht so gut wie in den Lateintänzen“, lässt Golub wissen. Mit drei Jahren hat er in Wetter mit dem Tanzen begonnen, zunächst das Breitensport-Abzeichen gemacht. „Da habe ich schon irgendwie Blut geleckt“, so der 17-Jährige, dessen Eltern aus Russland stammen. Nebenher spielte er auch Fußball beim FC Wetter, entschied sich dann aber für den zeitaufwändigen Tanzsport. „Es ist immer der Wille, sich zu verbessern, der einen antreibt“, wirkt er schon recht abgeklärt. Seine drei Jahre jüngere Partnerin begann als Sechsjährige mit dem Tanzen, „weil ich damals ein Hobby gesucht habe. Tanzen“, sagt Sophie, „hilft einem auch im normalen Alltag. Man wird kommunikativer, entwickelt Respekt vor dem anderen.“
Großes Lob von der Trainerin
„Wenn ich an unseren Leistungsstand vor gut einem halben Jahr denke - man würde uns gar nicht wiedererkennen“, sagt Dmitrij Golub, der später ein Sportstudium aufnehmen möchte. Dass die Entwicklung stetig vorangeht, lässt sich an den Resultaten des TTC-Duos ablesen. „Im nächsten Jahr bei der Deutschen Jugendmeisterschaft wollen wir eine Medaille“, sagt der 17-Jährige selbstbewusst. Dafür schindet sich das Paar bei den kraftraubenden Trainingseinheiten, bei denen der Ton auch schon mal etwas rauer werden kann. „Was war das? Das sah doof aus - was willst du mir damit sagen?“, raunzt Anna Salita die 14-Jährige an, die später mal Ärztin („und nebenbei vielleicht auch Tanzlehrerin“) werden will. Wenig später spart sie aber auch nicht mit Lob. „Es ist schon überraschend, dass die zwei auch in der A-Klasse bei den Erwachsenen so gut abschneiden. Wichtig ist, dass sie auf dem Boden bleiben und nicht abheben. Wir glauben ganz stark an diese beiden und wissen, wozu sie in der Lage sind“, deutet Salita an, dass von ihrer „kleinen Cleopatra“ - mit dem hübschen pechschwarzen Bubikopf - und ihrem Partner noch eine Menge zu erwarten ist. Vielleicht ja auch schon bei den German Open in Stuttgart.