Nach den Umstrukturierungen in der Nachwuchsabteilung sind viele Leute zu Wort gekommen. Von einem aber hörte man bislang wenig: dem neuen Leiter der Abteilung, Alexander Richter. WAZ-Mitarbeiter Felix Kannengießer sprach mit dem 40-Jährigen.

Sie haben mit ihrem Konzept Vorstand und Aufsichtsrat überzeugt. Wie ist es entstanden?

Richter: Ich wurde vor drei Jahren eingestellt, um zu sehen, was man verbessern kann. Während dieser Zeit habe ich das Konzept immer weiter entwickelt. Das waren viele kleine Mosaiksteinchen. Im Übrigen habe ich das Ganze ja nicht geheim gemacht.

Waren auch Jürgen Heipertz und Frank Heinemann in die Entwicklung eingebunden?

Ich habe zwar in erster Linie das Konzept entwickelt, stand aber natürlich in ständigem Dialog mit ihnen.

Wie sieht Ihr Konzept aus?

Das Ziel ist es, die Spieler mit einer Qualität auszustatten, die sie an den Profi-Bereich heranführt. Die wichtigsten Punkte sind die Entwicklung von Technik, Taktik, Athletik und Persönlichkeit. Fußball ist ein Mannschaftssport, aber individuelle Absprachen mit den Spielern sind dabei unheimlich wichtig. Auch die Videoanalyse spielt eine Rolle, damit die Spieler eine bessere Selbsteinschätzung bekommen. Dazu arbeiten wir auch mit Sportpsychologen von der Ruhr-Universität.

Was fällt jetzt in Ihren Aufgabenbereich?

Meine Aufgabe ist es, der Nachwuchsabteilung ein Gesicht zu geben – inhaltlich, nicht personell. Ich sehe mich als Bindeglied zwischen der Nachwuchsabteilung und dem Vorstand. Es gilt jeden Inhalt zu überprüfen, damit wir gemeinsam der Sache dienen. Alle meine Aufgaben aufzuzählen, würde jetzt jedoch zu weit führen.

Wird jetzt alles auf den Prüfstand gestellt?

Ich sehe mich nicht als den großen Überprüfer, sondern setze darauf, dass die Mitarbeiter der Nachwuchsabteilung ihre Aufgaben selbstständig wahrnehmen, eigene Ideen einbringen, so dass sich die Abläufe ständig verbessern. Bei den Trainern bleibt alles beim Alten, nur Andreas Weinberger wird die U 12 verlassen.

Und Thomas Reis, wie soll er in die Arbeit eingebunden werden?

Wir sind gerade dabei, alles zu sortieren. Er wird auch Teile des Aufgabengebiets von Jürgen Heipertz mit übernehmen.

Wie sehen Sie die Qualität der Jugendmannschaften?

Ich bin zufrieden mit der Entwicklung der meisten Spieler, denn das Hauptziel ist ja, junge Spieler an den Profikader heranzuführen. Ich habe aber nichts dagegen, wenn wir wieder um Titel mitspielen können. Dazu kann man sich punktuell verstärken.

Ist der VfL da eine reizvolle Adresse?

Ich höre immer, wir sitzen zwischen zwei großen Vereinen, das muss kein Nachteil sein. Wir sind der kleinere Verein, haben damit aber auch eine Nische. Ich denke, wir sind von den Trainern und vom Konzept her sogar besser aufgestellt und sollten mehr Selbstvertrauen an den Tag legen. Warum sollten wir nicht auch U-Nationalspieler ansprechen, wenn wir inhaltlich überzeugen? Bei uns ist die Chance ebenso hoch, Profi zu werden, vielleicht sogar höher.

Durch die Trennung von Heinemann und Nico Michaty hat der VfL auch zwei Trainerlizenzen weniger. Kann das bei der DFB-Zertifizierung zum Problem werden?

Ich denke nicht, wir sind da gut aufgestellt. Iraklis Metaxas ist Fußball-Lehrer, Thomas Reis und Dariusz Wosz werden auch bald ihre Lizenzen machen. Und auch die anderen Trainer sind dazu angehalten, sich ständig weiterzubilden.

Es wurde oft von einer „Bündelung der Kräfte“ geredet. Heißt das nicht, mehr Arbeit mit weniger Leuten zu stemmen?

Es kommt darauf an, wie man die Aufgaben zuteilt. Wenn man Abläufe vereinfacht, etwa in einer Stunde dasselbe vermitteln kann wie in einem vierstündigen Vortrag, werden zeitliche Ressourcen frei. Die muss man nutzen.

Für Sie geht die Arbeit sofort los, bisher haben andere Personen die Verhandlungen mit Spielern geführt. Gibt es da Startprobleme?

Zuerst war das für mich Neuland, sicherlich. Aber ich habe einige Zeit damit verbracht, mich einzuarbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen. Bis jetzt läuft alles gut, die meisten Kader sind voll oder es fehlen maximal zwei bis drei Planstellen. Es ist eine Herausforderung, aber die Aufgabe macht mir viel Spaß und ich bin zuversichtlich, dass wir alles schaffen.