Wattenscheid. Wattenscheid macht Fehler, beweist bei bei Victoria Clarholz aber Moral. Die Reaktionen verraten viel über die Entwicklung der Mannschaft.

Die Spieler der SG Wattenscheid 09 holten sich ihren Applaus bei den Fans ab, aber ein glückliches Gesicht hatte dabei kaum einer. Gut 200 Wattenscheider waren die 100 Kilometer nach Clarholz gefahren. Und sie sahen, wie ihr Team einen weiteren Punkt gegen den Abstieg aus der Oberliga erkämpfte: 2:2 hieß es nach 90 Minuten, wobei Wattenscheid zur Pause 0:2 zurücklag. So gab es zwar Applaus für die Moral von den Fans, aber Zufriedenheit strahlte niemand aus.

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Auf die Frage, ob er zufrieden sei, verzog Ausgleichs-Torschütze Felix Casalino nur das Gesicht. Umut Yildiz antwortete: „Nach der ersten Halbzeit ja. Sonst nicht.“ Der andere Torschütze, Fynn Broos antwortete: „Es ist gut, dass wir so zurückkommen. Aber ganz ehrlich: Das 3:2 lag so in der Luft, wir haben nur gewartet, dass der reingeht. Es sollte nicht sein. Wir müssen zufrieden sein, aber ich bin ein bisschen sauer, dass wir nicht gewonnen haben.“

SG Wattenscheid 09: Unentschieden in Clarholz „sehr, sehr ärgerlich“

Ein Grund zur Freude war das 2:2, bei allem Respekt vor der Aufhojagd, auch für den Coach nicht: „Das Ergebnis ist nicht glücklich, sondern sehr ärgerlich. Wir haben uns mehr vorgenommen, aber ehrlicherweise die erste Halbzeit komplett verpennt“, meinte auch Trainer Engin Yavuzaslan. Schon nach gut 20 Minuten stand es 2:0 für Clarholz. Die Gastgeber nutzten die Wattenscheider Schwächen eiskalt aus.

Das 1:0 fiel, wie so oft in dieser Saison, nach einem Standard: Markus Baum köpfte nach einer Ecke die Führung, Keeper Niklas Lübcke sah beim Rauskommen nicht gut aus. Beim zweiten Clarholzer Tor durch David Herzog reklamierten die Wattenscheider ein Foul im Mittelfeld, schafften es aber auch trotz Überzahl im Strafraum nicht, entscheidend zu klären, sodass der Clarholzer abstauben konnte. Berkan Firat hatte in der 45. Minute einen Schuss, der den Pfosten striff. Aber insgesamt kam zu wenig von der SGW, die zwar viel Ballbesitz hatte, aber kaum torgefährlich war - und dafür hinten anfällig.

Trainer trifft in der Halbzeit die richtigen Entscheidungen

Trainer Yavuzaslan fand in der Pause „klare Worte“, wie er sagte - traf aber vor allem taktisch und personell die richtigen Entscheidungen. Er stellte auf Doppelspitze um, brachte die frischen Angreifer und späteren Torschützen Casalino und Broos. Hinten verteidigte der eingewechselte Jeffrey Malcherek mit Serhat Kacmaz und Maurice Haar in einer Dreierreihe, wobei Haar von seiner Position aus immer wieder das Spiel nach vorne ankurbelte.

Fynn Broos (hier im Pokalspiel in Altenbochum) machte erneut ein wichtiges Jokertor für die SG Wattenscheid 09.
Fynn Broos (hier im Pokalspiel in Altenbochum) machte erneut ein wichtiges Jokertor für die SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Fynn Broos über die Änderungen: „Die Doppelspitze hat in den letzten Spielen schon gut funktioniert. Wir sollten einfach den Gegner unter Druck setzen und jagen, jagen, jagen. Das hat zweimal geklappt: Casa läuft einfach drauf los wie ein Verrückter, macht ein Tor - Plan voll aufgegangen.“

Nach gut einer Stunde fiel der ersehnte Ausgleich: Der ebenfalls eingewechselte Frederik Wiebel legte per Kopf für Broos auf, der das Anschlusstor köpfte. Zehn Minuten vor Schluss eroberte Hivan Kouonang (auch er eingewechselt) einen Ball in der eigenen Hälfte und schlug lang auf Casalino - der Stürmer setzte sich stark durch und machte den umjubelten Ausgleich. Es blieb beim 2:2, auch wenn Wattenscheid bis zum Ende drückte.

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Große Chance im eigenen Stadion gegen Rheine

Sowohl das Spiel als auch die Reaktionen zeigen die Entwicklung, die die Mannschaft genommen hat, aber auch den neuen Anspruch an sich selbst - 24 Punkte hat 09 seit dem Winter geholt. Fynn Broos erklärt: „Wir haben vom Trainer ein ganz anderes Mindset mitgenommen. Wir haben viel geackert und mussten viel laufen. Wir hatten viele Sitzungen, in denen wir einfach nur geredet haben, was wir besser machen müssen. Das Training der letzten Monate trägt jetzt richtig Früchte und ich bin mir sicher, dass wir damit drin bleiben.“

Denn auch wenn niemand mit dem Punkt glücklich war - angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz war es ein wichtiger. Sowohl Brünninghausen als auch Bövinghausen holten Dreier, sodass der Vorsprung auf Brünninghausen auf dem ersten Abstiegsplatz drei Spieltage vor Schluss nur noch sechs Punkte beträgt. Dazwischen steht aber dank des Unentschiedens weiter nicht nur Victoria Clarholz, sondern auch der nächste Gegner Eintracht Rheine - Sonntag um 15 Uhr wartet im Lohrheidestadion das nächste Kellerduell. Mit einem Heimsieg sollte die SGW gerettet sein.

Victoria Clarholz gegen Wattenscheid 09: So haben sie gespielt

  • Wattenscheid 09: Lübcke - Renke (61. Wiebel), Kacmaz, Haar, Kaminski (46. Malcherek) - Thier, Fili (46. Broos), Firat - Yildiz, Loheider (46. Casalino), El Mansoury (61. Kouonang)
  • Victoria Clarholz: Drücker, Muja, Brück, Mrozek (72. Van der Veen/90. Cinar), Cylkowski, Pollmann (54. Aciz), Büscher, Herzog, Baum, Aygün, Wiedemann (80. Kahraman)
  • Tore: 1:0 Baum (11.), 2:0 Herzog (24.), 2:1 Broos (62.), 2:2 Casalino (81.)
  • Zuschauer: 612

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