Routiniert und geschmeidig wie eine Fisch bewegt sich Stephanie Motte heute durch das Wasser.

Ihre Eltern hatten nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter wohl schon eine Vorahnung und meldeten sie noch als Säugling beim SV Blau-Weiß Bochum an. Seither ist die 18-jährige unweigerlich mit dem kühlen Nass verbunden und kann sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen: „Das Wasser ist mein Element. Hier bin ich zu Hause.”

Schon als Kleinkind eine echte „Wasserratte”, lernte Stephanie mit vier Jahren das Schwimmen. Schnell zeigte sich eine gewisse Begabung, mit sieben Jahren gewann sie erste Schwimm-Wettkämpfe. „Dann wurde es mir einfach zu langweilig. Außerdem wollte ich keine Einzelkämpferin mehr sein”, erinnert sich der Comedy-Fan. Weil die national äußerst erfolgreichen Wasserball-Damen ebenfalls hinter den Toren von BW Bochum trainieren, wechselte Stephanie nur das Becken und spielt nun seit dem zwölften Lebensjahr Wasserball.

Auch mit Ball blieb Stephanie im Wasser erfolgreich. In den Jugendteams weiter als Talent gehandelt, gelang ihr vor drei Jahren der Sprung in die Jugend-Nationalmannschaft, wo die wurfstarke Rückraumspielerin mittlerweile zur Führungsspielerin gereift ist. Nach dem siebten Platz bei der Jugend-EM 2008 im ungarischen Györ avancierte sie bei der letztjährigen Junioren-WM in Sibirien, wo die Deutschen auf dem zehnten Rang landeten, gar zur besten Schützin des Turnieres.

Für den sportlichen Erfolg musste Stephanie im tristen Sibirien allerdings einiges hinnehmen. „Zum Frühstück gab es Zunge mit Pommes, das war wirklich schrecklich. Trotzdem habe ich die Erfahrung mitgenommen und kann sagen: Die Reise hat sich gelohnt”, befindet die Hobbyköchin, die sich kurze Zeit später über die erste A-Kader-Einladung von Heike Köhnen freuen durfte: „Da habe ich einen Luftsprung gemacht.”

Seit der letzten Saison ist Stephanie auch fester Bestandteil der ersten Mannschaft von Blau-Weiß Bochum. Die Stärken, die sie bei der Nationalmannschaft präsentiert, fordert ihr Trainer Thilo Khil auch im Wiesental einzubringen: „Stephanie hat sich ständig verbessert und bringt alles mit, um erfolgreich zu werden. Sie muss aber mehr Führungsqualitäten zeigen, dann schafft sie auch den Sprung in die ersten Sieben.”

Als Stammspielerin hätte Stephanie den nächsten Schritt gemacht und würde damit ihren Vorbildern Katrin Dierolf und Lina Rohe etwas näher kommen. „An Katrin schätze ich diese unglaubliche Verbissenheit. Lina ist die Schlaue, die äußerst elegant spielt”, analysiert Stephanie bewundernd ihre Mannschaftskameradinnen.

Bis sie das Leistungsvermögen von Dierolf und Rohe erreicht hat, ist es aber noch ein weiter Weg, vor allem weil Stephanie durch die Ausbildung zur Krankenschwester seit September letzten Jahres erstmals mit einer Doppelbelastung klarkommen muss. Bei lediglich einem trainingsfreien Tag pro Woche, muss die schwimmstarke Wasserballerin ihre Zeit neu organisieren und den schwierigen Spagat zwischen Sport und Arbeit schaffen.

„Kurzfristig könnte das einen Schritt zurück für mich bedeuten, aber ich versuche weiter dranzubleiben”, gibt sich Stephanie kämpferisch und lebt weiter für ihren großen Traum von Olympia: „Das wäre einfach super. Ich weiß, dass die Chancen momentan nicht so hoch sind, aber ich gebe nicht auf.”