Bochum. Das Weihnachtsspiel in der 2. Basketball-Bundesliga endet in einer bitteren Niederlage für die VfL Sparkassen Stars - die Fans sind Gewinner.
Von wegen ruhige Weihnachten: Im Christmas Game in der 2. Basketball-Bundesliga Pro A ließen es die VfL Sparkassen Stars Bochum und die Eisbären Bremerhaven krachen, lieferten sich einen wilden Schlagabtausch und rissen das Publikum in der Rundsporthalle aus der vorweihnachtlichen Besinnlichkeit.
Die leidenschaftliche Aufholjagd der Bochumer wurde nicht belohnt, alle Zuschauerinnen und Zuschauer durften sich aber als Gewinner fühlen, nachdem die Teams mit dem 104:113 (34:27, 22:40, 19:20, 29:26) eine neue Saisonbestmarke aufstellten: 217 - so viele Punkte gab es 2023/24 in noch keinem Pro-A-Spiel. 2022/23 gab es nur ein Spiel mit mehr Punkten (Düsseldorf - Vechta, 115:112 n.V.).
Bochum und Bremerhaven mit neuer Punkte-Bestmarke in der 2. Bundesliga
Entsprechend hin- und hergerissen war Sparkassen-Stars-Geschäftsführer Tobias Steinert: „Das tat weh. Wir hätten nicht verlieren müssen, aber haben in der Defensive zu wenig gezeigt. Wir mussten mehr für unsere Punkte tun als Bremerhaven. Aber ein Riesen-Dank an alle Fans: Ausverkauftes Haus, eine Riesen-Atmosphäre.“ Noch einige Stunden vor dem Spiel hatten die Stars zusätzliche Tickets freigegeben, und die rund 1500 sahen ein begeisterndes Spiel.
Etwas mehr als eine Handvoll Spiele gab es in dieser Saison erst mit mehr als 200 Punkten insgesamt. Ein einziges Mal, beim 100:106 zwischen Dresden und Paderborn am Donnerstagabend, schafften beide Teams 100 Punkte. Die bisherige Bestmarke setzte das 95:117 von Münster gegen Trier mit 212 Punkten. Die knackte David Cohn mit seinem Freiwurf zum 104:109 23,6 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit – eine Chance auf den Ausgleich bekamen die Bochumer aber nicht mehr.
Bochumer Basketballer sorgen für einige Highlights
Denkwürdige Momente hatten die Bochumer aber dennoch einige: Tom Alte, der mal wieder mit seinem Markenzeichen, dem Alley-Oop-Dunking, die ersten Punkte des Abends erzielte, woraufhin blaues Konfetti aus dem Bochumer Fanblock regnete. Lars Kamp, der mit einem Freiwurf früh im Spiel seinen 1000. Punkt für die Sparkassen Stars machte. Kilian Dietz, der einen Rebound direkt per Dunking zum 68:83 durch den Korb stopfte und ein deutliches Lebenszeichen sandte. David Cohn, der mit seinem Dreier zum 80:89 zu Beginn des vierten Viertels das Publikum in der Rundsporthalle in Comeback-Stimmung versetzte.
Ex-Bochumer Drescher mit Gala-Vorstellung
„Wir haben hart gekämpft und alles gegeben“, meinte Cohn geknickt, als er für sein Double-Double (25 Punkte, 10 Assists) zum Spieler des Spiels gekürt wurde – und stellte fest, dass seine Statistiken angesichts der Niederlage wenig wert seien.
Sehr viel damit zu tun hatte der Ex-Bochumer Hendrik Drescher, der im Sommer nach Bremerhaven gewechselt ist. Er traf alle fünf Dreierversuche im ersten Viertel, war am Ende Topscorer mit 26 Punkten und sechs von sieben getroffenen Dreiern – eine Bilanz, für die er sich nach dem Spiel ein herzliches „Arschloch“ beim Wiedersehen mit dem Bochumer Staff anhören durfte.
Drescher führte ein Bremerhavener Team an, das von Anfang an überdurchschnittlich traf: 57 Prozent Dreier, 59 Prozent aus dem Feld insgesamt – ein spektakulärer Auftritt. Die Bochumer kämpften zwar jeden Ball, aber immer wenn es eng wurde, traf Bremerhaven. Im Schlussviertel war es Jarelle Reischel, der in den entscheidenden Momenten zwei Dreier traf, Bochum auf Distanz hielt. Bochum scheint Reischel zu liegen, in der Vorsaison stellte er hier mit 40 Punkten einen individuellen Rekord auf.
Bochums Plan geht nur im ersten Viertel auf
Auf Rekordkurs waren die beiden schon früh im Spiel, das Spektakel deutete sich schon mit dem 34:27 für Bochum nach dem ersten Viertel an, auch dank der Dreier der wieder gesunden Geske und Cohn. Allerdings konnte Bochum mit den Eisbären danach nicht dauerhaft mithalten.
„Wir hatten einige Spieler nach längere Erkrankung und Corona zurück und mussten einen besonderen Plan erstellen“, erklärte Headcoach Banobre, „das ist im ersten Viertel aufgegangen.“ Danach aber nicht mehr – dazu habe er einige Schiedsrichter-Entscheidungen nicht verstanden, und vor allem habe man die Qualität der Bremerhavener Mannschaft gesehen. Bremerhaven bleibe sicher nicht lange unten in der Tabelle.
Mit dem fünften Sieg haben sich die Eisbären tatsächlich in Richtung Mittelfeld geschoben, die Sparkassen Stars dagegen sind Vorletzter, nur die Artland Dragons haben seltener gewonnen. „Es ist noch keine Halbserie gespielt, aber wir haben das im Blick“, sagt Tobias Steinert. „Das geht nicht einfach so an uns vorbei. Bremerhaven war ein direkter Konkurrent – da zu verlieren, wenn es nicht hätte sein müssen, tut doppelt weh.“
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