Bochum. Eigentlich wollte Dejan Pavlovic 2010 nur für ein paar Monate in Deutschland arbeiten. Nun spielt er seit zwölf Jahren für Croatia Bochum.

Bei Croatia Bochum steht der heimliche Kaderplaner im Tor. „Wenn ich auf der Arbeit oder irgendwo anders Kroaten kennenlerne, ist meine dritte Frage immer: „Spielst du Fußball?“ So habe ich schon einige Spieler zu Croatia geholt“, erzählt Dejan Pavlovic. „Radio Pavlovic“ nenne ihn sein Trainer Dario Ruzic deswegen scherzhaft.

Auch „Wikipedia“ wird Pavlovic öfter mal gerufen. „Das macht eigentlich nur Dario. Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan und beschäftige mich viel mit der Kreisliga. Wenn die Jungs da etwas wissen wollen, dann kommen sie zu mir“, sagt der 37-Jährige. So müsse er immer wieder Fragen zur Vergangenheit von Croatia Bochum beantworten.

Pavlovic holte schon Megdoubi und Siewers zu Croatia Bochum

Croatia Bochum ist, wie der Name schon sagt, ein kroatischer Verein, der im Jahr 2004 gegründet wurde und seine Heimat im Stadtteil Altenbochum hat. Pavlovic schätzt den Zusammenhalt und die familiäre Atmosphäre, die aber keinesfalls nur Kroaten vorbehalten ist. „Jeder, der will, kann zu uns kommen.“ Von Arminia Goch kam im Sommer 2022 Hamza Megdoubi - natürlich unter Mithilfe von Pavlovic. Auch bei der Verpflichtung von Angreifer Dennis Siewers hatte der Torhüter seine Finger im Spiel. „Ich habe damals seine Nummer besorgt.“

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Pavlovic selbst spielt schon seit dem Jahr 2011 für Croatia Bochum. Rund ein Jahr nachdem er nach Deutschland gekommen war, heuerte er in Altenbochum an. „Dabei wollte ich eigentlich nie wieder Fußball spielen“, sagt er. „Ich wollte 2010 eigentlich nur für drei Monate nach Deutschland kommen, um zu arbeiten.“

Croatia Bochum als Anlaufpunkt für Kroaten in der Region

Daraus sind nun schon 13 Jahre geworden. „Ich wollte ein wenig Geld sparen und meine Schwester, die damals sowieso hier gewohnt hatte, besuchen. Dann wurde es noch ein Monat und noch ein Monat und jetzt bin ich immernoch hier“, sagt der 37-Jährige lachend.

Dabei habe auch Croatia Bochum eine Rolle gespielt. „Mittlerweile ist der Verein für mich wie eine Familie. Wenn wir freitags nach dem Training grillen, komme ich selten vor Mitternacht nach Hause. Falls doch, fragt mich meine Frau, ob wir uns gestritten haben.“

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Auch abseits des Vereinslebens unterstützen sich die Spieler. Viele sind Kroaten, nicht alle sprechen gutes Deutsch. „Nach dem EU-Beitritt sind einige Kroaten nach Deutschland ausgewandert. Ein Verein wie Croatia Bochum ist da ein guter Anlaufpunkt. Wir unterstützen uns bei Arbeits- und Wohnungssuche, das hilft vielen enorm.“

Croatia Bochum: Spieler nehmen kilometerlange Anreisen in Kauf

Dafür nehmen viele Spieler auch weitere Anreisewege auf sich. „Von der ersten und zweiten Mannschaft wohnen vielleicht insgesamt zehn Spieler in Bochum.“ Auch Pavlovic selbst wohnt schon seit Jahren in Essen und pendelt zu den Trainings und Spielen. Mit Ljobomir Bozic wohnt ein Spieler sogar in Rheinberg. „Von zehn Trainings im Monat ist er achtmal da“, sagt Pavlovic anerkennend. Von der Haustür bis zum Platz muss Bozic rund 70 Kilometer zurücklegen - pro Weg.

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Auch beim 0:1 gegen den TuS Harpen II am vergangenen Wochenende stand Bozic wieder auf dem Platz. Im Tor spielte natürlich auch wieder Pavlovic, bei dem von Aufhören noch lange keine Rede ist. „Ich möchte so lange es geht spielen. Drei, vier Saisons gehen auf jeden Fall noch.“