Hagen. Phoenix Hagen wird jetzt von der Gewerkschaft IG Metall gesponsert. Was es mit dieser ungewöhnlichen Kooperation auf sich hat.
Man kann diese Partnerschaft als unorthodox betiteln, als innovativen Ansatz im Sportsponsoring. Aber man kann auch behaupten, dass die Sache doch auf der Hand liegt: Phoenix Hagen versteht sich als Arbeiterklub. Warum also sollte die Gewerkschaft IG Metall den Basketball-Zweitligisten mit Malocher-Mentalität nicht sponsern? Triftige Gegenargumente konnten Martin Schmidt, der Geschäftsführer von Phoenix, und Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hagen, nicht finden, als sie bei einer Veranstaltung der Hagener Wirtschaftsentwicklung ins Gespräch kamen. Einige Monate später, zur neuen Zweitliga-Saison, haben sie das Sponsoring festgezurrt, oder um es im Arbeiterjargon auszudrücken: Die IG Metall und Phoenix Hagen haben Nägel mit Köpfen gemacht.
Der Sponsoringvertrag hat eine einjährige Gültigkeit, über die finanzielle Ausgestaltung möchten sich beide Parteien nicht äußern. In der Sponsoring-Pyramide von Phoenix – einzusehen über die Vereinshomepage – ist die IG Metall am Boden bei den Business-Club-Partnern angesiedelt. Der IG Metall Hagen ginge es allerdings auch nicht darum, in der Hierarchie der Finanziers nach oben zu klettern. „Mit unserem Sponsoring machen wir keine Profis reich“, lacht Jens Mütze und erklärt: „Uns geht es einerseits darum, Phoenix als attraktives Aushängeschild der Stadt Hagen zu unterstützen und andererseits wollen wir die Präsenz und das Netzwerk von Phoenix nutzen, um noch besser auf Menschen zugehen zu können. Und ihnen erklären, was wir eigentlich machen und wofür wir stehen.“
Dies wolle man mit Spieltagsaktionen umsetzen. Die IG Metall wird mit ihrem Logo auf Werbeflächen von Phoenix zu finden sein, aber noch wichtiger: Die Gewerkschaft wird sich bei einigen Heimspielen mit einem Infostand präsentieren, erstmals am 21. Januar 2024. Man möchte sichtbarer werden. Und nahbarer.
Dass Sponsoring bei einer Gewerkschaft ein sensibles oder mancherorts gar verpöntes Thema ist, liegt an der Natur der Sache: Gewerkschaften sind keine Wirtschaftsbetriebe und finanzieren sich aus Mitgliedsbeiträgen. Wofür ihr Geld ausgegeben wird, muss wohlbedacht sein. Doch sowohl auf einer Delegiertenversammlung als auch in einer Vorstandssitzung des Hagener Ortsverbandes, so Jens Mütze, habe er eine „100-prozentige Zustimmung“ für das Phoenix-Sponsoring erfahren. Das zeige einerseits, dass die Gewerkschaftler mit Basketball „etwas anfangen können“, andererseits sei die Anerkennung für Phoenix als „attraktiven und weichen Standortfaktor“ für die strukturschwache Stadt Hagen groß.
Rüdes Image aufwerten
Mit der neuen Partnerschaft will die IG Metall Hagen überdies ihr rüdes Gewerkschaftsimage aufwerten. Man möchte nicht als Streithahn in roter Warnweste wahrgenommen werden. Sich von Stereotypen distanzieren. „Bevor ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, hatte die IG Metall für mich ein eher böses Image“, erklärt Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt. „Sie wirkte etwas hart und unfreundlich. Ich habe immer gesagt: Die streiken doch nur.“ Durch das Sponsoring möchte Phoenix der IG Metall dabei helfen, an Attraktivität zu gewinnen, der Marke ein „emotional positives Gesicht“ geben.
Und sowieso füge sich eine Gewerkschaftsvertretung gut ein bei Phoenix Hagen: „Bei unseren Heimspielen ist jede Gesellschaftsschicht vertreten. Und jetzt hast du nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sondern auch jemanden, der sich dazwischen bewegt. Durch den Sport schaffst du eine Ebene, auf der du dich auf Augenhöhe unterhalten kannst - denn diese Hierarchien sind in der Halle aufgehoben.“
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