Bochum. Die U19-Nationaltrainerin der Ukraine übernimmt die Bundesliga-Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß. Bochums Männer coacht der BWB-Wasserballchef.
Mitten in der Vorbereitung auf die nächste Saison hat der SV Blau-Weiß Bochum die Trainer der Zweitliga-Mannschaft der Männer und der Bundesliga-Mannschaft der Frauen gewechselt. Nachdem die Herrenmannschaft in der vergangenen Saison den anvisierten Aufstieg in die erste Klasse verpasst hat, redete man intern Klartext. Ergebnis: Die Wege von Männer-Trainer Olaf Bispinghoff und dem SV Blau-Weiß trennen sich.
Die Vorstellungen von Bispinghoff und dem Klub gingen offenbar weit auseinander. „Seine Anforderungen waren gerade in der momentanen Situation nicht mit dem Verein vereinbar. Nach zwei Gesprächen war deshalb klar, dass sich unsere Wege von jetzt an trennen werden”, erklärt Frank Lerner, der Verantwortliche für den Bereich Wasserball des SV Blau-Weiß Bochum, ohne Details zu nennen.
Auch interessant
Unter Bispinghoff verpasst Blau-Weiß das Ziel beim Aufstiegs-Turnier
Bispinghoff war im (Corona-)Sommer 2020 vom SV Lünen zu Blau-Weiß als Nachfolger des langjährigen Männer-Trainers Peter Voß gewechselt. Nach zwei von der Pandemie geprägten Jahren gibt es nun einen Schnitt. Den Aufstieg hatte das Team im Sommer beim Aufstiegsturnier klar verpasst, als wenig bis nichts zusammenlief.
Es sei aber mitten in der Vorbereitung nicht möglich, einen neuen externen Trainer zu engagieren, erklärte Lerner. Deshalb hat der SV Blau-Weiß interne Lösungen gesucht und gefunden. Der bisherige Frauen-Trainer und Abteilungschef Frank Lerner selbst übernimmt ab jetzt die Männer für die nächste Saison in der 2. Liga.
Auch interessant
Kriegsflüchtling Olexandra Mironenko übernimmt die Frauen-Mannschaft
Die junge Frauen-Mannschaft, die in der Bundesliga in der Vorsaison einen guten Schritt nach vorne gemacht und Rang drei erreicht hat, wird von Olexandra Mironenko übernommen. Sie sollte eigentlich die Co-Trainerin der Wasserballerinnen werden.
Olexandra Mironenko kam zum SV Blau-Weiß dank der Flüchtlingshilfe des Vereins, die Bochumer engagieren sich hier bekanntlich tatkräftig – rund 30 geflüchtete Spielerinnen und Spieler sind bei Blau-Weiß am Ball, darunter viele Kinder und Jugendliche. Olexandra Mironenko floh mit ihrer Tochter zu Beginn des Krieges Ende Februar aus der Region Charkiw. Bochum half und hilft ihr von Beginn an.
In der vom russischen Angriffs-Krieg gebeutelten Ukraine ist Mironenko weiterhin die Trainerin der U17- und U19-Nationalmannschaften. Im Sommer war sie mit den Teams noch bei einem Turnier in Israel erfolgreich.
Wasserball-Chef Lerner hilft Mironenko administrativ
„Olexandra wird das auf jeden Fall meistern. Sie hat da mein vollstes Vertrauen“, sagt Lerner. „Zur Organisation im Verband stehe ich ihr natürlich zur Seite. Zudem hat sie auch noch Unterstützung von Christine Stüwe. Sie übernimmt die Betreuung der Damenmannschaft”, erläutert der Wasserball-Chef.
Ob die Umstrukturierung im Ergebnis glückt, wird sich das erste Mal am 22. Oktober zeigen. Für die Herren steht dann um 17.30 Uhr das erste Spiel im Deutschen Pokal gegen die SG Stadtwerke München an. Und für die Damen geht es um 19.30 Uhr in der 1. Bundesliga gegen Hamburg ins Wasser.
Keine klaren Ziele: Blau-Weiß wartet Entwicklung erst einmal ab
„Für diese Saison haben wir uns erst einmal keine besonderen Ziele gesetzt“, sagt Lerner auch mit Blick auf die schwierigen Corona-Jahre und die aktuellen wirtschaftlichen Krisen. „Wir möchten erst einmal, dass die Saison vernünftig losgehen kann. Es wäre super, wenn die Frauen ihren dritten Platz aus dieser Saison verteidigen können.“ Bei den von ihm selbst trainierten Männern „können wir erst ein Saisonziel ausgeben, wenn das Team mit allen Neuzugängen vernünftig geformt ist”, sagt Lerner.
Hohe Kosten durch Strom und Gas - und durch den DSV
Hintergrund sind neben der Corona-Pandemie, die ja weltweit längst noch nicht besiegt ist, die steigenden Kosten. Neben der zunehmenden finanziellen Belastung durch deutlich höhere Preise für Strom und Gas wird BW Bochum jetzt auch noch durch Gebühren des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) zusätzlich belastet.
Zu Beginn des Ukraine-Krieges hatte der DSV den Vereinen zugesichert, dass Spielerinnen aus der Ukraine ohne Wechsel- und Lizenzgebühren wechseln dürften, erklärt Lerner. „Das ist anscheinend nicht mehr aktuell“, kritisiert der Wasserball-Chef von einem der größten Schwimmvereine Deutschlands. „Das offizielle Wechselfenster wurde jetzt im August geöffnet, und der DSV erhebt eine Wechselgebühr für alle Spielerinnen und Spieler, denen wir hier geholfen haben. Das belastet den Verein bei rund 30 Sportlerinnen und Sportlern mit noch einmal mindestens 3.500 Euro”, sagt Lerner.