Eugene (USA). Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) startet bei der Leichtathletik-WM in den USA. Neben dem Sport arbeitet sie mit halber Stelle als Psychologin.
Noch sei sie nicht nervös, sagt Jessie Maduka. Und schiebt lachend hinterher: „Das schiebe ich noch vor mir her. Aber wenn man mir die Frage in zwei Tagen in Eugene stellt, dann bin ich sicher richtig, richtig aufgeregt.“ Das war am Dienstag, da war Maduka noch im Vorbereitungscamp in Santa Barbara in Kalifornien. Inzwischen ist sie weitergereist nach Eugene in Oregon, wo am Freitag die Leichtathletik-Weltmeisterschaften eröffnet werden. Für die Dreispringerin des TV Wattenscheid 01 ist es die erste WM – und es ist fast ein Heimspiel für die 26-Jährige.
Maduka studierte mehrere Jahre an der UCLA in Los Angeles. „Auf dem Weg hierher sind wir sogar an der Abzweigung zu meiner alten Uni vorbeigefahren. Vom Sehen her kannte ich das schon und ich fühle mich hier auch wohl“, sagt sie. Das macht sie zum „USA-Profi“ der Gruppe, die oft ihren Teammates aushelfen kann – zum Beispiel beim Bezahlen im Café: „Wir waren in Santa Barbara in einem Café. Beim bezahlen gibt man hier dem Kellner die Karte mit. Und alle waren verwirrt, warum er mit der Rechnung da stand.“ Als einzige wusste Maduka, was zu tun war.
- Leichtathletik-WM in Eugene:Der Zeitplan aus Wattenscheider Sicht
Jessie Maduka holte Gold und Bronze bei Deutschen Meisterschaften
Unter perfekten Bedingungen hat sich die Düsseldorferin, die seit 2021 für den TV 01 startet, vorbereitet. Maduka erlebt gerade einen Karrieresprung. In der Halle wurde sie Deutsche Meisterin, knackte die 14 Meter. Bei der DM in Berlin holte sie angeschlagen Bronze (13,77 Meter). Die Weltmeisterschaften sind ihr bislang größter Wettkampf, auch wenn sie mit einer Meldeleistung von 14,00 Metern (aufgestellt bei ihrem Deutschen Meistertitel in der Halle) sicher keine Favoritin auf die vorderen Plätze ist.
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Der Dreisprung-Wettkampf beginnt am Samstag um 10.30 Uhr Ortszeit – in Deutschland ist es dann 19.30 Uhr. „Prime Time“, sagt Maduka. Viele andere Wettkämpfe wird in Deutschland kaum jemand live verfolgen, da sie mitten in der Nacht im TV laufen.
„Ich konnte auf jeden Fall mehr trainieren und mit weniger Schmerzen Wettkämpfe bestreiten. Einfach beschwerdefrei durch den Aufbau zu kommen, hat extrem geholfen“, erklärt Maduka, was diese Saison besser läuft – zuletzt hatte sie allerdings wieder Knieschmerzen. „Ich hatte hier aber eine gute Sprungeinheit, ich habe das im Griff und bin optimistisch“, sagt sie mit Blick auf den WM-Wettkampf.
Weitsprung macht Spaß – beim Dreisprung fliegt man dreimal
Jessie Maduka wurde in Düsseldorf als Sprint-Talent entdeckt. Als Jugendliche probierte sie Dreisprung mal „spaßeshalber“, gewann bei der Jugend-DM auch eine Bronzemedaille, stellte das Springen dann aber aufgrund von Kniebeschwerden komplett ein. „Ich war Sprinterin und sprinten fand ich damals irgendwie cooler.“
Mit 18 ging sie ans College in Los Angeles, wo sie beschwerdefrei trainierte (und übrigens auch einige gute College-Wettkämpfe in Eugene absolvierte) und wieder mit dem (Weit-)Springen anfing. „Als ich wieder in Deutschland war, habe ich einmal trainiert und bin 13 Meter gesprungen. In dem Jahr bin ich auch Deutsche U23-Meisterin gesprungen.“
Was sie daran reizt? „Weitsprung macht mega Spaß, weil man diese lange Flugphase hat. Aber beim Dreisprung fliegt man halt dreimal“, sagt sie, und lacht. „Diese verschiedenen Elemente zu haben“, macht einfach Spaß. Dabei habe sie aber noch Luft nach oben: „Relativ schnell laufen kann ich, aber zum Brett hin bremse ich unterbewusst irgendwie ab.“ Sie müsse mehr „durchbrettern“.
Maduka hat einen 20-Stunden-Job neben dem Sport
Eine Besonderheit gibt es bei Maduka: Sie gehört nicht zum Bundeskader des Deutschen Leichtathletik-Verbands. Anders als die meisten Top-Athletinnen wird sie nur vom Verein, nicht vom Verband unterstützt – das nervt sie und sorgt für Zwänge.
Maduka hat in diesem Jahr ihr Sportpsychologie-Studium mit dem Master beendet, arbeitet 20 Stunden pro Woche. „Ich arbeite montags bis mittwochs als Psychologin. Es ist nicht körperlich anstrengend, aber mental ist man manchmal danach platt.“ Montags hat sie einen Acht-Stunden-Tag, danach ist dann „nur noch“ Krafttraining drin. Ab donnerstags konzentriert sie sich auf die Leichtathletik. Ob sie das in ihrer sportlichen Entwicklung hemmt? Jein, findet sie.
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Wenn es nicht laufe, sagt Maduka, „gibt es Halt, zu wissen, dass man nicht nur Sportler ist, sich nicht nur darüber definiert. Arbeiten gehen an sich ist ist sicher nicht schlecht. Zehn Stunden würden mir aber auch reichen. Aber irgendwovon muss ich auch leben.“
Maduka hofft auf Paris – und träumt von Los Angeles
Ihre berufliche Ausbildung ist nun abgeschlossen, es gehe jetzt ums Erfahrungen sammeln. „Ich hoffe, dass mir der Einstieg in ein normales Arbeitsleben nach dem Sport dann leicht fällt.“ Das soll aber noch etwas hin sein. Sie will „ab jetzt immer bei großen Meisterschaften am Start sein“. Nächstes Jahr ist schon die nächste WM, 2024 Olympia in Paris. „Dass ich hier dabei bin, gibt mir auf jeden Fall Hoffnung, auch bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Wenn es so weitergeht, schätze ich die Chancen gut ein, auch wenn die Quali-Norm hoch ist“, sagt sie, und lacht: „Mein Trainer sagt immer, ich soll einfach die Norm springen.“
Bis Anfang dreißig könne man und wolle sie Dreisprung machen. Bis 2028 zu springen könne sie sich gut vorstellen. Es ist das Jahr der übernächsten Sommerspiele, die in Los Angeles stattfinden werden. Für Jessie Maduka wäre das wieder ein Heimspiel.
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