Dortmund. Der Torwart des ASCD provozierte, einige Fans der SG Wattenscheid 09 warfen Bierbecher und Gegenstände auf ihn. Meinungen und Hintergründe.

Für Jan Mißner muss es sich angefühlt haben wie die maximale Demütigung, als er dem Ball hinterherschaute und zusehen musste, wie Timon Schmitz den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich erzielte für die SG Wattenscheid 09 beim Oberliga-Spiel beim ASC Dortmund, das die SG 09 mit 3:2 gewann.

Emre Yesilovas Schuss hatte der Schlussmann des ASC 09 auf Mitleid erregende Weise durchrutschen lassen. Zehn Minuten lang hatten ihn Wattenscheider Fans zuvor gezielt beleidigt – der Torwart wiederum hatte sie bereits ab der 55. Minute mit Zeitspiel provoziert.

Torwart Mißner: 40 Zentimeter langer Hering sei auf ihn geworfen worden

Szenen, die in jedem Fußballspiel passieren können und passieren. Nach 90 Minuten sind sie in der Regel vergessen, spätestens nach dem ersten Kaltgetränk spricht gewöhnlich niemand mehr über Schimpfworte und Kraftausdrücke. Die Ereignisse in Aplerbeck aber wirkten intensiver nach.

Nach einer guten Stunde ging es hinter dem Tor der Gastgeber rund. Mißner hatte sich bei einem Abstoß einmal mehr unnötig viel Zeit genommen. Wieder wurde es laut, wieder wurde es hitzig. Und dann flogen Bierbecher in Richtung des Torhüters. Der Keeper behauptete anschließend gegenüber dieser Redaktion, jemand habe einen rund 40 Zentimeter langen, zur Befestigung des Tores vorgesehenen Hering in seine Richtung geworfen.

Ordner, Sicherheitschef, Trainer Britscho mühen sich um Beruhigung

Reinhard Walter, am Sonntag für die Sicherheit im Wattenscheider Block verantwortlich war, bestätigte im WAZ-Gespräch den Wurf des Gegenstands. Walter und die weiteren Ordner - allesamt freiwillige Helfer - hatten große Mühe, die aufgebrachte Menge zu beruhigen.

Deshalb eilte zunächst Trainer Christian Britscho herbei, um die Gemüter der SGW-Fans zu beruhigen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie mit dem positiven Support weitermachen sollen“, erklärte er auf Nachfrage.

Vorstand Urbanczik stellt „keine größere Unruhe“ fest

Und auch Organisations-Vorstand Patrick Urbanczik hatte den Weg in die aufgebrachte Menge gesucht. Im Anschluss aber spielte er den Vorfall herunter. Einen konkreten Anlass für seinen Einsatz habe es nicht gegeben. „Ich darf im Stadion reden, mit wem ich will“, entgegnete er auf Nachfrage. Eine größere Unruhe habe er nicht feststellen können. Die Intensität seiner Gestik im Block ließ jedoch etwas anderes vermuten - ebenso wie die Bilder vor Ort im allgemeinen.

Fans rennen auf den Platz - Britscho lobt auch den großartigen Support

Schiedsrichter Stefan Tendyk (Gelsenkirchen) nahm den Vorfall nicht in den Spielbericht auf, er hatte den Wurf des Herings nicht wahrgenommen – so blieb das eine ungeklärte Frage. Die Becherwürfe in Richtung des Keepers aber hatte es gegeben, außerdem waren Zuschauer nach den Treffern zum 2:1 und zum 3:1 auf den Platz gerannt. Und der Metallhaken? „Der andere Gegenstand lag schon vorher da“, betonte Trainer Britscho. „Mir ist wichtig, dass der großartige Support, der auch zu unserem Sieg beigetragen hat, keinen faden Beigeschmack bekommt.“

Handgreiflichkeiten: Vorfall beim Heimspiel gegen Gütersloh

Bereits vor zwei Wochen allerdings hatte es einen weiteren Vorfall gegeben. Beim Heimspiel gegen den FC Gütersloh (0:1) war es zu Handgreiflichkeiten im Eingangsbereich von Wattenscheider Anhängern gegenüber Gäste-Fans gekommen. Nach der Partie hatte sich Patrick Urbanczik im Namen der SG Wattenscheid 09 dafür bei den Güterslohern entschuldigt.