Hagen. Lange Zeit sahen die Sparkassen Stars Bochum in Hagen wie die Verlierer aus. Am Ende drehten sie das Spiel mit Herz und einem starken Hicks.

Die Basketballer der VfL Sparkassen Stars Bochum benötigten noch mindestens einen Sieg, um sich endgültig den Klassenerhalt in der 2. Liga ProA zu sichern. Nach dem Spiel bei Phönix Hagen sollten sie alle Zweifel daran, dass sie auch in der nächsten Saison in der ProA spielen, beseitigt haben. Gegen ein Team, das in die Playoffs einziehen wird, lagen die Bochumer zwischendurch mit 20 Punkten zurück. Am Ende hüpften die Bochumer in einer Jubeltraube über das Feld, umarmte Jeder Jeden. Mit 96:90 (41:48) gewann das Team von Trainer Felix Banobre. Wer so ein Spiel nach so einem Rückstand gewinnt, hat mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.

Banobre hatte vor dem Spiel genau davon gesprochen, dass sein Team noch diesen einen Sieg, diese zwei Punkte benötigte. „Die müssen wir irgendwie, irgendwann holen.“

Bochums Geschäftsführer Tobias Steinert konnte es hernach noch nicht so richtig glauben. Zunächst hatte er jeden Spieler und die Trainer abgeklatscht, dann versuchte er sich in einer ersten Einordnung. „Den Ausschlag hat am Ende gegeben, dass wir nicht aufgehört haben und dass Tony Hicks so geliefert hat. Wie er ins vierte Viertel gestartet ist – unglaublich. Er hat alle noch einmal mitgezogen. Jede seiner Aktionen waren Punkte.“

Hicks gibt den Ausschlag

Hicks selber wusste ziemlich genau, warum sein Team so lange nicht in die Spur fand. „Wir haben die Fehler gemacht, nicht der Gegner war so stark.“ Den Hinweis, dass er sein Team zurück ins Spiel geführt hatte, lächelte er weg. So sehen Sieger aus.

Kumpel zu Gast. So hatten die Hagener das Spiel gegen die Bochumer überschrieben. Es war das erst zweite Spiel der beiden Teams in der Meisterschaft. Das Hinspiel hatten die Hagener mit zwei Punkten Differenz gewonnen.

Im Vergleich zum Hinspiel hatten die Hagener diesmal größere personelle Probleme. Trainer Chris Harris konnte nur mit einer Achter-Rotation spielen lassen. Unter anderem fehlten ihm Clarance Walker und Marcel Keßen.

Hagen mit Achterrotation

Dafür haben sie derzeit mit Shawn Occeus einen Spieler im Team, der für zwei punktet. Die Hagener hatten zuletzt in Trier mit 96:92 und in Nürnberg mit 91:72 gewonnen. Der Phoenix-Guard erzielte in den beiden Spielen durchschnittlich 29 Punkte.

Bochums Trainer Felix Banobre hatte auch in Hagen alle Spieler wieder dabei. In einer Saison, in der die Bochumer auswärts auch schon mal mit nur sieben Spielern antreten, ist das durchaus bemerkenswert.

Die Überzahl auf der Bank führte nicht zu einer Überlegenheit auf dem Feld. Zwei Minuten benötigten beide Teams, um ins Spiel zu finden. Dann ging es durch das erste Viertel auf Augenhöhe. Den Bochumern gelang es dabei nur einmal in Führung zu gehen. Lars Kamp traf zum 15:14. Danach setzten sich die Hagener langsam, aber stetig ab. Die Tabellensituation schien sich auf das Spiel zu übertragen.

Hagen mit der besseren Rebound-Quote

Die Hagener liegen auf Playoff-Kurs, die Bochumer wollen an die Saison möglichst schnell einen Haken machen und mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Beim 34:24 lagen nach 15 gespielten Minuten das erste Mal zehn Punkte zwischen den beiden Teams. Mit Ende des zweiten Viertels sah das beim 48:41 für die Hagener für die Bochumer nur leicht besser aus.

Der Grund für den Rückstand lag nicht in der Treffer-Quote. Da lagen beide Teams dicht beieinander. Der Grund war die Rebound-Quote. Die Hagener schnappten sich in Summe zehn vom Korb zurückspringende Bälle mehr als die Bochumer. In einem Angriff erarbeitete, erkämpfte, erstritt sich der Hagener Karrington Ward gleich dreimal einen offensiven Rebound. Mit der dritten Eroberung brachte er den Ball dann auch im Korb unter.

Es war aber zumeist Dominik Spohr, der den Bochumer immer wieder richtig weh tat. In den ersten beiden Vierteln hatte er zwei Dreipunkt-Würfe versucht, zwei getroffen: sechs Punkte. Zu Beginn des dritten Viertels machte er gleich weiter: Zwei Versuche, zwei Treffer: weitere sechs Punkte. Hagen blieb in Führung, behielt weiter die Spielkontrolle, spielte jetzt noch intensiver, ging mit 64:50 in Führung.

Hagen spielt sich in einen Rausch

So etwas nennt man, sich in einen Rausch spielen. Bei den Hagenern klappte in dieser Phase des Spiels nahezu alles, bei den Bochumern schauten die Bälle in den Korb, und hüpften wieder raus. Beim 74:55 für Hagen sah es nach einer deutlichen Niederlage für die Bochumer aus, ein Debakel im NRW-Derby deutete sich an.

Wie schlecht das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt für die Bochumer lief, wie verunsichert sie durch den Spielverlauf und zahlreiche Fehlversuche waren, zeigte eine Aktion von Niklas Geske. Völlig frei unter dem Korb verlegte er den Ball, verpasste sichere zwei Punkte. Es war ein Wurf, eine Aktion, bei der Geske im Normalfall zehn von zehn Versuchen trifft.

Es spricht für die Bochumer, dass sie sich dennoch nicht aufgaben. Mit Beginn des vierten Viertels starteten sie ihrerseits einen Lauf, Hicks führte sie dabei an. Als hätten er und seine Mitspieler einfach nur einen ziemlich langen Anlauf benötigt, um in die richtige Stimmung für so ein Derby zu kommen.

Hicks macht seine Punkte 31 und 32

Beim 83:79 für Hagen fünf Minuten vor dem Ende sahen die Zuschauer in der Krollmann-Arena in Hagen wieder ein Basketball-Spiel. Als Hicks mit einem Dreier zum 82:83 traf, war endgültig fast alles auf null gestellt, beim 89:87 durch einen Dreier von Lars Kamp das Spiel kurz komplett gedreht. Als Hicks acht Sekunden zwei Freiwürfe zum 95:90 für Bochum traf und damit seine Punkte 31 und 32 machte, hatten die Bochumer zwei ganz wichtige Zähler in der Tabelle eingesammelt.

Hagen: Occeus (14), Giese (6), Daubner (2), Ward (21), Spohr (19), Moore (14), Moreaux (14), Baumann

Bochum: Geske (15), Green (4), Kamp (21), Dietz (7), Hicks (32), Servera (6), Behr, Bungart, Kameric, Joos (7), Rohwer, Vinson (4)

Viertel: 21:19, 27:22, 32:24, 10:31