Wattenscheid. Wattenscheid 09 und TuS Haltern wollen Betroffene des Krieges in der Ukraine unterstützen. Halterns Yarokha erzählt von seiner Familie in Kiew.

Vor dem Freitagspiel in der Oberliga Westfalen (19.30 Uhr) wollen die SG Wattenscheid 09und der TuS Haltern ein gemeinsames Statement gegen den Krieg in der Ukraine setzen. Die beiden Rivalen werden einheitliche Aufwärmshirts mit einer Anti-Kriegs-Botschaft tragen. Außerdem soll es eine Schweigeminute geben sowie ein großes Banner mit der Aufschrift „No War“ (Kein Krieg). Das Plakat wird während des Spiels versteigert, der Erlös kommt einer Hilfsorganisation zu Gute.

Initiator der Aktion ist der TuS Haltern, dessen Spieler Valentyn Yarokha Familie in Kiew hat. Nach Kriegsbeginn hat sich der 23-Jährige entschlossen, den Menschen in seinem Heimatland zu helfen. Der Erlös aus der Versteigerung fließt daher in sein Hilfsprojekt. Wir sprachen mit Yarokha darüber.

Herr Yarokha, gewähren Sie uns einen Einblick in Ihr Gefühlsleben der vergangenen Tage?

Bis zuletzt habe ich nicht damit gerechnet, dass Russland angreift. Ich dachte, dass es nur darum geht, uns Angst zu machen. Dann habe ich am Morgen eine Nachricht von meinem Vater bekommen. Er hat geschrieben, dass das Land angegriffen wurde. Dann kam bei mir Panik auf. Ich gebe zu, dass ich Schuldgefühle hatte. Ich bin hier, meine Familie ist noch da und sitzt im Bunker.

Wo lebt Ihre Familie?

In Kiew, sie sind mittendrin. Meine ganze Familie lebt in der Ukraine, nur mein Onkel ist hier. Zu ihm habe ich derzeit viel Kontakt.

Wie halten Sie Kontakt zu Ihren Verwandten im Kriegsgebiet?

Das Internet funktioniert ganz gut. Wir können regelmäßig telefonieren, das machen wir dann auch. Ich habe meinem Vater angeboten, dass ich mir unbezahlten Urlaub nehme und ihm dort helfe. Das hat er aber abgelehnt.

SG Wattenscheid 09: Yarokha vom TuS Haltern telefoniert regelmäßig mit der Familie in Kiew

Was berichten die Menschen?

Am Anfang wusste niemand, was er machen sollte. Die Situation, wie sie meine Familie schildert, hat sich mittlerweile verändert. So schlimm es sich anhört, aber viele Menschen haben sich an den Zustand gewöhnt. Man kann nur im Bunker oder im eigenen Haus bleiben, es gibt eine Ausgangssperre von 22 bis 7 Uhr. Meine Familie ist in Kiew geblieben. Mein Vater erwartet ein Bescheid vom Militär. Bisher haben sich aber so viele Menschen freiwillig gemeldet, dass er erstmal nicht in den Krieg muss.

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Spüren Sie in Ihrem Freundes- und Mannschaftskreis große Betroffenheit?

Ja. Viele Bekannte sagen, dass meine Familie bei ihnen herzlich willkommen wäre, wenn sie nach Deutschland kommen sollte. Von meinem Verein habe ich sofort Unterstützung angeboten bekommen. Sowohl vom Trainer, als auch vom Sportlichen Leiter. Sie sagten, dass ich mich sofort melden solle, wenn ich was brauche.

Was brauchen Sie denn derzeit?

Momentan brauche ich selbst nichts. An meinem Leben hat sich ja nichts verändert. Ich verdiene Geld, habe keine Sorgen. Mit einigen anderen Menschen, die helfen wollen, habe ich jetzt eine Aktion gestartet. Wir laden in Münster einen LKW voll mit wärmenden Klamotten, Medikamenten und haltbarem Essen. Das schicken wir alles Richtung Ukraine.

Valentyn Yarokha: „Hauptsache, wir können den Menschen dort helfen“

In Wattenscheid wird es eine Aktion geben, mit der das Vorhaben unterstützt werden soll. Erzählen Sie uns doch, wie das zustande kam.

Am vergangenen Freitag habe ich mit in meiner Mannschaft über den Krieg gesprochen und Videos gezeigt, die mein Vater geschickt hat. Das hat offenbar alle betroffen gemacht. Als ich zuhause war, rief unser Trainer Timo Ostdorf an und sagte mir, dass alles organisiert sei. Sowohl die Aufwärmshirts, als auch das große Banner.

Was hat das bei Ihnen ausgelöst?

Ich war sehr dankbar. Das war die Eigeninitiative des Vereins. Dafür musste ich nichts machen. Mir ist auch egal, ob das Geld zum Beispiel zu meinem Vater kommt oder zu sonst wem in der Ukraine. Hauptsache, wir können den Menschen dort helfen.

Sie können nicht mitspielen, weil sie eine Gelbsperre absitzen.

Ich ärgere mich darüber, dass ich nicht auflaufen kann. Ich hätte gern gegen Wattenscheid gespielt. Aber ich nehme das als Vorteil. Statt zum Training zu gehen, habe ich zu Beginn der Woche den LKW beladen.

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