Leipzig/Wattenscheid. Die Leichtathletik-Hallen-WM ist unter den Athletinnen und Athleten nicht beliebt. Ein Verzicht ist für das Wattenscheider Trio aber kein Thema.

Die eine Sache ärgerte Michael Huke auf der Rückfahrt aus Leipzig noch. Der Manager des TV Wattenscheid 01 durfte sich bei den Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften über ein Rekordergebnis von sieben Medaillen inklusive vier Titeln freuen, aber seiner Meinung nach hätte es einer mehr sein müssen – nämlich für Monika Zapalska.

Der Wattenscheider Hürdensprinterin war nach einem Foto-Finish nur Silber zugesprochen worden, gelistet wurde sie mit 8,125 Sekunden, Cindy Roleder mit 8,124. „Ich habe mir das Zielfoto angeschaut, für meine Begriffe ist Monika mit der Schulter vor“, meint Huke. Seiner Meinung nach hätte es zwei deutsche Meisterinnen geben sollen, Silber für Zapalska sei unfair. Die war natürlich auch enttäuscht, aber vor allem auch stolz: „Schade, dass ich nicht Erste geworden bin, aber die Zeit ist Hammer – und endlich habe ich die WM-Norm!“

TV Wattenscheid: Patrick Schneider freut sich auf die Hallen-WM

Monika Zapalska wurde für ein tolles Rennen nur mit der Silbermedaille belohnt – die Wattenscheiderin kann sich ein wenig mit der WM-Norm trösten.
Monika Zapalska wurde für ein tolles Rennen nur mit der Silbermedaille belohnt – die Wattenscheiderin kann sich ein wenig mit der WM-Norm trösten. © dpa | Martin Schutt

Die WM – ein schwieriges Thema am Wochenende. Bis zu zwei Sportlerinnen und Sportler in jeder Disziplin darf der Deutsche Leichtathletikverband für die Hallen-Weltmeisterschaft in Belgrad (18. bis 20. März) nominieren. Wer dort das Nationaltrikot tragen wird, ist unklar – der Termin ist spät in der Saison, viele Athletinnen und Athleten haben Ende März schon den Fokus auf dem Sommer, in dem mit der WM und der Heim-EM in München gleich zwei große Highlights warten.

Das führte dazu, dass sogar der Sportschau-Interviewer des MDR ein bisschen überrascht, aber auch erfreut war, dass der Wattenscheider 400-Meter-Meister Patrick Schneider kurz nach seinem Goldlauf bestätigte, zur WM zu fahren: „Ja! Mache ich!“, bestätigte Schneider auf Nachfrage, erklärte aber auch, warum die WM vielen nicht in den Kram passt: „Es gibt viele, die fahren dann ins Trainingslager, die Sprinter zum Beispiel nach Florida, die Langsprinter nach Teneriffa.“

Schneider aber wird in Belgrad starten. Die Aufgabe für ihn wird, die Grundschnelligkeit aus der Hallensaison zu halten, sein DM-Auftritt machte ihn dabei selbstbewusst: „Ich glaube, ich habe gezeigt, dass ich jeden Rennverlauf mitgehen kann, egal, ob die erste Runde angeballert wird, oder ob es gemäßigt ist“, so der 29-Jährige, der sowohl im Vorlauf als auch im Finale unter der geforderten Marke blieb.

Tatjana Pinto will im Nationaltrikot noch einmal schneller laufen

Und auch Tatjana Pinto ließ keine Zweifel daran, dass sie nach Belgrad will. Sie hat in den vergangenen Wochen ihre 60-Meter-Saisonbestleistung rasant steigern können. So langsam komme sie erst in Schwung. „Jetzt geht es noch einmal ins Training, ein bisschen Fein-Tuning. Aber ich finde meinen Stil wieder. Da kommt die Hallen-WM Ende März gerade recht. Da ist noch einiges drin“, so die schnellste Frau Deutschlands.

Manager Huke hatte nicht unbedingt mit der tollen Zeit von 7,16 Sekunden gerechnet, „aber ihr Trainer hat 7,15 vorhergesagt. Das war eine Punktlandung“, freute sich Huke, der hofft, dass Pinto bis zur WM womöglich sogar in Richtung ihrer Bestleistung aus 2018 laufen kann – das waren 7,06 Sekunden.

Und nicht nur darüber war Huke froh, sondern auch, dass der TV 01 mit Schneider, Pinto und Zapalska gleich dreimal bei der WM vertreten wird. „Es ist schon spät in der Saison, aber diese Erfahrung sollte man einfach mitnehmen. So oft gibt es die Möglichkeit nicht, im Nationaltrikot zu starten – für manche nur einmal.“ Und dann könne es sogar von Vorteil sein, im Training nicht bei Null anzufangen, sondern mit einem hohen Niveau in den Sommer zu gehen.

Ritter mit guten Chancen auf München

Apropos Sommer – auf den darf sich auch Julia Ritter freuen, die im Kugelstoßen die WM-Norm erreichte, als DM-Vierte aber nicht nominiert wird. Nach nun vollzogenen Rücktritt von Christina Schwanitz wird aus dem Quartett an der deutschen Spitze ein Trio, in dem Ritter einen festen Platz hat. Und da der DLV zur EM drei Sportlerinnen nominieren darf, darf Ritter auf einen Start in München hoffen.