Wattenscheid. Vier Spieler der SG Wattenscheid 09 verfolgten Auswärtsspiel im Sauerland mit Fans im Gästeblock. Warum die Aktion für die Mannschaft spricht.
Bei zwei Liedern sei er nicht ganz textsicher gewesen. Und doch, so berichtet Norman Jakubowski, habe in der Halbzeit seine Stimme versagt. „Ich war richtig heiser und konnte kaum noch reden“, erzählt er. Dabei hatte der der Kapitän der SG Wattenscheid da „erst“ 45 Minuten Dauergesang hinter sich. Eine Viertelstunde Pause, dann das Ganze noch einmal. Und dann noch einmal zwei Stunden Party im Bus auf der Rückfahrt.
Jakubowskis Zustand war das Zwischenergebnis einer Idee, die Nils Hönicke entwickelt hatte, als klar war, dass er wegen einer Gelbsperre, Torhüter Bruno Staudt nach dessen Roter Karte und der verletzte Tom Sindermann das Spiel bei der SG Finnentrop/Bamenohl verpassen würden. Der SGW-Kapitän laboriert weiterhin an einer Fußverletzung. Eigentlich hatte Trainer Christian Britscho dem Quartett freigestellt, mit ins Sauerland zu fahren. Doch aus dem optionalen Zwei-Stunden-Trip machten die vier einen Ausflug der besonderen Art.
SG Wattenscheid 09: In der Schlussphase steigt die Stimmung
Jakubowski, Sindermann, Staudt und Hönicke fuhren im Fan-Bus mit, übten unterwegs die Gesänge des Anhangs und schickten ein Grußvideo zu den Mannschaftskollegen. Im Stadion angekommen kaperten die rund 100 mitgereisten SGW-Fans schnell die überdachte Tribüne. Den Ort, auf dem sich vor allem in den Schlussminuten die Emotionen überschlugen.
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Denn die beiden Tore zum 2:0-Sieg fielen denkbar spät - das versetzte den Anhang in kollektive Glückseligkeit. Mittendrin: Vier Fußballer, die über 90 Minuten eine ganz neue Belastung kennengelernt hatten.
Und während Trainer Christian Britscho das Ganze mit einem erstaunten „So etwas habe ich noch nie erlebt“, quittierte, betonte sein Kapitän, dass derlei Aktionen wohl nur dann funktionierten, wenn innerhalb der Mannschaft alles stimmig sei: „So eine Aktion macht man nicht, wenn man keinen Spaß an der ganzen Sache hat. Es stimmt vieles in der Mannschaft.“ Und so sind Themen wie Fan-Nähe und gemeinsames Feiern inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit in Wattenscheid geworden.
SGW-Spieler stellen Kiste Bier
Einige Spieler sprangen nach dem Sieg mit in den Block, herzten die mitgereisten Anhänger und stimmten in die Fan-Gesänge ein. Berührungsängste: Fehlanzeige. „Viele kennen wir schon sehr lange, weil sie immer da sind. Einige waren noch nicht so oft da. Die konnten wir dann besser kennenlernen“, erzählt Jakubowski.
Anschließend stellte das umfunktionierte Quartett die erste Kiste Bier des Tages in die Kabine. Die zweite gab Nico Lucas, der sein erstes Spiel als Kapitän absolviert hatte. Und so ging die Party auf der Rückfahrt im Bus weiter. Da saßen die vier kurzerhand umfunktionierten SGW-Akteure wieder bei den Teamkollegen und stießen auf Ergebnis und Tabellenführung an. Und das nach einem Spiel, das normalerweise nicht zu den Highlights der Saison zählen würde: „Wir haben versucht, aus einem nicht ultra-attraktiven Spiel etwas Besonderes zu machen“, erklärt Jakubowski.
Diesen besonderen Charakter soll die Aktion auch beibehalten. „Das ist nichts, was wir einbürgern sollten“, betont der 28-Jährige und schiebt mit einem Augenzwinkern nach: „Mit ein paar Bierchen im Block zu stehen und rumzugrölen ist nicht das Signal, das wir als Spieler aussenden sollten.“