Bochum. Am zweiten Spieltag haben die Sparkassen Stars Bochum erneut historisches geschafft. Gegen Tübingen war dabei aber voller Einsatz nötig

Die VfL Sparkassen Stars Bochum haben erneut Historisches geschafft. Im zweiten Spiel der Saison in der 2. Bundesliga ProA, im zweiten Heimspiel, gab es gegen die Tübingen Tigers den ersten Sieg der Vereinsgeschichte in dieser Liga. Mit 77:65 setzten sich die Bochumer durch.

„Tübingen ist ein junges und talentiertes Team, das guten Basketball spielt", sagte Bochums Trainer Felix Banobre. "In den ersten Minuten haben wir sehr einfache Körbe zugelassen und es hat eine Weile gedauert, bis wir im Spiel waren. Alle Spieler haben einen herausragenden Job auf dem Feld gemacht."

Besonders erwähnte Banobre Miki Servera und Johannes Joos. "Das ist das Wundervolle an dieser Mannschaft, in der jeder Spieler sein Spiel haben kann oder das Spiel übernehmen kann, wenn wir ihn benötigen. Ich mag es so sehr, dass in diesem Team jeder Einzelne für den Sieg jeden Tag hart arbeitet.“

Die Tübinger tingeln derzeit durch Deutschland. Am sechsten Spieltag, der ist Ende Oktober haben sie ihr erstes Heimspiel. Ihre Heimspielstätte muss nach einem Hochwasser erst wieder in Stand gesetzt werden. Sie spielen dann gegen Leverkusen.

In der Präzisionssportart Basketball kann es den Unterschied machen, dass man als Heimteam die Körbe, ihren genauen Stand in der Halle und sämtliche Perspektiven auf den Korb von allen möglichen Positionen kennt.

Kein Vorteil die Körbe zu kennen

Gerade bei Würfen aus größerer Entfernung hilft es, wenn man auch in der Trainingswoche auf die Körbe werfen kann, auf die man im Spiel wirft.

Für die Bochumer war es zunächst kein Vorteil, die Körbe und die Perspektiven besser zu kennen. In den ersten beiden Vierteln trafen sie einen von acht Versuchen von jenseits der Dreipunktelinie. Das sind 13 Prozent.

Die Tübinger trafen deutlich besser. Sie versenkten zunächst fünf von sieben Dreiern. Mit genau dem fünften stellte Ryan Mikesell auf 20:13 für Tübingen. Die Quote ging zwar danach nach unten, bei 50 Prozent blieben die Tübinger aber. Damit blieben sie im Spiel, führten zumeist sogar.

Auch Banobre benötigt Zeit

Zu selten konnten die Bochumer die Tübinger Angriffe in den ersten beiden Vierteln so stoppen, dass keine Punkte fielen. Mit viel Aufwand, einem sich steigernden Dominic Green und einem Johannes Joos, der auch in dieser Saison spielbestimmender Leistungsträger ist, hielten die Bochumer das Spiel aber offen.

Bochums Trainer Felix Banobre benötigte Zeit, um die jeweils besten fünf Akteure für die verschiedenen Spielsituationen zu finden. Beim Basketball kann der Trainer einen Spieler so oft ein- und aus- und wieder einwechseln, wie er möchte. Das gibt ihm viele Möglichkeit, macht die Sache aber nicht zwingend einfacher.

Der Trainer muss wissen, wann er einen Spieler mal länger spielen lässt, oder wann ihm vielleicht etwas Bankzeit helfen würde. Der eine Spieler trifft nach einem Fehlversuch vielleicht den nächsten Wurf erst recht. Der andere Spieler trifft nach einem Fehlversuch vielleicht die nächsten Würfe gar nicht mehr.

Joos dreht auf

Das kann ein Trainer ahnen, das kann ihm sein Bauchgefühl, seine Erfahrung sagen. Im besten Fall hilft ihm, wenn er gleichwertig, also ohne Qualitätsverlust wechseln kann. Dann besteht ein Team aus zwölf gleich guten Akteuren. Der beste Fall aber ist auch auf diesem Niveau, der 2. Bundesliga, kaum zu erreichen.

Die Bochumer haben ihr Team im Vergleich zur Vorsaison deutlich breiter aufgestellt. Die Leistungsträger der Vorsaison wie Johannes Joos, Lars Kamp, Kilian Dietz, Marius Behr, Miki Servera und Niklas Geske sind geblieben.

Dazu sind mit AJ Cheeseman, Dominik Green und Tony Hicks weitere dazu gekommen. Das war nötig, um in dieser Liga mitspielen zu können und nicht sofort als erster Abstiegskandidat gehandelt zu werden.

Bochum dreht das Spiel

Leichte Aufgaben haben die Bochumer in dieser Spielzeit keine vor sich. In einigen Spielen in der Vorsaison war spätestens Mitte des dritten Viertels klar, dass die Bochumer gewinnen würden. Ab da ging es dann nur noch um die Höhe des Sieges.

Gegen Jena am ersten Spieltag und auch gegen Tübingen aber lagen die Bochumer zur Mitte des dritten Viertels zurück, hatten Mühe Schritt zu halten. Gegen Jena fanden sie nicht mehr ins Spiel zurück. Gegen Tübingen sorgte Johannes Joos dafür.

Deutlich war ihm anzumerken, dass er Spaß an diesem Spiel auf diesem Niveau gegen diesen Gegner hatte. Erst recht bei einem Spielstand von 37:47. So leuchtete es von der Anzeigetafel nach drei Minuten des dritten Viertels.

Green tanzt über das Feld

Nach Ablauf des dritten Viertels lagen die Bochumer mit sieben Punkte vorne. Immer wieder Joos, Green, dann auch Servera und Marius Behr hatten das Spiel gedreht. In diesen Minuten hatte Banobre die richtige Mischung aus seinem Angebot an Spielern gefunden.

Die Bochumer agierten besser in Angriff und Abwehr. Sie trafen besser, verteidigten intensiv und intensiver. Mit einer 65:56-Führung ging es in die letzten sechs Minuten. In denen nahm die Intensität nach einmal zu. In denen zeigten vor allem die Stammkräfte der Vorsaison ihr bestes Basketball.

Miki Servera, in der Vorwoche zum zweiten Mal Vater geworden, leitete die Angriffe. Joos traf und blockte. Dietz sammelte wichtige Rebounds in Angriff und Abwehr, Kamp traf seinen ersten Wurf, einen wichtigen Dreier zum 71:58 und ja, dann war da auch noch Green.

Im ersten Viertel hatte er gegrummelt, als Banobre ihn kurz herunternahm. Zum Ende des Spiels traf er dann fast wie er wollte und tanzte mit seinen Mitspielern über das Feld. In dieser Form könnte er einer der Publikumslieblinge werden.

Sparkassen Stars Bochum: Cheesemann (3), Winck, Green (15), Kamp (3), Dietz (5), Hicks (10), Rodrigez (8), Behr (3), Kameric (2), Joos (26), Rohwer (2)
Viertel: 21:22, 16:15, 23:16, 17:12