Bochum. Kameric, Cheesemann, Green: Die Amerikaner des Bochumer Basketball-Zweitligisten über ihre ersten Wochen in Deutschland – und die Autobahn.

Es war etwas Improvisationskunst gefragt bei den VfL Sparkassen Stars Bochum. Wie üblich wollte der Basketball-Zweitligist seine US-Spieler vor der Saison vorstellen – aber mit BJ Taylor war ein Amerikaner wieder in den USA, bevor er richtig angekommen war. Bei der Vorstellungsrunde bei Sparkassen-Stars-Partner Küchen Rochol trugen dann aber doch drei Amerikaner das Shirt der Sparkassen Stars: Dominic Green, AJ Cheeseman und Abdulah Kameric, der BJ Taylor ersetzte. Im doppelten Sinne.

Der 21 Jahre alte „Abi“ wurde zwar in Seattle geboren, gilt aber in der ProA als Deutscher, da er die Jugendakademie von Alba Berlin durchlaufen hat. Und auch auf dem Feld übernahm Kameric, der zuletzt für Lok Bernau in der ProB spielte, die Rolle des ersten Aufbauspielers. Kein Problem, wie er sagt: „Mein Job ist es, dem Team da zu helfen, wo ich kann.“ Auf seiner Position haben die Bochumer am Montag die Verpflichtung von US-Import Tony Hicks bekanntgegeben. Mindestens genauso gefragt ist Kameric aber abseits des Courts.

„Wir hängen 24/7 miteinander rum“, sagt AJ Cheeseman über Kameric. Der 23-Jährige spielt genau wie Dominic Green (24) erstmals in Deutschland. Die ersten Wochen in Deutschland seien großartig gewesen, sagen die beiden – allerdings auch recht einseitig: Basketball, Basketball, Basketball. Wurftraining ab halb neun vormittags, später in den Kraftraum, dazu das Teamtraining. Was er macht, wenn er nach Hause kommt? „Ein Nickerchen“, sagt Cheeseman und lacht.

Sparkassen Stars Bochum: Die drei Amerikaner schwärmen für „Coach Felix“

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Den dreien merkt man an, sie sind echte Profis – in allem was sie tun und in allem, was sie sagen. Keine Allüren, auch wenn sie das Team mit anführen sollen. Flügelspieler Green zum Beispiel, der sowohl beim Test in Frankfurt als auch am Sonntagabend in Paderborn bester Scorer des Bochumer Teams war und sicher eine der Schlüsselfiguren wird, um sich in der neuen Liga zu etablieren. „Es geht mir nur um den Erfolg des Teams“, sagt er auf die Frage, ob er sich ein Punkteziel gesetzt hat. Ob er als international erfahrener Spieler eine besondere Rolle im Team habe? Findet er nicht. Demütig sein, hart arbeiten, alles fürs Team geben – das stellen die US-Amerikaner nach vorne. Härter zu arbeiten und den Sieg mehr zu wollen als die Gegner, das soll auch die Identität des Bochumer Teams in der ProA sein.

Gerade Cheeseman und Green haben in Bochum eine spezielle Rolle: Einerseits sollen sie sportliche Leistungsträger sein, andererseits kommen sie in eine Mannschaft, deren Kern zusammengeblieben ist und die gerade einen Aufstieg gefeiert hat. „Kein Problem“, sagt Cheeseman, der das sogar als Vorteil sieht: Stichwort „winning culture“, wie er es auf englisch sagt: „Es gibt einen Standard hier, und der ist, zu gewinnen. Das ist wichtig. Der Verein und das Team sind sehr professionell, arbeiten hart und es ist großartig, zu so einem Team zu gehören.“

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Für den Rest ist „Coach Felix“ Banobre verantwortlich, von dem alle drei schwärmen, ohne dass man sie dazu auffordern müsste. Er sei hart, aber immer ehrlich, bestens vorbereitet, detailversessen, erfahren und soll die Puzzleteile zusammenfügen. „Basketball in Deutschland ist sehr physisch“, sagt Cheeseman, der vorher in Portugal spielte. Green: „Es kommt sehr auf die Details an, alle müssen voll fokussiert sein. Erste Priorität für uns ist die Defense. Und dann werden wir unsere Offense Stück für Stück darauf aufbauen. In jedem Vorbereitungsspiel haben wir bislang viel gelernt und jeweils einen Schritt nach vorne gemacht.“

„Die Autobahn“ als Highlight: „Wie in einem Rennwagen“

Ansonsten werden die beiden viele Erfahrungen machen, die Abdulah Kameric schon gemacht hat – er ist bereits seit fünf Jahren in Deutschland. „Es gibt nicht die eine große Sache, die anders ist. Aber es ist spannend, die kleinen, kulturellen Unterschiede zu sehen“, sagt Kameric, der die beiden anderen dabei unterstützt. Wobei eine ganz große Sache doch anders ist. „Die Autobahn“, sagt Green und es wird nicht ganz klar, ob er es eher be- oder entgeistert sagt. „Ich fühle mich jedes mal wie in einem Rennwagen.“

Wohlzufühlen scheinen sich die drei. Cheeseman, der zuletzt auf Madeira lebte, sagt: „Ich liebe es hier.“ – „Wir waren einmal im Bermudadreieck, das hat Spaß gemacht“, so Green, dessen Schwester am College Fußball gespielt hat und der sich auch für „soccer“ begeistern kann. Dass die Sparkassen Stars nicht der einzige Aufsteiger in der Stadt ist, weiß er natürlich längst. Willkommen in Bochum.

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