Hamburg. Zoller und Zulj sind derzeit das Traumduo der 2. Liga, auch in St. Pauli glänzten sie. Doch der Erfolg des VfL Bochum hat mehr Gründe.

Völlig ausgepumpt nahm Simon Zoller nach seiner Auswechslung auf der Bank Platz, verfolgte die letzten Minuten seines Teams im Millerntor-Stadion. Der Mann des Abends beim 3:2-Sieg des VfL Bochum beim FC St. Pauli hatte als Stoßstürmer wieder alles reingeworfen, was seine Kraft und Beine hergeben. Zoller und seine Kollegen sind „wieder ans Limit gegangen“, sagte Trainer Thomas Reis am nächsten Morgen gegenüber dieser Redaktion.

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Entsprechend ruhig sei die nächtliche Rückfahrt im Mannschaftsbus verlaufen. Stolz seien seine Spieler, sagte Reis. Stolz auf den ersten Sieg des VfL auf Pauli seit sieben Jahren, auf ihre Leistung, ihren Lauf, auf Rang zwei. In Hamburg „sind sie nach zwei Rückständen immer zurückgekommen. Diese Einstellung und mannschaftliche Geschlossenheit zeichnet uns derzeit aus“, lobt Reis.

Aber von Euphorie war auch im Bus nicht viel zu hören und zu sehen: Die Profis nutzten die Zeit auch, sich auszuruhen. Denn am Sonntag schon geht es ja weiter mit dem Heimspiel gegen den formstarken Karlsruher SC (13.30 Uhr/Sky).

Zoller und Zulj: Das sagt Trainer Reis zum Traumduo

Natürlich: Für den neutralen Beobachter, der Pässe in die Tiefe, Abschlüsse, Tore liebt, ragten beim FC St. Pauli einmal mehr zwei Spieler heraus. Robert Zulj, der Gestalter und Torjäger in Personalunion. Und Simon Zoller, der Anlauf-Anführer und Torjäger in Personalunion. Zulj (28) bereitete das 1:0 vor und erzielte das 3:2 doch eigentlich selbst, wobei der Treffer offiziell als Eigentor von Daniel Buballa gewertet wird, der den Schuss von Zulj entscheidend abfälschte. Zulj bleibt damit bei neun Treffern, hinzu kommen fünf Torvorlagen.

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Simon Zoller erzielte die ersten beiden Treffer und legte das dritte auf, der 29-Jährige bringt es nun auf zehn Saisontore und sieben Vorlagen. Zoller und Zulj zusammen haben damit 19 Tore erzielt und weitere zwölf vorbereitet. „Sie harmonieren sehr gut. Robert kann Zolli, der viele Wege macht, gut in Szene setzen“, sagt Reis. Er betont aber: „Die gesamte Mannschaft funktioniert.“

Anthony Losilla und Robert Zulj loben die "große Moral"

So äußern sich auch die Spieler. Fünf Siege, ein Remis holte der VfL Bochum zuletzt. Vier Mal lag er in diesen Partien zurück. Beim FC St. Pauli am Donnerstagabend sogar zwei Mal, mit 0:1 und 1:2. Und gewann doch mit 3:2. „Wir haben wieder eine große Moral gezeigt“, schwärmte Kapitän Anthony Losilla vom Teamspirit.

Robert Zulj, in dieser Form und mit dieser Lust einer der allerbesten Fußballer in der 2. Liga, drückte es ähnlich aus: „Man sieht, dass die Moral in unserer Truppe sehr groß ist.“ Und Robert Tesche, erneut umsichtig im Mittelfeld agierend, sagte für seinen ruhigen Charakter geradezu euphorisch: „Das war ein super Sieg nach zwei Rückschlägen, eine klasse Mannschaftsleistung.“

Manuel Riemann schwärmt vom Auftritt seines Teams

Manuel Riemann, gerade im Erfolgsfall oft ein kritischer Betrachter des Geschehens, geriet ebenfalls nahezu ins Schwärmen. „Das war beeindruckend, mit welcher Souveränität wir hier aufgetreten sind auch nach den Rückständen“, sagte der Torwart. „Das war eine absolut reife Mannschaftsleistung.“ Eine, man darf es so sagen: aufstiegsreife Leistung mit einer Dominanz und Ein-Kontakt-Passagen, die viele Gegner vor größte Probleme stellt. Auch St. Pauli.

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Dabei ist ein spektakuläres Spiel wie in der ersten Halbzeit nicht nur ein Genuss für Trainer, die auf Defensivarbeit als Basis des Erfolges höchsten Wert legen. Sondern ein Ärgernis. Wie für Thomas Reis. Es ging ja teilweise wild hin und her in den ersten 45 Minuten, wobei Bochum ab dem 0:1 die klar bessere, spielstärkere Mannschaft war.

Reis-Kritik: Defensiv gibt es in der ersten Halbzeit Probleme

Sie ließ St. Pauli mitunter aber zu viel Platz für schnelle Umschaltmomente, rückte von außen nicht immer konsequent ins Zentrum im Spiel gegen den Ball, deckte nicht eng genug am Mann. „Das war teilweise fahrlässig“, monierte Reis. Trotz der Dominanz und eigener guter Chancen „hätten wir zwischenzeitlich auch höher zurückliegen können.“

Das 0:1 etwa passte ihm gar nicht. Herbert Bockhorn, der keinen guten Tag hatte und zur Pause ausgewechselt wurde, verteidigte außen nicht mit, im Zentrum war Armel Bella-Kotchap nicht konsequent genug gegen Guido Burgstaller. Auch beim 1:2 hätte am Ende einer Fehlerkette Bella-Kotchap, der aber auch viele ganz starke Szenen hatte vor allem in der zweiten Halbzeit, mutiger angreifen können vor Daniel Kofi-Kyerehs Sonntagsschuss.

In der zweiten Halbzeit hat St. Pauli keine (Tor-)Chance mehr

Reis sprach die Fehler in der Pause an, sein Team reagierte: Bochum deckte fortan konsequenter am Mann, ließ überhaupt keine Pauli-Chance mehr zu, kontrollierte die Partie und netzte zum hochverdienten Erfolg ein. „Wir konnten St. Pauli von unserem Tor fernhalten und die Kontrolle übernehmen“, lobte Reis.

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Der Trainer muss sich nun Gedanken darüber machen, wie er die Belastung steuert: Sonntag geht es gegen den KSC, am Mittwoch im Pokal nach Leipzig, bereits am Samstag (6.) dann nach Osnabrück.

Danny Blum droht noch drei weitere Spiele auszufallen

Und Danny Blum ist womöglich weiterhin keine Option. Gegen Karlsruhe fällt der Flügelstürmer definitiv noch aus, sein Einsatz kommende Woche ist mindestens fraglich. Wieder in den Kader zurückkehren dürften gegen den Karlsruher SC Stürmer Soma Novothny und Torwart Patrick Drewes, der dann im Pokal-Achtelfinale bei RB Leipzig spielen könnte. Denn Stammkeeper Manuel Riemann ist ja gesperrt.

Leipzig aber, betonte der weiterhin äußerst bodenständig auftretende Simon Zoller, „ist ein Bonusspiel und noch weit weg. Jetzt ist wichtig, dass wir am Sonntag gegen den KSC das auf den Platz bringen, was wir gegen St. Pauli gezeigt haben."