Bochum. Christian Britscho, Trainer der SG Wattenscheid 09, lässt sich in der Krise viel einfallen. Kader soll zusammen bleiben. Ein Interview.

Im Oktober absolvierte Fußball-Oberligist SG Wattenscheid 09 das bislang letzte Meisterschaftsspiel. Danach musste die Mannschaft den Trainingsbetrieb aussetzen, weil sich Teammitglieder mit dem Coronavirus infiziert hatten. In der Folge sperrte die Stadt Bochum sämtliche Sportanlagen aufgrund der Pandemie und dann den Vorgaben des Landes. Mehr als dreieinhalb Monate also ruht in der Lohrheide der Ball. SGW-Trainer Christian Britscho erzählt im Interview, was seine Spieler derzeit machen.

Herr Britscho, wie sieht der Alltag der Mannschaft derzeit aus?

Christian Britscho: Da wir davon ausgehen, dass wir im Februar noch nicht wieder spielen werden, haben wir die Trainingspläne der Spieler angepasst. Sie haben viel im Grundlagenbereich gearbeitet. Jetzt kommen ein paar koordinative Elemente sowie Intervalle hinzu. Damit sind wir vorbereitet für den Fall, dass wir wieder auf den Platz dürfen. Wir wollen gewährleisten, dass das Verletzungsrisiko so gering wie möglich ist.

Wie halten Sie Kontakt zur Mannschaft?

Zum einen sehen wir uns in Online-Konferenzen. Zum anderen telefoniere ich jeden Tag mit zwei, drei Spielern. Ich merke dabei, wie wichtig es für beide Seiten ist. So kann ich mir eventuell vorhandene Sorgen anhören und bleibe mit den Spielern auch persönlich in Kontakt.

Wie sehr vermissen Sie als Trainer die Spieler?

Sehr, und daraus mache ich auch keinen Hehl. Wir merken alle, wie sehr uns der soziale Kontakt fehlt.


Wie können Sie gewährleisten, dass die mannschaftliche Geschlossenheit bleibt, wie sie ist?

Indem ich den Spielern sage, dass sie den Kontakt zueinander suchen und über die Sozialen Medien in Kontakt bleiben. Im Dezember haben wir außerdem eine kleine Aufgabe an die Spieler gestellt. Jeder musste die Hymne eines Vereins vorstellen. Das war wirklich spannend: 30 unterschiedliche Lieder mit Textzeilen, über die man teilweise schmunzeln musste, aus denen man aber auch etwas ziehen konnte.


Wie sind Sie denn darauf gekommen?

Ich war beruflich in Hessen unterwegs, und im Radio lief die Hymne von Eintracht Frankfurt. Die fand ich interessant, daraufhin kam mir die Idee.


Gehen Sie davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt wird?

Es gibt die Deadline 30. Juni. Wir haben also nur eine Chance, die Saison zu Ende zu spielen, wenn wir zwischen Mitte und Ende April wieder einsteigen. Neun bis zehn Wochen werden wir für das Programm sicher benötigen, darunter werden auch einige Englische Wochen sein. Das wird für alle Spieler eine große Belastung. Deshalb bin ich dafür, dann fünf Wechsel in einem Spiel zuzulassen. Das Verletzungsrisiko wird ohnehin groß sein.

Es gibt einige Vertragsverlängerungen, außerdem kommt Tim Forsmann im Sommer. Was passiert in den kommenden Wochen noch im Team?

Zunächst einmal bin ich froh, dass es mit Tim funktioniert hat. Im vergangenen Jahr haben wir schon mit ihm gesprochen. Damals hatte er aber noch einen Vertrag. Es spricht für ihn, dass er ihn erfüllt hat. Er ist ein Typ, über den du froh bist, ihn im Team zu haben. Als Gegner kann er dich allerdings ganz schön ärgern. Was weitere Veränderungen betrifft, möchte ich nicht zu viel sagen. Wir sind gewillt, den Weg mit einem Großteil der Mannschaft fortzuführen. Selbstverständlich werden wir aber auch bestrebt sein, Nuancen zu verbessern.