Bochum. Stadtsportbund Bochum fordert eine „Revidierung“ der Entscheidung des Krisenstabes, die Sportstätten zu sperren. Stadt zeigt sich gesprächsbereit.

Die Pressemeldung der Stadt Bochum, in der am vergangenen Freitag über die Schließung aller Sportstätten informiert wurde, schlug bei den Verantwortlichen des Stadtsportbundes Bochum e.V. (SSB) so unvorbereitet ein wie die sprichwörtliche Bombe. Dies erklärte der SSB am Montag in einer Stellungnahme, um die auch die WAZ Bochum zuvor schriftlich gebeten hatte. Der Stadtsportbund kritisierte das Vorgehen der Stadt und forderte eine „Revidierung, zumindest eine Schärfung der Entscheidung“. Nach einem Krisengespräch zeigt sich die Stadt bereit, die Maßnahmen anzupassen.

Wie berichtet, sind seit Montag alle städtischen Turnhallen, Sport- und Bolzplätze sowie Hallenbäder wegen der steigenden Sieben-Tage-Inzidenz (Montagmorgen: 120) geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus’ einzudämmen. Bei vielen Vereinen stößt dies auf Kritik, so beim 7000-Mitglieder-Verein SV Blau-Weiß Bochum und bei der SG Wattenscheid 09.

Vorerst bleiben die Sportstätten geschlossen. In dieser Woche aber will die Stadt in Absprache mit dem SSB und den Vereinen nach kleinteiligeren Lösungen suchen. So soll die mit Wirkung zum 26. Oktober beschlossene Schließung sämtlicher Sportanlagen in sehr zeitnahen Gesprächen zwischen Stadtverwaltung und SSB nochmals erörtert und auf den Prüfstand gestellt werden. Ziel ist es, den aktuell verkündeten völligen Lockdown des Vereinssports zu verhindern.

Ulrich Liebert, stellvertretender SSB-Vorsitzender: „Wir konnten heute hinreichend erläutern, dass der Vereinssport unter Einhaltung seiner individuellen Hygieneregeln sicherlich nicht zu den ersten Kandidaten eines Lockdowns zählen kann. Ich freue mich daher, dass unsere Argumente Gehör fanden.“

Am Freitag hatte die Stadt nach der großen Lösung gegriffen und entschieden, ab Montag alle Sportstätten zu schließen, weil die Inzidenzzahlen massiv stiegen. Diese Meldung hatte auch den SSB völlig unvorbereitet getroffen. Eine sichtlich aufgebrachte SSB-Vorsitzende Gaby Schäfer erklärte in einer Stellungnahme des SSB. „Nach einem ersten Durchschnaufen hinterlässt diese Entscheidung des Krisenstabes mehr Unverständnis und offene Fragen als alles andere. Auf uns wirkt das alles wie purer Aktionismus“.

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Der Stadtsportbund Bochum fordert Antworten auf viele offene Fragen

Im Einzelnen forderte der SSB klare Antworten von der Stadt auf folgende Fragen:

1. Warum werden sämtliche Sportanlagen Bochums pauschal für den Breitensport geschlossen, obwohl es funktionierende Hygienekonzepte gibt, die von allen Beteiligten gewissenhaft eingehalten werden?

2. Warum wird der Vereins- und Breitensport pauschal untersagt, obwohl er erwiesenermaßen nicht zu den „Corona-Brennpunkten“ zählt?

3. Warum schließt Bochum seine kompletten Sportstätten, wenngleich der Vereinssport in Nachbarstädten mit teils differenzierteren Hygieneregeln weiterhin möglich ist?

4. Warum ist der Sport in kommerziellen/privaten Einrichtungen weiterhin erlaubt?

5. Warum wird in der Anordnung der Stadt zwischen dem Breitensport und dem Leistungssport unterschieden?

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Stadt verweist auf ein Treffen mit Vertretern des SSB

Der SSB stellte in seiner Mitteilung klar, dass er sich der schwierigen Situation selbstverständlich bewusst sei und sämtliche sinnvollen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie mittrage, heißt es weiter. Aber: „Im Falle dieser pauschalen Schließung aller Sportstätten – von der weit über 80.000 Bürgerinnen und Bürger, Kinder und Jugendliche Bochums betroffen sind – erwartet der SSB jedoch Antworten und eine Revidierung, zumindest eine Schärfung der Entscheidung.“

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Petition im Internet für die Aufhebung des „pauschalen Lockdowns für den Bochumer Vereinssport“

Der Protest gegen die pauschale Schließung scheint jedenfalls zuzunehmen. Im Internet hat Marie Bornemann bei change.org am Montag eine Petition auf den Weg gebracht, Titel: „Pauschalen Lockdown für Bochumer Vereinssport aufheben“ http://chng.it/GvfCsR6yVJ Bis Montag, 13 Uhr, hatten bereits über 1640 Personen unterschrieben. Ausführlich erläutert die Familienmutter dort ihre Beweggründe und spricht von einem „Schlag ins Gesicht“ für Vereine, Ehrenamtliche, Kinder und Jugendliche. So fragt sie, welche Alternativen die Stadt den Kindern und Jugendlichen biete, wenn sie jetzt in ihrem Verein ihren Sport nicht mehr ausüben dürfen.

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