Bochum. Sina Felske hat im Sport viele Talente. Die Lehrerin, neu bei Union Bergen, beherrscht Judogriffe mindestens genau so gut wie den Ball am Fuß.

Sie hat drei Bronzemedaillen im Schrank hängen und war ein paar Jahre lang in der Bundesliga aktiv. Jetzt schlägt sie ein neues Kapitel auf – ein paar Klassen tiefer in der Landesliga.

Sina Felske kann ohne Sport nicht leben. Als kleines Kind geht sie zum Fußball, ein paar Jahre später entdeckt sie noch eine andere Sportart für sich: Judo. Auf der Matte kämpft sie um die Deutsche Meisterschaft, ehe sie nach dem erneuten Gewinn eines Stücks Edelmetall einen Schlussstrich unter diesen Teil ihrer Karriere zieht.

Jetzt ist die Sport- und Biologie-Lehrerin wieder am Ball – beim Bochumer Landesligisten Union Bergen. Ein Interview über Judo, Fußball und Sportunterricht.

Sina Felske, wie kamen Sie zum Fußball?

Sina Felske: Mein drei Jahre älterer Bruder Christopher war im Verein. Und weil ältere Brüder ja oft Vorbilder für die kleine Schwester sind, wollte ich dort auch unbedingt hin. Ich habe beim BV Brambauer in der Bambiniliga angefangen und habe danach noch beim SV Horneburg und bei Grün-Weiß Erkenschwick gekickt.

Wann ging es mit dem Judo los?

Mit neun, beim Judo-Club Datteln. Da bin ich eher zufällig gelandet, ein Freund aus der Nachbarschaft hat mich mal zum Training mitgenommen. Was soll ich sagen, es hat mir gefallen! Als ich dann älter wurde, wollte ich den Sport leistungsmäßiger ausüben und habe mich dann mit 15 für eine Sportart entschieden – für Judo. Es war aber nicht nur der Wettkampfcharakter, der für mich den Ausschlag gegeben hat, mit dem Fußball zunächst aufzuhören.

Bei der Studenten-EM in Frankreich holte sie die Bronzemedaille.
Bei der Studenten-EM in Frankreich holte sie die Bronzemedaille. © privat

Sondern?

Obwohl Judo ein Kampfsport ist und man im Duell eins gegen eins auf der Matte antritt, um seine Gegnerin auszuschalten, ist der Umgang miteinander sehr respektvoll. Das hat mir sehr gefallen, im Fußball geht es doch öfters etwas rauer zu.

Wie ging es dann weiter?

Ich bin zum NRW-Leistungsstützpunkt in Bottrop gewechselt und habe mich dem JC 66 angeschlossen. Dort ist eine neue Frauenriege entstanden, wir waren ein richtig starker Jahrgang und sind Jahr für Jahr aufgestiegen, bis wir in der Bundesliga angekommen waren.

Und plötzlich ging es um die Deutsche Meisterschaft und Medaillen...

Ja, das war schon eine super Entwicklung. Mit 19 bin ich in der U 20 Deutsche Meisterin geworden und habe 2015 bei der Studenten-EM in Reims in Frankreich Bronze geholt. Aber 2017 dann mit den Frauen um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen, das war schon ein absoluter Höhepunkt, zumal in der eigenen Halle in Bottrop. Mein Traum war immer, mit den Bottroper Mädels eine Medaille zu holen, das ist uns mit Bronze gelungen. Ein Jahr später haben wir das sogar noch einmal geschafft!

Für Sie aber war es an der Zeit, sich aus dem Judosport zurückzuziehen und wieder Fußball zu spielen...

Ich habe vorher schon angefangen, parallel zum Judo wieder zu kicken. Ich habe das ja auch vorher schon super gerne gemacht, aber beides ging nun einmal zu der Zeit nicht, als ich auf mein Abitur zugegangen bin und mich dann zunächst auf mein Studium konzentriert habe. Über meinen Fußball-Dozenten an der Uni Bochum bin ich dann zum SV Höntrop gekommen und habe dort bis zu diesem Sommer gespielt, es war eine schöne und erfolgreiche Zeit. Wir sind in die Westfalenliga aufgestiegen. Jetzt freue ich mich aber auf ein neues Kapitel und auf die Zeit bei SV Union Bergen.

Merkt man auf dem Platz, dass Sie lange Kampfsport auf hohem Leistungsniveau betrieben haben?

Ich denke schon! Ich bin sehr ehrgeizig, gehe gerne an meine Grenzen und laufe sehr viel. Natürlich ist es wichtig, Spaß dabei zu haben, aber eins ist auch klar: Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich gewinnen!

Und wie viele Gegnerinnen haben Sie schon auf den Rasen oder die Asche gelegt?

(lacht) Noch keine! Aber die Mädels in meiner früheren Mannschaft behaupten gerne, dass man schon eine Judorolle beherrschen sollte, um mich zu stoppen...

Sie sind Lehrerin am Theodor-Heuss-Gymnasium in Essen-Kettwig. Wird bei Ihrem Sportunterricht nur Fußball gespielt und Judo trainiert?

Nein, der Lehrplan gibt ja vor, welche Inhalte wir zu vermitteln haben. Daran halte ich mich natürlich. Aber wenn es in den Lehrplan passt, freue ich mich darauf und mache gerne auch mal mit, denn wenn die Lehrerin dann auch noch ein bisschen kicken kann, schadet das sicher nicht.