Wattenscheid. Sieben Medaillen holte der TV Wattenscheid 01 bei der Leichtathletik-DM in Braunschweig – so viele wie kein anderer Klub.

Gut ein Jahr lang klaffte diese offene Wunde beim TV Wattenscheid 01, daraus hat Manager Michael Huke nie einen Hehl gemacht. Bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten 2019 hatte der Spitzenklub nur eine Medaille geholt, Langstreckenläufer Amanal Petros hatte den Schmerz der historisch trüben Bilanz mit Bronze nur ein klein wenig aufgehübscht. Jetzt, ausgerechnet in diesem von der Coronavirus-Pandemie geprägten Jahr 2020, „ist die Wunde geheilt“, atmet Huke auf. „Das war für uns als Verein sehr wichtig.“

An den zwei heißen Tagen im Glutofen von Braunschweig zeigten die 17 Aktiven des TV 01 größtenteils starke Leistungen. Sieben Medaillen, davon zwei in Gold, holte das Team aus Wattenscheid, auf so viel Edelmetall brachte es kein anderer Verein. Bayer Leverkusen sammelte sechs Medaillen, davon allerdings vier in Gold.

Manager Huke dankt der Stadt für die guten Trainingsbedingungen

„Hut ab vor den Leistungen der Athleten und Trainer“, zollt Huke Respekt, dass die Wattenscheider trotz der schwierigen Umstände ihr Training fokussiert durchgezogen haben. „Man hat ganz deutlich gesehen, dass wir als Verein die schwierige Corona-Zeit nutzen konnten und uns gut vorbereitet haben.“ Hukes Dank gilt dabei auch der Stadt Bochum, die ein professionelles Training für die Spitzenathleten fast durchgängig ermöglicht hat. In Bayern oder Baden-Württemberg etwa waren die Bedingungen vor allem im April und Mai deutlich schwieriger. Das machte sich in Braunschweig auch bemerkbar.

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Beim TV 01 indes „haben fast alle Trümpfe gestochen“, freute sich Michael Huke am Tag nach der Rückkehr aus Niedersachsen. Strenge Hygieneregeln, keine Zuschauer, enorme Hitze - all das schüttelten die meisten Wattenscheider nervenstark ab. Allen voran Marius Probst, der bei seinem Sieglauf über 1500 Meter eine ganz souveräne Vorstellung ablieferte. „Das war wirklich überragend“, so Huke. Den Titel holte auch Hochspringerin Christina Honsel und bestätigte damit eindrucksvoll ihre gute Form, die sie auch bei den coronabedingt wenigen Wettkämpfen zuvor bereits gezeigt hatte. Mit dem Neuzugang ist auch in der Olympia-Saison zu rechnen – ebenso wie mit der jungen Fast-Alleskönnerin im Wurf, Julia Ritter.

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Wurf: Julia Ritter glänzt und Daniel Jasinski überzeugt

Silber mit der Kugel, Bronze mit dem Diskus, zwei DM-Medaillen an zwei Tagen, „das ist bemerkenswert, richtig klasse“, schwärmt Huke. Die Olympischen Spiele in Tokio 2021 sind nun auch das Ziel von Julia Ritter. Stark auch Diskuswerfer Daniel Jasinski, der bei seinem zweiten und letzten Wettkampf der Saison nach mehreren von Verletzungen geprägten Jahren auf nationaler Ebene ein gelungenes Freiluft-Comeback feierte.

Deutsche Meisterin im Hochsprung: Christina Honsel vom TV Wattenscheid.
Deutsche Meisterin im Hochsprung: Christina Honsel vom TV Wattenscheid. © dpa | Swen Pförtner

Sicher: Robin Erewa (200 Meter) und Erik Balnuweit (110 Meter Hürden) haben beide oft genug den DM-Titel geholt, um mit Silber nicht wirklich zufrieden zu sein. Beide erfüllten aber letztlich trotzdem ihr Soll. Anders als Pamela Dutkiewicz, wenngleich die Hürdensprinterin auch mit nicht allzu großen Erwartungen angereist war. Dennoch war ihr Aus im Halbfinale, in dem sie vor der siebten Hürde ins Solpern geraten war und das Rennen dann abbrach, die größte Enttäuschung für den TV Wattenscheid.

Istaf in Berlin ist noch ein Höhepunkt der Late Season

Dutkiewicz hat ihre Technik umgestellt und kam ohne Wettkampfpraxis nach Braunschweig. Vielleicht bestreitet sie im August und September, der „late season“, noch den einen oder anderen Wettkampf, um mehr Sicherheit zu bekommen. Diverse kleinere und auch große Meetings sind im Leichtathletik-Kalender noch vorgesehen, zum Beispiel am Freitag das Diamond-League-Meeting in Monaco und am 13. September das Istaf in Berlin. Mit einer „normalen“ Hallensaison indes ist Stand jetzt nicht zu rechnen - und dann rücken die Spiele in Tokio, so sie denn stattfinden, ja auch schon ganz nah.

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Das Ticket dafür in der Tasche hat bekanntlich Amanal Petros, der Marathon-Mann, der als Zehnter über 5.000 Meter diesmal nicht zu den Strahlemännern der DM zählte. Sein Trainingsprogramm war aber auch nicht auf die für ihn kurze Distanz ausgerichtet.

Starke Finalplatzierungen weiterer Wattenscheider stimmen optimistisch

Manager Huke freute sich auch über weitere starke Leistungen ohne Medaillenschmuck. Philipp Trutenat wurde Vierter über 100 Meter, Hanna Meinikmann Fünfte im Kugelstoßen, Diskuswerfer Sebastian Dietl überraschend Siebter, Synthia Oguama erreichte das Finale über 200 Meter in persönlicher Bestleistung. Entsprechend optimistisch kann der TV 01 auf das Olympia-Jahr blicken: Die Vorbereitung auf die Spiele startet spätestens Ende September.