Wattenscheid. Bei der DJK Wattenscheid haben die Kinder wieder Spaß am Training. Sie halten sich an die Abstandsregeln, der Verein investiert viel Zeit.
Nach mehr als acht Wochen kehrt auf dem Fußballplatz am Wattenscheider Stadtgarten wieder das Leben zurück. Seit gut drei Wochen dürfen die jungen Fußballer der DJK Wattenscheid wieder dem Ball hinterherjagen. Eine Woche später folgten die Senioren.
Obwohl die Corona-Maßnahmen gelockert wurden, ist das Training geprägt von Abstandsmarkierungen, Desinfektionsmittel und vorgegebenen Wegen. Wenn dienstags die beiden F-Jugendmannschaften erschöpft vom Platz gehen, blicken die Trainer dennoch in glückliche Gesichter.
Jugendvorstand führt Namensliste
Einfach durch das Tor gehen, auf den Kunstrasen stürmen und sich einen Ball schnappen – das geht nicht mehr. Stattdessen kontrollieren Tanja Kirschner, Sabrina Lojewski, Stefan König und Jugend-Geschäftsführer Christian Plitt penibel, wer die Anlage betritt und wer sie verlässt. Bei rund 300 spielenden Kindern ist das keine leichte Aufgabe.
Montags bis freitags sitzt er zwischen 15.30 und 19.30 Uhr an einem extra aufgestellten Tisch am Eingangstor der Anlage. Einzeln lässt er die Kinder der jeweiligen Mannschaften hinein und trägt sie mit Namen und Uhrzeit auf der Anwesenheitsliste ein. Die Mannschaftskollegen bilden draußen eine Schlange. Im Abstand von zwei Metern warten sie darauf, ebenfalls hineingelassen zu werden. Mit einer Sprühflasche desinfiziert Plitt die Hände und auch die mitgebrachten Bälle. Zehn Liter für Handdesinfektion sowie zehn Liter für Flächendesinfektion orderte die DJK Wattenscheid bereits im Vorfeld bei der Bochumer Firma Kronsland.
Aufwändiges Hygienekonzept - Lockerungen werden nicht sofort umgesetzt
Das Land NRW lockert die Corona-Schutzmaßnahmen immer weiter. Zuletzt zu diesem Samstag, den 30. Mai. Vereine dürften Duschen und Umkleiden wieder öffnen. Bei der DJK Wattenscheid gelten jedoch weiter strenge Regeln. Umkleiden und Duschen sowie das Vereinsheim bleiben geschlossen. Einzig zwei Toiletten sind zugänglich. Plitt stellt klar: „Wir warten erstmal noch ein paar Tage ab, bevor wir die Regeln bei uns an die Lockerungen anpassen.“
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Über zwei mit Klebeband vorgezeichnete Wege geht es direkt zum Trainingsbereich. „Es hat fast fünf Stunden gedauert, unsere Anlage herzurichten“, schaut Plitt zurück. Die Wege führen links und rechts an den Seiten entlang, bis zu den Fangzäunen hinter den Toren. Dort nehmen die Trainer ihre Schützlinge in Empfang – je eine Mannschaft pro Hälfte. Rote Hütchen markieren die Abstände, wenn die Übungsleiter und Spieler für Besprechungen zusammenkommen. Entlang der Zäune, ebenfalls mit ausreichend Abstand, stehen die Trinkflaschen bereit.
„Trinkpause, aber bitte mit Abstand!“
Trainer Levent Demir beobachtet sein Team von außen. Die F1, Jahrgang 2011, übt den Torabschluss. Ein kurzer Anlauf, der Pass kommt von der rechten Seite in die Mitte, dann zappelt der Ball im Netz. „Vielmehr als passen, flanken und Torabschlüsse üben wir aktuell nicht“, erklärt der 33-jährige Jugendtrainer und ruft: „Trinkpause, aber bitte mit Abstand!“
Die Jungs halten sich dran. „Ich habe mich gefragt, wie ich kontaktloses Training gestalten soll. Denn während des Spiels lernen die Kinder am meisten“, führt Demir aus und ergänzt: „Aber man sieht, dass es trotzdem funktioniert. Die Kids sind glücklich, dass sie nach der Pause wieder gegen den Ball treten dürfen.“ Wann wieder Zweikämpfe trainiert werden, ist noch nicht geklärt.
Das Training ist beendet. Außen herum geht es für die etwa 30 Kinder vom Kunstrasen zum Ausgang. Christian Plitt trägt die Teams aus. Er desinfiziert Hände und Bälle. Dann geht es nach einem rund einstündigen Training wieder nach Hause.
DJK Wattenscheid dient als Vorbild für Nachbarklubs
Plitt ist froh, dass bisher alles reibungslos funktioniert hat. Ein Grund dafür: Vor Trainingsstart erklärte er die Maßnahmen in einem achtminütigen Video, das er unter den Mannschaften verbreitete. „Die Trainer, Eltern und Kinder verdienen ein großes Kompliment“, sagt er dankbar. Das funktionierende Konzept sprach sich auch in der Nachbarschaft rum. Es diente beispielsweise als Vorbild für den FC Neuruhrort. Denn auch unter Corona-Bedingungen kann Fußball Spaß machen.
Corona-Krise trifft die DJK Wattenscheid auch finanziell
Die Corona-Krise trifft die DJK Wattenscheid auch finanziell. Es fehlen nicht nur die Einnahmen durch reguläre Spieltage. Mehrere große Jugendturniere durften ebenfalls nicht stattfinden. Jugend-Geschäftsführer Christian Plitt schätzt den finanziellen Ausfall auf rund 5.000 Euro.
Bereits in den Osterferien war der Besuch der Klaus-Fischer-Fußballschule sowie das Oster-Mädchencamp geplant. Der Verein sagte den DJK-Wattenscheid-Mädchen-Cup im Juni ebenfalls ab. Eigentlich wären dann Mannschaften aus ganz Deutschland sowie aus den Niederlanden in Wattenscheid zu Gast. „Wir konnten unsere Ausgaben gerade noch auffangen, weil wir zu Beginn des Jahres die Beiträge erhöht haben“, erklärt Plitt und ergänzt: „Dennoch könnte es finanziell eng werden.“
Umso glücklicher zeigt sich der Jugend-Geschäftsführer, dass die Mitglieder ihre Beiträge nicht zurückforderten. „Das war eine große Hilfe für den Verein. Deshalb möchten wir uns nach der Corona-Krise mit einer kleinen Grill-Party bedanken“, kündigt Plitt an.
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