Bochum. Fußball zu spielen wäre mit Auflagen wieder möglich. Etliche Vereine halten sich noch zurück. Die Coronakrise sorgt für Turnierabsagen.
Auch die Saison im Jugendfußball steht unmittelbar vor dem Abbruch. Gesprochen wird jedoch nur über die Probleme im Seniorenbereich. Doch welche Probleme gibt es bei Funktionären, Trainern und Spielern speziell bei den jungen Fußballern?
Sportlich offene Fragen bei einem Saisonabbruch gibt es beim VfB Günnigfeld nicht. „Unsere Mannschaften stehen in den Tabellen alle jenseits von Gut und Böse“, sagt Jugendleiter Michael Schulz: „Schade ist allerdings, dass wir nicht persönlich mit den Jungs arbeiten können.“ So bietet der VfB mit einigen Trainern ein auf bestimmte Jahrgangsstufen ausgerichtetes Cyber-Training via WhatsApp an. Probleme kommen auf die Günnigfelder Nachwuchsabteilung vor allem in Zukunft zu. Das große Pfingstturnier an der Kirchstraße um den Ruhr-Cup wurde bereits vor Wochen abgesagt.
3000 Euro weniger in der Kasse
„Von diesem Turnier leben wir als Nachwuchsabteilung finanziell fast das gesamte Jahr. Und jetzt fehlen uns rund 3000 Euro in der Kasse. Genauso wie die Einnahmen durch den Verkauf auf dem Sportplatz bei den Spielen am Wochenende“, so Schulz. Auch sportlich gibt es Fragezeichen, wenn der Spielbetrieb weitergeführt wird. Aktuell sind für die neue Saison sieben A-Juniorenspieler in Günnigfeld angemeldet. Die Suche nach einem Verein mit ähnlichen Voraussetzungen um eine Spielgemeinschaft zu gründen, kann allenfalls nur eingeschränkt stattfinden.
„Auch ein geplanter Stammtisch der Nachwuchsabteilungen der Wattenscheider Vereine, wo diese Probleme angesprochen werden sollen, kann momentan nicht durchgeführt werden“, sieht Michael Schulz sehr viele organisatorische Probleme ungelöst.
Die Hälfte der Teamplätze ist noch offen
Gleiches gilt auch für Ralf Koslowski, Trainer der A-Junioren von Concordia Wiemelhausen, die in der Bezirksliga am Ball sind. „Natürlich gibt es Probleme, eine Mannschaft für die kommende Saison zu formieren“, bekennt der A-Lizenzinhaber offen und ehrlich. Die Hälfte der Mannschaft wechselt in der neuen Spielzeit zu den Senioren, 50 Prozent der Teamplätze sind also durch aktuelle B-Juniorenspieler oder externe Neuzugänge zu besetzen.
„Potenzielle Zugänge kann ich nicht auf dem Platz sehen, weiß nicht, wie er sich auf dem Platz gibt, ob er überhaupt zum Verein passt oder der Verein zu ihm“, sagt Koslowski. Gemeinsam mit den Spielern sieht er sich vor spezielle Herausforderungen gestellt. Und auch der gerade beim Nachwuchs wichtige direkte soziale Kontakt fehle komplett. Zwar stehe er mit seinen Spielern telefonisch oder via sozialen Medien in Kontakt, die persönliche Ansprache kann jedoch nicht stattfinden.
Aufgaben für die Nachwuchskicker
„Gerade beim Nachwuchs ist die Sozialisation der Spieler ein ganz wichtiger Aspekt. Viele Spieler haben im Verein im Trainer oder in den Mitspielern wichtige Ansprechpartner oder Ratgeber außerhalb der Eltern. Diese Komponente der Jugendarbeit ist völlig weggebrochen“, sagt Koslowski.
Die Brüder Merdan (15 Jahre) und Mervan Toku (14) spielen in der U15- beziehungsweise U14-Mannschaft der DJK TuS Hordel und sehen sich ebenfalls seit dem 13. März vom Corona-Virus ausgebremst. „Natürlich vermissen wir unsere Freunde und den Fußball“, sagt Mervan Toku. Statt Training auf dem Platz verlegt er seine Freizeitaktivitäten auf Radfahren, Joggen oder eben das Fußballspiel mit dem Bruder im Garten. Von seinem Hordeler Vereinstrainer bekamen die Nachwuchskicker verschiedene Aufgaben und Challenges gestellt, die ihr Coach in einer Tabelle zusammengeführt hat.
Verdienter Aufstieg
„Dort liege ich in meiner Mannschaft auf Platz drei“, sagt Mervan, dessen Kontakt zu seinen Mitspielern sich ansonsten auf gemeinsames Spielen an der Playstation oder über soziale Medien beschränkt.
Sportlich lief es für die U14-Mannschaft der DJK TuS Hordel bis zum Saisonabbruch rund. Als Tabellenführer der Kreisliga A wird Mervan mit seinen Teamkollegen wohl bei einem Saisonabbruch in die Bezirksliga aufsteigen. Auch sein Bruder Merdan hat das Sportliche im Blick und darf beim bevorstehenden Saisonabbruch mit der der Hordeler U15 die Meisterschaft in der Landesliga und den damit verbundenen Westfalenliga-Aufstieg feiern.
Zwar hätte er dies lieber auf dem Fußballplatz getan, dennoch ist er happy über den großen Erfolg: „Natürlich freuen wir uns darüber. Wir waren seit dem 2. Spieltag Tabellenführer. Das ist ein verdienter Aufstieg.“