Bochum. Die Mehrheit der Fußball-Bezirksligisten stimmt für einen Saisonabbruch. Ein Klub nicht. Auch Wiemelhausen will weiterspielen. Kritik am FLVW.

Es ist ein heikles, es ist ein viel diskutiertes Thema unter den Amateurvereinen im Fußball: Soll die Saison fortgesetzt werden und wie soll die Wertung bei einem Abbruch aussehen? Auch bei den Bochumer Klubs scheiden sich die Geister. Eine Umfrage bei den Westfalen-, Landes- und Bezirksligisten.

Die jüngst vom Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen initiierte Umfrage hatte ja ein recht deutliches Ergebnis hervorgebracht.

Eine klare Mehrheit (88,4 Prozent) der Klubs hat sich wie berichtet für einen Abbruch der Saison 2019/20 ausgesprochen. Lediglich 11,6 Prozent stimmten für eine Fortsetzung.

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Beim Abbruch gab es drei Varianten für die Wertung. Einen Abbruch dem aktuellen Tabellenstand und nur Aufsteigern (278/24,2 %), einen mit der Hinrundentabelle und nur Aufsteigern (345/30 %) und einen Abbruch mit der Annullierung der Saison (keine Auf- und Absteiger; 393/34,2 %). Fast 1150 der knapp 1600 angeschriebenen Vereine nahmen teil. Auch in Bochum gab es eine Mehrheit für den Abbruch – aber auch Gegner davon. Eine Entscheidung des FLVW, der auch in der kommenden Woche noch weitere Videokonferenzen abhalten will, steht noch aus.

Concordia Wiemelhausen stimmt für Fortsetzung und übt Kritik am Vorgehen des Verbandes

Westfalenligist Wiemelhausen hat für eine Fortsetzung der Saison gestimmt. Heiner Hanefeld, Vorsitzender von Westfalenligist Wiemelhausen und beruflich Rechtsanwalt, hat vor allem die juristische Seite im Auge. „Ohne die entsprechende Rechtsgrundlage kann man nicht einfach die Saison abbrechen. Das würde Klagen nach sich ziehen, und die nächste Saison wäre dann auch gleich im Teich. Rechtssicherheit ist zurzeit nur vorhanden, wenn die Saison fortgesetzt wird, sobald die Situation es wieder zulässt“, sagt Hanefeld.

Was den Concordia-Vorsitzenden stört, ist die Vorgehensweise des Verbandes. Die Abstimmung fand kurzfristig und ohne weitere Erläuterungen statt – informiert wurde laut Hanefeld mit einem Fünfzeiler per Mail. Eine Videokonferenz der Westfalenligisten, die allerdings auch keinen Konsens brachte, wurde erst im Nachhinein abgehalten. „Ich bin für alle Ehrenamtlichen verärgert, wie der FLVW mit der Thematik umgeht. Mir fehlt da die Basis für eine Abstimmung“, meint Hanefeld.

TuS Hordel stimmt für einen Abbruch mit Wertung der Hinrunde

Auch Jörg Versen, Manager des Westfalenligisten DJK TuS Hordel, hätte sich vom Verband „ein paar Zeilen und Informationen mehr“ erwartet. „Ich fände es grundsätzlich wichtig, erst einmal die ganze Geschichte inhaltlich und rechtlich abzuklären, bevor man irgendwelche Schnellschüsse macht. Man sollte lieber eine Woche mehr über eine gute Lösung nachdenken und mal mit anderen Verbänden reden“, so Versen, der aber auch Verständnis für den Verband aufbringt: „Die haben ja auch keine Glaskugel.“

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Hordel hat sich in der Abstimmung für einen Abbruch mit Wertung der Hinrunde und ohne Absteiger ausgesprochen. Versen ist da ehrlich. „Als Verein müssen wir uns natürlich fragen: Was ist für uns sinnig? Im Jugendbereich würde das bei uns einen Unterschied machen, im Winter standen drei Mannschaften auf Aufstiegsplätzen“, sagt der DJK-Manager: „Außerdem hätte dann ja jeder einmal gegeneinander gespielt, und eine Aufstockung der Ligen kriegt man auch hin.“

DJK Wattenscheid: Abbruch der Saison ist „alternativlos“

Für Reinhard Fischer, 1. Vorsitzender des Landesligisten DJK Wattenscheid, ist ein Abbruch der Saison alternativlos. „Die aktuelle Saison fortzuführen, dafür fehlt im Verein und auch bei den Spielern jegliche Motivation. Gedanklich sind wir eigentlich schon in der neuen Spielzeit“, berichtet Fischer: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und intensiv diskutiert. Letztlich haben wir dafür gestimmt, den aktuellen Tabellenstand ohne Absteiger zu werten.“

Bezirksliga: Mehrheit stimmt für einen Abbruch – aus unterschiedlichen Gründen

Die Mehrheit der Bezirksliga-Klubs stimmte für einen Abbruch, die Beweggründe waren jedoch nicht immer die gleichen.

Christian Möller ist Trainer des Bezirksliga-Tabellenführers SW Wattenscheid 08 und für einen Abbruch mit der aktuellen Wertung. Damit wäre der Aufstieg geschafft.
Christian Möller ist Trainer des Bezirksliga-Tabellenführers SW Wattenscheid 08 und für einen Abbruch mit der aktuellen Wertung. Damit wäre der Aufstieg geschafft. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

SW Wattenscheid 08 stimmte für einen Abbruch mit Aufsteigern bei der Wertung des aktuellen Tabellenstandes. Logisch, denn Wattenscheid 08 thront aktuell an der Spitze der Liga. „Vereine sollten nicht absteigen, die Vereine mit den meisten Punkten aber aufsteigen, das wäre nur fair. Natürlich ist es schade, dass wir die Saison nicht sportlich zu Ende bringen können“, erklärt 08-Trainer Christian Möller.

Und auch der TuS Kaltehardt sowie Phönix Bochum und der VfB Günnigfeld, die derzeit alle weder auf einem Auf- noch auf einem Abstiegsplatz stehen, wählten die Abbruchoption bei der Wertung des jetzigen Tabellenstandes. „Was gespielt wurde, das sollte auch zählen“, meint Kaltehardts Trainer Carsten Droll.

Schlusslicht Adler Riemke will jede Entscheidung akzeptieren

Für Adler Riemke, Tabellenletzter der Bezirksliga und aktuell damit Bochums einzige Mannschaft auf einem Abstiegsplatz, war ebenfalls nur der Abbruch eine Option. Welche Möglichkeit genau die Adler gewählt haben, darüber hielt sich der Vorstand jedoch bedeckt. „Das ist eine extrem schwierige Frage und eine wirklich gerechte Lösung, die gibt es nicht. Letztlich werden wir alles akzeptieren, was entschieden wird“, sagt der Trainer der Riemker, Roger Dorny.

Auch der CSV Linden, der TuS Harpen und der FC Altenbochum stimmten für einen Abbruch der aktuellen Saison. Der CF Kurdistan beteiligte sich indes nicht an der Umfrage.

Weitmar 45 stimmt für eine Fortsetzung der Saison

Lediglich der SC Weitmar 45 wählte die Option, die Saison fortzusetzen. „Das war sicherlich eine Entscheidung aus dem fußballerischen Impuls heraus. Unsere Zweite und die B-Jugend haben noch Chancen auf den Aufstieg, das war sicherlich ein Hauptgrund für diese Wahl. Wir sind uns aber alle bewusst, dass es logistisch und auch medizinisch fast nicht zu bewerkstelligen wäre“, so der Sportvorstand des SC 45, Robin Berg.