Wattenscheid. Das bleibt ein ungewöhnliche Saison für Nico Buckmaier und Norman Jakubowski. Erst meldete ihr Verein Insolvenz an, jetzt stoppt sie die Corona.
Die Verabredung zu den beiden Gesprächen verläuft ohne jegliche Hindernisse. Anders als manches andere Mal, als noch Mannschaftstraining, eine individuelle Einheit oder der Beruf Vorrang hatte. Unfreiwillig ist auch für Nico Buckmaier und Norman Jakubowski derzeit ein großer Teil ihres Lebens weggebrochen: Die beiden Fußballer, die bis zuletzt zum inzwischen ehemaligen Regionalligisten SG Wattenscheid 09 gehörten, legen selbstverständlich auch eine Zwangspause ein.
Das ist nichts außergewöhnliches, schließlich ruht aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus flächendeckend der gemeinsame Trainingsbetrieb. Buckmaier und Jakubowski aber gehören zu den Spielern, die es in dieser Saison zum zweiten Mal trifft. In voller Härte, und ohne Vorwarnung.
Die meisten Spieler haben neue Vereine
Im Oktober des vergangenen Jahres musste der ehemalige Bundesligist seinen Spielbetrieb in der vierthöchsten deutschen Klasse einstellen. Zuvor hatte der Aufsichtsratsvorsitzende und Hauptgeldgeber Oguzhan Can sein Amt niedergelegt – der Klub war zahlungsunfähig. In der Zwischenzeit hat das Gros der Spieler neue Vereine gefunden. Auch Buckmaier und Jakubowski hätten die Saison zu Ende spielen können. Während der frühere Spielführer beim aktuellen Regionalliga-Spitzenreiter SV Rödinghausen um den Meistertitel spielte, sollte „Nobby“ dem Bezirksligisten SV Wilhelmshaven zum Aufstieg verhelfen.
„Das ist eine Saison zum vergessen und zum lernen“, fasst Buckmaier zusammen. Der 27-Jährige habe zum einen festgestellt, „dass es nicht in der Natur liegt, soziale Kontakte zu reduzieren.“ Zum anderen vermutet der Offensivspieler, dass künftig anders über die finanziellen Belange des beliebtesten Sports der Deutschen nachgedacht wird. Auch in den unteren Ligen: „Als Viertligafußballer hat man im Grunde einen sehr gut bezahlten Teilzeitjob. Sich also noch einen weiteren Beruf zu suchen, ist für alle möglich. Jeder muss daher für sich wissen, inwiefern er für sich selbst sorgt.“
Abwehrspieler bleibt bei der SG Wattenscheid
Norman Jakubowski wiederum würde über das Erlernte am liebsten nicht zu lange nachdenken. „Die Saison ist eher zum vergessen“, sagt der 27-Jährige. Für ihn stehe allenfalls fest, dass er sich künftig keinem Verein mehr anschließen werde, bei dem finanziell alles auf Kante genäht ist. So, wie es zuletzt bei der SG Wattenscheid war. Dennoch wird er dorthin zurückkehren – wenn wieder Fußball gespielt wird.
Bisher ist der Abwehrspieler der einzige Akteur aus dem letzten SGW-Kader, der seinen Verbleib zugesichert hat. Daran ändere auch die derzeitige Situation nichts: „Sobald die Vorbereitung auf die neue Saison beginnen kann, bin ich wieder in Wattenscheid“, verspricht er. In welcher Liga der Verein dann an den Start gehen wird, sei dabei einerlei.
Derzeit gibt es nur individuelles Training
Diese Frage ist schließlich noch nicht abschließend geklärt, die Oberliga ist dabei das Maximum. Für Jakubowski spielt das keine Rolle, denn er hat längst einen anderen Weg eingeschlagen. Zwar genießt er es, dass er weiterhin auf hohem Niveau Fußball spielen kann. Doch sein Hauptjob bei einer Krankenkasse ist ihm deutlich wichtiger. Das war bereits in den vergangenen Jahren so, weshalb er in Wattenscheid vornehmlich in der zweiten Reihe agierte und weniger Spielanteile bekam.
„Mich trifft die aktuelle Situation nicht so hart. Aber jemand, der in diesem Jahr seine Karriere richtig in Schwung bringen will – für den ist das natürlich richtig schlimm.“ Sein ehemaliger Team-Kollege Buckmaier etwa hatte noch große Ambitionen. Doch auch Wattenscheids Ex-Kapitän, der sich wie Buckmaier mit ausgiebigen individuellen Einheiten fit hält, sagt: „Meine Freunde, Freundin und Familie sind mir viel wichtiger. Die Sache ist so groß, dass es egal ist, ob ich momentan Fußball spielen kann oder nicht.“