Bochum. Conner Washington und Zach Haney sollen das junge VfL-Team zum Aufstieg führen. Der Engländer und der US-Boy könnten unterschiedlicher kaum sein.

Ganz entspannt sitzen sie nebeneinander. Links am Tisch Conner Washington, der Engländer, 27 Jahre alt. Rechts daneben Zach Haney, der US-Amerikaner, 23 Jahre alt. So da sitzend wirken beide fast gleich groß. Haney aber hat seine 2 Meter und 10 und 107 Kilogramm nur ganz tief in den Stuhl und unter den Tisch geschoben. So fallen die 25 Zentimeter mehr an Körperhöhe und 26 Kilogramm mehr an Gewicht kaum auf. Das körperlich so ungleiche Duo soll helfen, dass die Basketballer der VfL Sparkassen-Stars Bochum zunächst einmal in die Playoffs der 2. Liga ProB kommen. Was dann noch geht? Das formulieren die beiden unterschiedlich. Sie meinen aber das gleiche.

Sie wollen erfolgreich sein, Punkte machen, dem Team Energie geben, Spiele gewinnen und ja, beide hätten nichts dagegen, wenn am Ende der Saison der Aufstieg stünde, der Sprung in die ProA. „The Sky is the Limit“, alles ist möglich, nach oben sind keine Grenzen, sagt denn auch Haney, der US-Amerikaner im breiten Englisch eines Texaners. So sind sie die Amis. Großartig im immer groß denken. Wer soll uns stoppen?

Der Trainer lebt den Erfolg vor

Washington sagt es etwas anders, very british, auch in der Aussprache. Er meint aber das gleiche: „Everything and anything.“ Alles und jedes. Positiv gehen sie die Aufgabe fernab ihrer Heimat an. Die Einstellung stimmt bei den beiden. Wobei sie dann auch noch wissen wollen, was der Coach, also Felix Banobre, zu der Frage nach dem Saisonziel gesagt habe.

Die Haare als ein Markenzeichen: Connor Washington absolvierte bisher ein Spiel für die VfL Sparkassen-Stars Bochum.
Die Haare als ein Markenzeichen: Connor Washington absolvierte bisher ein Spiel für die VfL Sparkassen-Stars Bochum. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Dessen Ziel ist das des Vereins. Sie haben es sich ja auch zusammen überlegt und den Weg dahin vorskizziert. Auf absehbare Zeit sollen sich die Bochumer in der ProA etablieren. „Felix believes“, Felix glaubt es, sagen die beiden als sie das hören, „so we believe.“ Also glauben wir auch dran.

Hardware und Software passen

Die Hardware, das ganze drum und herum stimmt bei den VfL Sparkassen-Stars Bochum. Die Rundsporthalle hat das für den Aufstieg in die ProA erforderliche Parkett und eine entsprechende Anzeigetafel, der VIP-Bereich ist groß genug. Am Etat können sie noch etwas schrauben beim VfL.

Auch die Software, also die Mannschaft, scheint mehr und mehr zu passen, sich zu finden. Der Start verlief ruckelig. Auch, weil Banobre in noch keinem Spiel alle als Stammspieler angedachten Akteure dabei hatte. Zunächst fehlte Lars Kamp. Der soll mal nichts anderes als der „Königstransfer“ sein. Jung aber schon erfahren und dennoch nicht am Ende seines Leistungsvermögens angekommen. Als er sich dann nach überstandener Sprunggelenksverletzung fit meldete, meldete sich fast zeitgleich Mario Blessing, der erfahrene Aufbauspieler mit einer Verletzung ab. Und Marco Buljevic, der mit seiner Erfahrung und seiner Treffsicherheit von jenseits der Drei-Punkte-Marke ebenso eine Stütze für das Team hätte sein sollen, machte gleich gar kein Spiel.

Haney trifft auch von weiter weg

Für ihn holten die Bochumer Washington. Der aber verletzte sich gleich bei seinem ersten Spiel für die Bochumer gegen Schwelm. Er verpasste die nächsten beiden Partien und wird auch im Heimspiel gegen die Itzehoe Eagles an diesem Samstag nicht dabei sein.

Immer dabei, wenn auch nicht immer ganz fit, war Haney. Beim Sieg in Oldenburg spielte er mit einer Grippe. Das hinderte ihn nicht daran, zum Matchwinner zu werden. Er hat in jedem Spiel zweistellig getroffen. Auffällig dabei, dass er sowohl Zweier als auch Dreier verlässlich trifft. Das ist für einen so großen Spieler ungewöhnlich.

Washington verletzt sich bei seinem Debüt

Er habe aber schon immer die Würfe aus allen verschiedenen Distanzen trainiert, sagt er. „Ich überlege mir das auch nicht vorher, welche Würfe ich im Spiel dann mehr nehme. Ich versuche dem Team zu helfen und zu punkten. Wenn das mit Zweiern klappt, gut. Wenn es die Dreier sind, auch gut.“

Markenzeichen Treffsicherheit: Zach Haney traf bislang in jedem Spiel für die VfL Sparkassen-Stars Bochum zweistellig.
Markenzeichen Treffsicherheit: Zach Haney traf bislang in jedem Spiel für die VfL Sparkassen-Stars Bochum zweistellig. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

So könnte es Washington auch formulieren. Auch er kann aus der Nahwurfzone treffen und von weiter weg. Gegen Schwelm machte er 16 Punkte, traf aber nur einen von sieben Dreier-Versuchen. Da ist noch Luft nach oben. Washington weiß das. Sorgen macht ihm das keine. Dafür hat er schon zu viel im Basketball erlebt.

Was passiert mit Washington beim Brexit?

Er hat sich in einem Sport durchgesetzt und seinen Weg gefunden, der nicht der angesagteste Sport in England ist. Kinder in England spielen Fußball, dann Fußball und dann Fußball. Das hat Washington auch getan. Über seine Cousins aber kam er zum Basketball und auch dadurch, dass er Videos von Streetbasketballern sah. Mit Leicester wurde er mehrmals Englischer Meister. Inzwischen spielt er für das englische Nationalteam. Zuletzt war er in Ungarn unter Vertrag. Da habe es sportlich gepasst, aber abseits der Sporthalle sei es nicht so toll gewesen für ihn, seine Frau und die jetzt acht Monate alte Tochter. Hier in Bochum sei alles prima, sagt er. „Ich kann mir auch vorstellen länger als eine Saison zu bleiben.“ Dafür müsste aber sicher auch irgendwann geklärt werden, was mit englischen Spielern passiert, wenn es wirklich zum Brexit kommt.

Freundlich, höflich, selbstbewusst

Auch Haney kann sich mit dem Gedanken anfreunden, länger in Bochum zu bleiben. Er hat den fast typischen Weg eines US-Amerikaners zum Basketball hinter sich. Er hatte einen Basketball-Korb im Garten, hat immer und später natürlich auf der Highschool Basketball gespielt. Er ist dann direkt von der Highschool nach Bochum gekommen und liebt es zu reisen. Jetzt aber gilt seine Konzentration Bochum.

Der Engländer und der US-Boy, sie wollen Erfolg haben und ihre Fußspuren hinterlassen. Sportlich überzeugend, freundlich, höflich, selbstbewusst. Und so haben die beiden auch keine Angst vor einem Team der Liga. „Die müssen“, sagen beide und grinsen dabei, „eher Angst vor uns haben.“