Wattenscheid. Baboucarr Gaye spielte für die SG Wattenscheid 09. Nach der Insolvenz hat er einen neuen Verein gefunden. Der kann ihn aber nicht verpflichten.

Baboucarr Gaye muss sich vorgekommen sein wie in einem wirklich schlechten Film. Der 21 Jahre alte frühere Torhüter der insolventen SG Wattenscheid 09 wurde auf der Suche nach einem neuen Klub nach dem Aus in der Regionalliga zwar schnell fündig. Doch die Verpflichtung des Deutsch-Gambiers gestaltet sich schwieriger als zunächst angenommen. Grund dafür ist – und das macht den scheinbar schwer erfüllbaren Wechselwunsch des gebürtigen Bielefelders so kurios – das Fortbleiben des Fußball-Obmannes der Sportfreunde Lotte.

Die sportlich Verantwortlichen des Drittliga-Absteigers würden Gaye gern rasch unter Vertrag nehmen. Doch ohne Manfred Wilke, von dem seit mehr als sechs Wochen kein Wort mehr in Lotte zu vernehmen ist, läuft beim Dorfverein nichts. Darüber berichtete der Reviersport. Dort hatte sich Co-Trainer Jo Laumann geäußert: „Ismail Atalan und unser Teammanager Tim Gorschlüter haben ihn mehrfach versucht zu erreichen, doch da kam nichts. Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Wir brauchen ihn aber schon, um einige Entscheidungen zu treffen.“

Ein Szenario wie in Wattenscheid

Schließlich ist Unternehmer Wilke der, der die Sportfreunde Lotte seit etlichen Jahren finanziell – gelinde gesagt – unterstützt. Für Baboucarr Gaye ein Szenario wie in Wattenscheid, wo der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Oguzhan Can Haupt-Geldgeber war und nach etlichen Unstimmigkeiten im Verein die Zahlungen einstellte. Das Szenario, das darauf folgte, ist hinlänglich und inzwischen deutschlandweit bekannt: Die SGW 09 ist pleite, die Spieler dürfen sich neue Klubs suchen. Bis dahin halten sie sich fit.

Ex-Kapitän Nico Buckmaier fährt dafür täglich von Gelsenkirchen bis nach Dortmund, wo er nach Informationen der WAZ bei der U23 der Borussia trainiert. Seinen alten Verein, für den schon sein Vater Ede spielte, hat er dabei weiter im Herzen. Nico Buckmaier war es ein besonderes Anliegen, die Finanzierung der kurzzeitig geretteten Jugendabteilung zu unterstützen.

Trainingsgruppe hat sich aufgelöst

Der 27-Jährige versteigerte im Internet seine Schuhe und Schienbeinschoner, die er bei seinem letzten Spiel für die Schwarz-Weißen getragen hatte. Darin erzielte er beim 2:2 in Rödinghausen zwei Tore – dem Höchstbietende waren das 310 Euro wert. Das war das Letzte, das er noch für seinen Herzensverein tun konnte. Mittlerweile hat sich schließlich auch die letzte Bastion aus der Lohrheide verabschiedet: Die Gruppe, die unter Ex-Trainer Farat Toku regelmäßig Einheiten auf dem Trainingsplatz geschoben hatte, hat sich nach WAZ-Informationen inzwischen aufgelöst.