Wattenscheid. Die Aufrufe im Internet lassen das Schlimmste erahnen. Möglich, dass das Spiel der SG 09 gegen Düsseldorf das vorerst letzte Spiel ist.

Um zu verdeutlichen, wie es um die SG Wattenscheid 09 bestellt ist, reicht die Wiedergabe eines Appell. Darin fordern die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten zum Stadion-Besuch auf. Vor dem Spiel gegen die U23 des Bundesligisten Fortuna Düsseldorf (Samstag, 14 Uhr) heißt es in dem Aufruf: „Kommt ins Stadion! Es könnte die letzte Chance sein!“

Wird das schlimmste Szenarien also wahr? Wird der Traditionsverein im Jahr seines 110-jährigen Bestehens tatsächlich die Läufe strecken und von der Bildfläche verschwinden? Konkrete Aussagen über die Zukunft des Klubs, über dessen Vermögen am 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, sind schwierig. Nein: nahezu unmöglich.

Eine Schließung ist denkbar

Es ist die Situation eingetreten, die Insolvenzverwalterin Anja Commandeur kurz nach Aufnahme ihrer Arbeit in der Lohrheide beschrienen haben soll: Jedes Szenario sei denkbar, sogar eine Schließung des Klubs sei denkbar.

In wenigen Tagen ist jedoch klar, was Tatsache ist. Die Worte, die die Verantwortlichen für den Aufruf auf der Homepage gewählt haben, klingen allerdings nach Abschied. Aber es kann immer noch etwas passieren. Ein wenig soll bereits geschehen sein. So gibt es dem Vernehmen nach einen Plan, der zumindest den Fortbestand der Jugendabteilung sichern soll.

Emotionale Aufrufe

Das erfuhr die WAZ-Redaktion aus verschiedenen zuverlässigen Quellen. Sicherheit soll jedoch erst eine offizielle Mitteilung bringen. Nach WAZ-Informationen plant Insolvenzverwalterin Commandeur diese für die kommende Woche.

Bis dahin üben sich Funktionäre des Vereins in emotionalen Aufrufen. „Seid für die Mannschaft da und unterstützt sie. Die Jungs haben es einfach verdient. Sie brauchen Euch jetzt mehr denn je. Sagt Farat Toku und den Jungs dafür einfach mal danke. Sie haben sich nie hängen gelassen“, heißt es in dem Appell etwa. Und natürlich setzt man an gleicher Stelle auf das wohl höchste Wattenscheider Kulturgut: „ Esst unsere berühmte Wurst von Thiers. Es könnte das letzte Mal sein, dass ihr sie am originalen Würstchenstand, der sie einst so berühmt gemacht hat, bekommt.“

Trainer Toku ist im Bett geblieben

Dass die Situation derart prekär ist, beschäftigt nicht nur das Fußball-Ruhrgebiet. Auch die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf teilte in den sozialen Medien den Wattenscheider Aufruf. Trotz aller Emotionen: Am samstag wird im Lohrheidestadion auch Fußball gespielt. Die Vorbereitung auf die 90 Minuten in der altehrwürdigen Spielstätte hätten dabei deutlich besser sein können.

Trainer Farat Toku musste wegen eines Infekts das Bett hüten. „Ich wollte keinen der Jungs anstecken, daher bin ich zunächst zuhause geblieben“, erklärte der 39-Jährige. Nicht mit dabei sein wird - unabhängig von seinem Gesundheitszustand - Nico Buckmaier. Der SGW-Kapitän sah beim 2:2 bei Spitzenreiter SV Rödinghausen seine fünfte Gelbe Karte und ist gesperrt. Alle anderen Spieler haben sich gesund gemeldet. Sie sollen noch einmal in den Genuss kommen, vor vollen Tribünen zu spielen - so, wie es der Aufruf verlangt: „Lasst uns gemeinsam zeigen, dass wir 09er sind. In guten wie in schlechten Zeiten. Lasst uns, in dieser emotional schweren Zeit, gemeinsam im Stadion zusammenhalten, mitfiebern und das Team feiern.“