Bochum. Mit neuen Trainern und jungen Spielern zu alter Stärke: Die Wasserball-Abteilung von Blau-Weiß Bochum steht vor einer „rosigen Zukunft“.
Mit neuen Trainern und jungen Spielern zu alter Stärke: Die Wasserball-Abteilung des SV Blau-Weiß Bochum hat die schwache Vorsaison zu den Akten gelegt. „Als Trainer“, sagt Frank Lerner, „sehen wir die Zukunft rosig.“
Frank Lerner (52) hat nach der vergangenen Spielzeit die Erst- und Zweitliga-Mannschaft der Frauen von Frank Schumacher übernommen. Der langjährige Bochumer, einst Kapitän der Bundesliga-Mannschaft von Blau-Weiß, ist aus Duisburg zu seinen Blau-Weißen zurückgekehrt. Beim ASC Duisburg (U17) und beim Duisburger SV 98 (Bundesliga Herren) hat er ein paar erfolgreiche Jahre hingelegt, und sein Ehrgeiz ist ungebrochen.
Knochenhartes Training - und die Spielerinnen ziehen voll mit
Acht Mal können seine Spielerinnen trainieren in der Vorbereitung, fünf Mal im Wasser, drei Mal im Kraftraum. „Das ist nicht lustig, was ich verlange“, sagt Lerner, der Leistungstrainer. „Das ist ein knochenhartes Programm. Und die Spielerinnen ziehen das gnadenlos durch“, ist der 52-Jährige begeistert von der Leistungs- und Lernbereitschaft seines extrem jungen Teams. Durchschnittsalter: 17,5 Jahre.
Blau-Weiß ist mit zwölf DM-Titeln immer noch der Deutsche Rekordmeister, auch wenn der letzte Triumph schon einige Jahre zurückliegt, 2011 war das. „Da wollen wir wieder hin“, sagt Lerner. Und zwar mit eigenen, jungen Kräften, die von Saison zu Saison an den Aufgaben und als Team wachsen sollen. „Derzeit sind wir noch komplett im Umbruch, der in der Vorsaison schon begonnen hat“, weiß Lerner.
Fünfjahres-Konzept für die Rückkehr an die Spitze
Ein Fünf-Jahres-Konzept liegt den neuen Zielen zugrunde, dann sind die Olympischen Spiele 2024, dann soll Deutschlands Frauenteam mit dem Bochumer Bundestrainer Arno Troost (58), auch ein einstiger Erfolgscoach der Blau-Weißen, wieder dabei sein. Dann soll auch Blau-Weiß wieder eine führende Rolle spielen. National sowieso. Und international, so das Ziel, „wollen wir schon in drei Jahren wieder mitspielen“.
Der Weg jedenfalls ist klar konzeptioniert in dem mit fast 7000 Mitgliedern großen Verein mit dem eigenen Bad im Wiesental, wobei die meisten freilich (Breitensport-)Schwimmer sind. Das eigene Bad - im Sommer ein Freibad, im Winter ein Hallenbad - ist ein großes Plus des Vereins, der das Problem der fehlenden Wasserzeiten in Zeiten von Schwimmbad-Schließungen damit weitaus besser kompensieren kann.
Nachwuchs wird früh an die ersten Mannschaften herangeführt
Und: Im Frühling wurde eine neue Spitze des Gesamtvereins gewählt, „es tut sich was“, sagt Lerner, und seine Mitstreiter an führender Front im Wasserballbereich, Katrin „Kadder“ Dierolf (Nachwuchs) und Peter Voß (Männer), nicken zustimmend. So trainieren nun die besten Nachwuchsteams der weiblichen Jugend (U16/U18) am gleichen Ort und Tag wie die Damen, auch bei den Jungs gilt dieses Prinzip: Damit soll die Durchlässigkeit erhöht werden, starke Talente trainieren dann eher mal bei den Großen mit.
Und: Insgesamt gibt es mehr Trainer für die insgesamt 19 gemeldeten Wasserball-Teams mit 150 Aktiven, von der U10 bis zur U18 sowie den Damen und Herren. Zum Trainerteam gehört mit Milos Urosevic (38) auch ein eigener Mann für die Torhüter.
Erste Erfolge gibt es bereits im Nachwuchsbereich. Die Jungs der U16 von Katrin Dierolf haben sich erstmals seit Jahren für die Zwischenrunde zur DM-Endrunde qualifiziert, spielen jetzt am 9./10. November noch um die Plätze fünf bis acht, und zwar im Unibad. Kommende Saison spielt die U18 erstmals seit langem wieder in der Bundesliga. „Die Jungs“, schwärmt Dierolf, „haben mega Bock.“
Kooperation mit Schulen läuft sehr gut
Bei den Frauen wie auch bei den Männern ist das der Weg: Talente zu fördern, Talente zu begeistern, Talente zu Topspielern Deutschlands auszubilden. Zum Gesamtkonzept zählt auch die Kooperation mit bereits fünf Schulen, in denen Wasserball-AGs angeboten werden. Mats Hildebrandt zum Beispiel, der 16-Jährige aus dem Voß-Kader des Zweitligisten, ist einer der Spieler, die über die Schul-AG zum Leistungssport bei Blau-Weiß gekommen sind.
17,5 Jahre also sind die Spielerinnen von Frank Lerner im Schnitt jung, im Frauen-Wasserball auf diesem Niveau ist das einzigartig. Auch künftig will Blau-Weiß keine „fertigen“ Spielerinnen gezielt ansprechen und verpflichten, „das ist nicht unser Weg.“
Nur noch sechs Teams spielen in der Frauen-Bundesliga
Nach dem siebten und letzten Platz in der Vorsaison, als die Blau-Weißen viel Lehrgeld zahlten, „wollen wir in dieser Saison eine bessere Rolle spielen“, gibt Lerner das Ziel der Phase I des „Masterplans“ vor. Ab dem 9. November geht die Bundesliga in die nächste Runde, Blau-Weiß startet beim amtierenden Meister und Pokalsieger Wasserfreunde Spandau 04 Berlin. Nur noch sechs Teams sind bei den Frauen erstklassig, nachdem auch Chemnitz sein Team nicht mehr gemeldet hat: Waspo Hannover, der einstige Dauerkonkurrent im Titelkampf Bayer Uerdingen, ETV Hamburg und Nikar Heidelberg spielen neben Blau-Weiß und Spandau noch ganz oben mit.
Routiniers führen die Jüngeren
Die Routiniers der Blau-Weißen sollen dabei durchaus auch die Jüngeren heranführen und mitziehen. Torhüterin Felicitas Saurusajtis und Alexander Greine zählen bereits zur Nationalmannschaft, auch Marlene Zimmermann oder Vivien Hohenstein sind Führungskräfte. Zur U17-Nationalmannschaft haben es bisher Kim Büchter, Josy Wolff, Jana Stüwe geschafft, und selbst 14- bis 15-Jährige zählen bereits zum Bundesliga-Kader. Dem Kader, dem die Zukunft gehören soll.