Bochum. Zum zweiten Mal hat sich Sabine Lischka, Triathletin des SV Blau-Weiß Bochum für den Ironman Hawaii qualifiziert. Die Erwartungen sind gestiegen.
Schon zu Beginn des Jahres 2019 hat sich Sabine Lischka den 12. Oktober dick und rot im Kalender angestrichen. Den Tag der Ironman-Weltmeisterschaften auf Hawaii. Mit dem Altersklassensieg beim Ironman Kopenhagen Mitte August hat die Triathletin des SV Blau-Weiß Bochum perfekt gemacht. Nun fiebert sie ihrem Start auf Hawaii entgegen, ihrem zweiten überhaupt. WAZ-Mitarbeiter Martin Jagusch sprach mit der Wittener Gesamtschullehrerin über ihren Start in Kona. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und zum ein Marathonlauf warten auf die Bochumerin.
Worin liegt der Unterschied zu Ihrem ersten Start auf Hawaii im Jahr 2017?
Sabine Lischka: Vor zwei Jahren ging es für mich vor allem darum Erfahrungen zu sammeln. Mein Ziel damals war es einfach ins Ziel zu kommen und glücklich zu sein. Dieses Jahr habe natürlich ganz andere Erwartungen. Ich will in meiner Altersklasse unter die Top 10 ins Ziel reinkommen. Top 5 in meiner Altersklasse wäre natürlich grandios. Dann dürfte ich auch zur Siegerehrung.
Welchen Einfluss haben die klimatischen Umstände?
Einen Großen. Bei meinem ersten Start hatten wir über 55 Grad Celsius auf Hawaii. Da muss man sich die Kräfte natürlich gut einteilen.
Welche Erinnerungen haben Sie noch an den damaligen Wettkampf?
Beim Schwimmen gab es die letzten 400 Meter vor dem Strand eine so heftige Rückströmung, dass ich es beinahe nicht ans Ufer geschafft hätte. Darüber habe ich mich heftig geärgert. Das Radfahren damals war mega brutal, weil einfach der Wind total krass war. Ich hoffe, dass ich damit dieses Jahr einfach besser klar komme. Ich bin jedenfalls viel fitter geworden.
Wann erfolgt der Start?
Meine Altersklasse startet später als vor zwei Jahren, erst um 7.15 Uhr. Das heißt, dass wir von Anfang an genau in der starken Strömung und im Wellengang drin sind. Von 6.30 Uhr bis 6.45 Uhr ist die Super-Startzeit, da gibt es deutlich weniger Wellen.
Wo trainieren Sie das Freiwasserschwimmen?
Eigentlich überhaupt nicht mehr. In der Ruhr haben sie mich schon einmal rausgefischt und mir eine Geldstrafe und eine Anzeige verpasst. Deshalb gehe ich jetzt überhaupt nicht mehr Schwimmen. Schwimmen ist total aus meinem Trainingsplan gestrichen. Beckenschwimmen ist mit dem Freiwasserschwimmen nicht zu vergleichen.
Wie behält man bei mehreren 1000 Startern den Überblick, wo man im Wettkampf genau platziert ist?
Dieses Jahr startet die Altersklasse 25 bis 29 Jahre in einer Startwelle. Das heißt, ich habe meine Konkurrentinnen direkt bei mir. Das macht die Sache einfacher.
Gibt es eine Zielzeit?
Meine persönliche Bestzeit habe ich in Kopenhagen mit 9:34 Minuten aufgestellt. Auf Hawaii möchte ich nach zehn Stunden im Ziel ankommen.
Wo sehen Sie gegenüber von vor zwei Jahren Steigerungspotenzial?
Beim Laufen möchte ich einen Tacken schneller werden. Nicht sechs Minuten je Kilometer laufen, sondern um die 5:30 Minuten. In Kopenhagen bin ich schon unter 5 Minuten den Kilometer gelaufen.
Waren Sie vor dem entscheidenden Qualifikationswettkampf in Kopenhagen angespannt?
Sabine Lischka: Ich bin tatsächlich ganz entspannt in den Wettkampf gegangen. Ich habe mir gesagt okay, entweder es klappt oder es klappt nicht. Ich bin generell am Start immer total entspannt. Da kriegen alle anderen um mich herum schon immer eine Krise. Ich habe dann einfach mein Rennen gemacht.
Wie war das für ein Gefühl, als in Kopenhagen klar war, dass Sie ihr Saisonziel mit der Hawaii-Qualifikation erreicht haben?
Das war auf der Laufstrecke. Ich war von Beginn an eigentlich viel zu schnell unterwegs. Mein Trainer hat beinahe eine Krise gekriegt. Meine Füße waren außerdem taub, weil es einfach so kalt war. Ich habe mir gesagt, lauf einfach weiter. Entweder es kommt irgendwann der mit dem Hammer oder nicht. Meine Konkurrentin lag fast zwölf Minuten vor mir. Nach 28 Kilometern habe ich sie dann eingeholt und bin an ihr vorbei gesprintet. Da wusste ich, dass ich meine Qualifikation in der Tasche habe und nur noch die 14 Kilometer bis ins Ziel laufen musste. Ich war in dem Marathon in einer absoluten Adrenalin-Droge. Ich habe bis zum Ziel nur gelacht und gegrinst.
Wann sind Sie in die Saisonvorbereitung gestartet?
Meine Vorbereitung auf die Saison war eigentlich grauenhaft. Ich hatte total viele Probleme. Meine Vorbereitung auf die Saison hat im November 2018 begonnen. Irgendwann habe ich dann Knieprobleme bekommen. Erst Dr. Schubert hat herausgefunden, dass ich mir den Kiefer ausgerenkt hatte, der einen Nerv traf, der genau ins Knie geht. Das zog sich bis Februar hin. Anfang April wurde ich dann auch noch krank. Im Trainingslager auf Mallorca habe ich mir dann im Kraftraum einen Hexenschuss geholt. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ende Mai haben wir dann erst wieder angefangen. Dann hat mich auch noch ein Magen-Darm-Virus erwischt. Mittlerweile bin ich aber auf einem viel höherem Niveau als die Jahre zuvor.
Wie sah die direkte Vorbereitung auf Hawaii aus?
Bis Ende September hatte ich noch lange und intensive Trainingseinheiten. Anschließend waren es einige kurze, knappe und knackige Einheiten. Am 4. Oktober fliegen wir dann ja bereits nach Hawaii. Auf Hawaii bin ich dann noch die Radstrecke abgefahren und ein bisschen gelaufen, um mich einfach zu akklimatisieren.
Wir finanziert man als Amateursportlerin den Start auf Hawaii?
Das ist nicht so ganz einfach und geht nicht ohne Sponsoren. Mich unterstützen verschiedene. Unter anderem aus Velbert und Dortmund.
Und wie teuer ist jetzt der Ausflug nach Hawaii?
Der kostet inklusive Flügen und Mietwagen sicherlich knapp 9000 Euro. Alleine die Startgebühr zum Iron Man Hawaii beträgt umgerechnet knapp 1000 Euro. Schon für den Start in Kopenhagen musste ich 800 Euro Startgebühr bezahlen.