Wattenscheid. Die SG Wattenscheid 09 kommt nicht zur Ruhe. Sportdirektor Peter Neururer drohte indirekt erneut mit einem Rücktritt. Er spricht von Chaos.

Es wäre einmal mehr an der Zeit, ein neues Fußball-Märchen zu schreiben. Am Freitag gastiert die SG Wattenscheid 09 zum Regionalliga-Schlager bei Rot-Weiss Essen, und nichts wäre der Mannschaft von Farat Toku wohl lieber, als den mit namhaften Akteuren enorm verstärkten Revier-Nachbarn vor dessen Publikum gehörig zu ärgern.

Denn: Bei RWE scheinen sie in diesem Jahr einen Plan zu haben. Wie sonst wäre die Verpflichtung von Ex-Bundesliga-Trainer Christian Titz oder des ehemaligen Zweitliga-Spielers Dennis Grote zu erklären? An der Hafenstraße haben sie nach dem Einstieg des Modedesigners Naketano vor allem eines, was die SGW kaum hat: Geld. Und diese Fallhöhe macht neuerliche Begegnungen der ehemaligen Zweitliga-Konkurrenten so besonders reizvoll.

Wieder einmal droht der große Knall

In dieser Woche allerdings gerät das prestigeträchtige Aufeinandertreffen zwischen Rot-Weiss und Schwarz-Weiß (Freitag, 19.30 Uhr) in Wattenscheid mal wieder eher zu einer Nebensächlichkeit. Obschon sich aus Sicht der SGW am fünften Spieltag entscheidet, ob die Toku-Elf mit einem Fehlstart in die noch junge Saison gegangen ist. Denn ein Sieg beim Liga-Krösus würde die 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den Aufsteiger SV Bergisch Gladbach vom vergangenen Samstag wohl vergessen machen. Doch an der Lohrheide droht einmal mehr der große Knall: Sportdirektor Peter Neururer droht einmal mehr zwischen den Zeilen mit seinem Rücktritt.

Spieler sollen diese Woche ihre Gehälter bekommen

In dieser Woche, so der gebürtige Marler, wolle er sich mit dem Aufsichtsrat zusammensetzen. „Dann schauen wir, ob und wie es weitergeht.“ Bereits am vergangenen Freitag berichtete diese Redaktion von andauernden finanziellen Problemen beim Viertligisten, der seinen Spielern immer noch Gehälter aus den Monaten Juni und Juli schuldet. Aufsichtsratsmitglied Hans Mosbacher hat angekündigt, die ausstehenden Beträge anzuweisen - damit wäre diese Baustelle erledigt.

Neururer sieht die tägliche Arbeit bei der SG 09 gefährdet

Hart umkämpft war die Partie der SG Wattenscheid 09 gegen Bergisch Gladbach, am Ende verlor das Team um Celllou Diallo (l.).
Hart umkämpft war die Partie der SG Wattenscheid 09 gegen Bergisch Gladbach, am Ende verlor das Team um Celllou Diallo (l.). © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch Sportdirektor Neururer sieht aufgrund der ungeklärten finanziellen Zukunft des Vereins die tägliche Arbeit bei der SGW stark beeinträchtigt. Es hapere an der Kommunikation im gesamten Verein, so der ehemalige Profi-Trainer gegenüber dieser Redaktion. Einzig die Aufsichtsratsmitglieder Josef Schnusenberg, Horst Poganaz und Hans Mosbacher nimmt er neben den Beschäftigten des sportlichen Bereichs von dem Generalvorwurf aus.

Zwar wolle und könne er aussichtsreiche Gespräche mit potenziellen Sponsoren zum Abschluss bringen. „Aber dann ist die Geschäftsstelle wieder nicht besetzt, und niemand weiß, was er zu tun hat. Das ist abschreckend. Es passiert ja jeden Tag etwas anderes, womit niemand gerechnet hat.“

Der Sportdirektor spricht von Chaos und einer „Falle“

Im Verein sieht er untragbare Zustände. „So etwas chaotisches wie in Wattenscheid habe ich noch nie erlebt. Im administrativen Bereich ist mir so etwas Amateurhaftes noch nicht untergekommen“, klagt der 64-Jährige.

Oguzhan Can wehrt sich gegen die Vorwürfe

Immer wieder hatte der frühere Trainer des VfL Bochum darüber gesprochen, dass er zwar sein Wort gegeben habe, es jedoch nur unter der Voraussetzung halten könne, dass glaubwürdig miteinander umgegangen werde. Das sieht er nach dem Rückzug des Haupt-Geldgebers Oguzhan Can nicht mehr gegeben. Die Zahlen, mit denen man ihn zu Beginn seiner Tätigkeit konfrontiert habe, seien nicht haltbar. Neururer: „Man hat mich in eine Falle geführt.“

Can wehrt sich gegen diese Aussagen. Gegenüber dieser Redaktion sagt er: „Ich habe keinen Schuldenberg hinterlassen. Ich habe zugesagt, mein Darlehen zu stunden. Ich möchte nicht noch eine zusätzliche Last sein.“