Wattenscheid. Sie wurden Dritte bei der Staffel-WM - und wollen in diesem Sommer weiter glänzen: die Sprinter Maurice Huke und Robin Erewa vom TV Wattenscheid.
Die Norm für die Weltmeisterschaft lässt noch auf sich warten. Am heißen Sonntag rannte Robin Erewa, der 200-Meter-Mann des TV Wattenscheid 01, in Mannheim auf Rang zwei in 20,47 Sekunden. Das ist zwar neue Jahresbestzeit, aber es reicht noch nicht für das WM-Ticket für Doha/Katar (20,40 Sekunden).
Ein Grund zur Panik ist das nicht für den 28-Jährigen, der immer so locker rüberkommt, aber so hart trainiert für seine Ziele. Erst am 3. und 4. August steigt in Berlin die Deutsche Meisterschaft - bis dahin soll die Norm fallen. Denn das stellt der ehrgeizige Sprinter klar: „Ich will bei den Deutschen Meisterschaften gewinnen und die Norm knacken, damit ich in Doha laufen kann“, sagt Erewa, der Führende der deutschen Jahresbestenliste über seine Spezialstrecke. Platz eins in der Bestenliste Deutschlands? Geschenkt. „Davon kann ich mir am Ende des Tages nichts kaufen“, sagt der amtierende und mehrmalige Deutsche 200-Meter-Meister und Olympiateilnehmer 2016.
Dritter der Staffel-WM ist Maurice Hukes größter Erfolg
Es ist Trainingstag in Wattenscheid, in der Mensa des Olympiastützpunktes sitzt ihm Maurice Huke gegenüber. Und nickt zustimmend. Mit seinem langjährigen Teamkollegen hat er in diesem Jahr seinen international größten Erfolg eingefahren: Im Mai rannte die deutsche Sprint-Staffel mit Startläufer Huke und Schlussläufer Erewa, dem dieses Kunststück auch 2015 auf den Bahamas schon gelungen war, sensationell zur Bronze-Medaille, und zwar mit neuem Deutschen Rekord in 1:21,26 Minuten.
Nur die USA und Südafrika waren im japanischen Yokohama schneller über die 4x200 Meter, dagegen landeten starke Sprinter-Nationen wie Jamaika oder Frankreich hinter den Deutschen. „Das war eine coole Erfahrung, das hat Spaß gemacht“, sagt Maurice Huke, und Erewa muss lachen: „Auch wenn wir gar keine Medaille bekommen haben.“ Warum? Weiß kein Mensch. Die Japaner verteilten nur Gold, Bronze bekam niemand um den Hals gehängt.
Eine Erkrankung bremst Maurice Huke aus
Der Erfolg bleibt, die Erinnerung, und doch hatte die Tour nach Fernost ein Nachspiel, das den 26-jährigen Huke jetzt sportlich zum Verhängnis werden könnte. Vielleicht nämlich dort hat er sich infiziert, eine Form der Borreliose hat ihn seitdem geschwächt, ergaben später die Blutwerte. Huke musste Dampf rausnehmen im Training, er nennt das einen „Durchhänger“ über mehrere Wochen. Müdigkeit plagte ihn aufgrund der Erkrankung.
Jetzt geht es langsam wieder bergauf, die Sommer-Saison hat der Sohn des Ex-Sprinters und Vereins-Managers Michael Huke längst nicht abgeschrieben: Er will sich mit Leistung das DM-Ticket sichern und in Berlin wieder richtig Gas geben wie noch im Frühling dieses Jahres.
Physiotherapeuten peppeln die Athleten immer wieder auf
Auch dank der Hilfe der Wattenscheider Physiotherapeuten Andreas Falarzik und Frank Speyer, die Huke und Erewa nur allzu gut kennen. Immer wieder zwickt und drückt es hier, immer wieder werden die Hochleistungssportler aufgebaut. Auch Erewa hatte zuletzt leichte Probleme im Beuger, rennt aber trotzdem Topzeiten wie jetzt in Mannheim. Und im Winter war er wegen einer Schambein-Entzündung vier Monate außer Gefecht, auch das: ist abgehakt.
Verletzungspech kommt immer wieder im Sommer
Das Verletzungspech begleitet hat Maurice Huke noch mehr als seinen Kollegen. Im Winter trumpfte er oft auf, wurde dreimal Deutscher Vizemeister in der Halle. Im Sommer gab es oft den Rückschlag, weshalb er nun erwägt, in der kommenden Saison die Hallen-Serie sausen zu lassen. Ein Muskelbündelriss setzte ihn 2012 ein Jahr außer Wettkampfgefecht, es folgten unter anderem eine langwierige Schambeinentzündung, ein Schlüsselbeinbruch 2017. Jetzt die Borreliose, die er hoffentlich bald komplett überwunden hat.
Ja, sagt Huke, der Stehaufmann, sich immer wieder zurückzukämpfen, war und ist nicht immer einfach. „Es gab Momente mit dem Gedanken aufzuhören“, sagt er nachdenklich. Japan, dieser dritte Platz bei der Staffel-WM, „hat mich in dieser Saison wieder sehr beflügelt“ - es geht weiter.
Die Firma hilft dem Stehaufmann, der beruflich abgesichert ist
Huke aber hat auch vorgebaut, er ist Profi und beruflich zugleich eingespannt - das ist in der Leichtathletik anders als im hochpreisigen Fußball. 20 Stunden pro Woche arbeitet der Wattenscheider als Projektmanager bei einem Kugellager-Handel in Bochum, bei der Friedrich-Picard GmbH. Die Firma ermöglicht es ihm, seine Karriere fortzusetzen. Ist sie vorbei, steht er voll und ganz im Beruf. „Es gibt schon viele Ideen und Visionen“, sagt er. Diese Sicherheit stärkt Huke auch im Wettkampf: Seine Zukunft hängt nicht an einem Sprint.
Das gilt auch für Erewa, den Sportsoldaten, mit dem Huke so oft trainiert beim TV Wattenscheid unter Coach Andreas Ernst. Im Idealfall aber sind die beiden Kumpel in gut einem Monat Konkurrenten: im Finale der Deutschen Meisterschaft.