Eigentlich sollte ja alles besser werden nach dem Klassenerhalt. Doch erneut warten die Spieler der SG Wattenscheid 09 auf ihre Gehälter.
Zehn Tage nach dem Trainingsauftakt in der Lohrheide plagen die Spieler der SG Wattenscheid 09 einmal mehr große Probleme. Wenig überraschend: Es geht mal wieder ums Geld. Üblich ist, dass die Spieler ihre vertraglich zugesicherten Gehälter zum 15. eines jeden Monats erhalten. Dieser Termin liegt nunmehr eineinhalb Wochen in der Vergangenheit. Zum Trainingsauftakt am 16. Juni jedenfalls hatten die Fußballer des chronisch unterfinanzierten Traditionsklubs ihr Geld noch nicht erhalten.
Und auch die ausstehenden Beträge für die Trainer und Betreuer der SGW-Jugendabteilung sind noch nicht eingegangen. Zu Beginn dieses Monats hatte Rechtsanwalt Christof Wieschemann - bis zu seinem Rücktritt im September des vergangenen Jahres selbst Mitglied des Aufsichtsrates - die Verantwortlichen der SGW in einem Schreiben zur Zahlung der offenen Summen aufgefordert. Da auch in diese Angelegenheit keine Bewegung gekommen ist, soll dem Vernehmen nach Klage erhoben werden.
Und weiter: Nach Informationen dieser Redaktion soll Vereinsvorstand Dragan Markovic den Aufsichtsratsvorsitzenden Oguzhan Can, der zudem Haupt-Geldgeber ist, schriftlich zur Überweisung der Gehälter aufgefordert haben. Der Unternehmer soll dieser Aufforderung, die ihn Mitte Juni erreichte, zugestimmt und eine zeitnahe Anweisung veranlasst haben.
Situation bleibt bedrückend
Wie diese Redaktion jetzt erfuhr, hat Can seinen Worten keine Taten folgen lassen. Und obschon diese Informationen keine Neuigkeiten im eigentlichen Sinn sind: Eine Wasserstandsmeldung bezüglich der Lösung einer unbefriedigenden Situation wird in der Phase der Kaderplanung immer zu einer neuen Nachrichtenlage.
Die Situation bleibt bedrückend vor dem Hintergrund des vorgeblichen Aufbruchs in eine positive Zukunft nach dem Klassenerhalt. Zwar hat Innenverteidiger Norman Jakubowski, wie von dieser Redaktion prognostiziert, seinen Vertrag in Wattenscheid unterschrieben - er ist der zwölfte Spieler, der für die kommende Saison zugesagt hat - doch die Suche nach neuen Kräften wird durch derlei Nachrichten erschwert.
Hinzu kommt: Gesprochen wird nur hinter vorgehaltener Hand und mit äußerster Vorsicht, niemand traut sich, sein Leid öffentlich zu klagen. Und die Vereinsspitze? Sie schweigt. Aufsichtsrat Can ließ eine Anfrage dieser Redaktion erneut unbeantwortet, Sportdirektor Peter Neururer möchte sich ausschließlich zu sportlichen, nicht aber zu vereinspolitischen Themen äußern. Trainer Farat Toku kümmert sich ohnehin mit großer Akribie um sein Team, das er sich einmal mehr mühsam zusammenschustern muss. Das ist in diesem Sommer fast noch schwieriger als in den Jahren zuvor.
Niemand traut sich aus der Deckung
Zum einen, weil wieder einmal Leistungsträger die Lohrheide verlassen haben. Zum anderen, weil Neururer und Toku erst später als geplant mit der Planung beginnen konnten. Bemerkenswert jedoch, und das ist dem Sportdirektor wichtig: Innerhalb der Mannschaft sorgt die unsägliche Thematik zwar für Gesprächsstoff. „Aber wenn ich sehe, wie professionell Kapitän Nico Buckmaier im Sinne des Vereins handelt und mit dieser Situation umgeht, dann macht mich das sehr stolz“, betont Neururer. Der Sportchef weiter: „Er kennt die Situation leider schon und weiß, was er vor allem den neuen Spielern dazu sagen soll.“
Es stellt sich jedoch die Frage: Ist das die hauptsächliche Aufgabe eines Kapitäns? Und wie lange soll er sie noch übernehmen müssen?