Aufsteiger CF Kurdistan steht nach 16 Spielen an der Spitze der Kreisliga A1 – mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf den Polizei SV.
Aufsteiger CF Kurdistan steht nach 16 Spielen unangefochten an der Spitze der Kreisliga A1 – mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf den Zweitplatzierten Polizei SV. Dabei hat Kurdistan sogar noch die Möglichkeit, den Vorsprung mit einem Nachholspiel auf zehn Punkte auszubauen. Für Kenner der Mannschaft kommt der Erfolg aber nicht von ungefähr. Der CFK verfügt über mehrere Spieler, die bereits in höheren Ligen gespielt haben und mit Muhammad Amin Alati einen Trainer, der in Syrien bereits Erfahrungen als Spieler und Trainer in der höchsten Liga sammeln konnte.
Der 51-jährige Alati floh vor drei Jahren vor dem Bürgerkrieg aus Syrien, um sich und seiner Familie ein besseres, vor allem sicheres Leben ermöglichen zu können. Zusammen mit seinem damals 15-jährigen Sohn konnte er dem Grauen des Krieges über das Mittelmeer entkommen. „In Aleppo gab es zu der Zeit viele Bombenangriffe“, erklärt er. „Und auch wenn es mir finanziell eigentlich ganz gut ging in Syrien, hatte ich Angst um mein Leben und das meiner Familie. Ich habe dann meinen Sohn mitgenommen, weil er stark genug für die Strapazen der Reise war und habe nach zweieinhalb Jahren meine Frau und eine meine Töchter nachgeholt.“ Alati und seine Familie fühlten sich in Deutschland hervorragend aufgenommen. Er sagt: „Ich habe nur Gutes zu berichten.“
In Syrien spielte Alati für al-Ittihad SC Aleppo und kam nach eigener Schätzung in seiner aktiven Karriere, die von circa 1980 bis 1987 andauerte, auf ungefähr 300 Erstligaspiele. Zusätzlich trat er noch für die U19-Nationalmannschaft Syriens an. Im Anschluss an seine Spielerlaufbahn trainierte Alati mehrere Erstligaklubs, unter anderem al-Ittihad und al Shorta aus Damaskus.
War die Umstellung vom syrischen Spitzenfußball zum deutschen Breitensport groß und schwierig für einen erfahrenen Mann wie ihn? „Als ich hier ankam, habe ich direkt an einer Schulung in Leipzig teilgenommen. Und ich habe mir auch schon vorher in Syrien viele Bundesligaspiele angeguckt, hauptsächlich von Bayern und Dortmund“, berichtet er. „In Deutschland wird mehr Wert auf Kondition und Taktik gelegt. In Syrien ging es mehr um die Technik.“ Kannte er denn damals auch schon den VfL Bochum? Alati schmunzelt: „Ja, den VfL kannte ich noch von seiner Bundesligazeit. Nach meiner Ankunft in Bochum habe ich mir und meinem Sohn auch den Traum verwirklicht und ihn direkt mit ins Stadion genommen.“
Für seinen CF Kurdistan hat Alati indes große Pläne. In diesem Jahr möchte er zunächst den Aufstieg in die Bezirksliga erreichen. Sollte alles weiter so gut funktionieren, soll es auch noch höher hinaus gehen: „Bisher machen alle ihre Sache wirklich gut, und ich bekomme auch viel Hilfe von den Verantwortlichen. Jeder hilft jedem im Verein, das ist schön. Wenn das so bleibt, werde ich auch weiter hier arbeiten.“ Ein Problem sieht er indes in den Platzbedingungen. „Wir haben ja einen Rasenplatz in Werne“, beginnt er. „Im Winter müssen wir deswegen manchmal auf einen Aschenplatz umsteigen. Davon sind die Spieler nicht so begeistert.“
Hat er abgesehen davon noch einen weiteren Wunsch für die Zukunft? Alati wird nachdenklich und erklärt: „Ich habe noch eine weitere Tochter, die in Syrien Chemie studiert. Ich habe sie das letzte Mal im September 2015 gesehen.“